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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
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in
Bremen strategisch eher ungünstig, denn die Kollegen des Gremium MC sollten
von meinen Ambitionen vorerst nichts mitbekommen. Schließlich hatte ich noch
immer ein wichtiges Amt als Sicherheitschef inne, und in Anbetracht dieser
Position wäre es eher ungesund gewesen, wenn meine Wechselabsichten frühzeitig
bekannt geworden wären. Ich fuhr deshalb nach Hannover, ganz offiziell mit meiner
Jacke und dem Gremium-Patch hintendrauf, sodass ich auch rein äußerlich
zunächst nicht Verbotenes tat. Ich stattete einfach einem anderen Club einen
Besuch ab - mehr nicht.
    Selbstverständlich hatte ich auch den Hintergedanken, dass
meine »Uniform« und meine »Abzeichen« mir einen gewissen Respekt verschaffen -
und ein wenig mein Selbstbewusstsein stärken würden. Die volle Montur machte
mit Sicherheit mehr her als nur ein Biker-Shirt von der Stange, und solange ich
nicht in der Taco-Robe bei den 8lern auftrat, war die ganze Sache auch nicht
weiter gefährlich, schließlich standen sich Gremium und die Angels einigermaßen
wohlgesinnt gegenüber.
    Der Besuch beim offenen Abend in Hannover lief ganz gut,
und mein Entschluss, zu Rot-Weiß zu wechseln, verfestigte sich immer mehr. Und
so wagte ich mich doch zu einem offenen Abend beim Charter »West Side« in
Bremen. Was ja kein Wagnis im eigentlichen Sinne war. Es gestaltete sich
letztlich wie der Besuch eines Fremden in einer Dorfkneipe, wo jeder jeden
kannte. Das hieß: Man wurde zunächst einmal schief angeschaut, und dann sah man
weiter... Aber darum ging es ja auch nicht. Ich wagte den Besuch, weil mich der
Gremium MC endgültig am Arsch lecken konnte und es mir völlig gleichgültig
war, ob ich bei meinem Besuch im Bremer Angels-Quartier gesehen wurde oder
nicht.
    Meine Idee, dass ein Wechsel schneller und reibungsloser
passieren könnte, wenn ich einige Leute mit zu den Hells Angels »West Side«
mitbringen würde, veranlasste mich, ein paar Jungs von Gremium anzusprechen,
von denen ich glaubte, man könne sich auf sie verlassen. Und so erklärte ich
ihnen unter vier Augen, was ich vorhatte. Natürlich gehörte sich das nicht.
Allein zu wechseln war unter normalen Umständen schon unanständig genug, aber
auch noch die Guten abziehen zu wollen - das war nicht in Ordnung. Mir war es
in der Situation aber wichtiger, die Sache für mich irgendwie zu erleichtern.
Denn ich hatte in der Szene schon einiges an Gerüchten über die 81er gehört:
Wer zu den Angels wollte, hatte fortan eine Sieben-Tage-Woche. Mir war klar,
dass die ganze Sache kein Zuckerschlecken werden würde. Mein Ansatz war
deshalb, die Schinderei vielleicht auf ein paar Schultern zu verteilen, damit
die Gefahr nicht ganz so groß sein würde, dabei verheizt zu werden. Man kannte
doch schließlich den Spruch vom geteilten Leid.
    Von Lingen, wo ich damals wohnte, bis nach Bremen waren es
150 Kilometer. Wie hätte ich das alleine über ein oder zwei Jahre bewältigen
sollen? Mit ein paar anderen Jungs zusammen hätte man sich nach meinem Plan
wenigstens die Spritkosten teilen können. Denn für eine Tatsache brauchte man
nun wirklich kein Abitur: Als Hells Angel in spe wurde man zunächst einmal
versklavt, und man musste knechten, bis man nicht mehr glücklich wurde.
    Es waren, wie gesagt, nur Gerüchte, die man über das
Innenleben des weltgrößten MC erfahren konnte. Dass man Tag und Nacht für die
Member bereitzustehen hatte, wann immer es galt, einen besoffenen »Bruder« von
einer Party nach Hause zu fahren, oder Thekendienste bis in die Morgenstunden
ableisten musste, war einigermaßen bekannt. Aber das waren Gerüchte, und ich
hatte bis zu jenem Zeitpunkt keine klare Vorstellung, was noch alles auf mich
zukommen sollte.
    Ich wurde zu einer privaten Party eingeladen, bei der ich
erneut die Gelegenheit hatte, mit dem Bremer Präsidenten, seinem Vize und dem
Sergeant at Arms zu sprechen. Meine wechselwilligen Kollegen waren zwar auch
mitgekommen, hatten sich dann aber unter all den Anglern nicht besonders
wohlgefühlt und waren früh wieder verschwunden. Ich konnte das Unbehagen
meiner Gremium-Kumpels sogar nachvollziehen, denn während unseres gesamten
Aufenthaltes lag eine diffuse Bedrohung in der Luft: Ein falsches Wort, und du
liegst. Jeder Blick schien zu sagen: Du gehörst nicht dazu, und wenn du mich
blöd anmachst, hau ich dich weg. Was ich den 81ern nicht einmal verdenken konnte,
denn genau genommen war es bei jedem Colour so. Ich zog den Abend durch, denn
ich hatte ja ein Ziel - und die

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