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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
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wieder ab.
    Und zunächst funktionierte es ganz gut. Bis zu einem
offenen Abend, an dem ich mal wieder meinen berühmten Tresendienst hatte. An
der Bar stand den ganzen Abend schon ein Gast, der offensichtlich einem anderen
MC angehörte. Es war offener Abend, also durfte er da auch stehen. Allerdings
nicht so blöd, wie es dieser Typ tat. Dachte ich. Denn wann immer ich an ihm
vorbeimusste, um eine Bestellung aufzunehmen, war ich gezwungen, mich an dem
Kerl vorbeidrücken zu müssen. Er war offensichtlich angetrunken, um nicht zu
sagen, er war ziemlich besoffen. Und jedes Mal, wenn ich an ihm vorbeigehen
musste, packte er mir in die Haare und sagte so etwas wie: »Ey, ich find dich
niedlich.«
    Ich schaffte es, ruhig zu bleiben, und sagte mir: »Tom,
alles o.k., das ist ein Gast des Clubs, cool bleiben.« Allerdings gab ich ihm
auch zu verstehen, dass er umgehend mit der Scheiße aufhören sollte. Aber er
ließ es leider nicht bleiben. Der Typ wollte mich provozieren. Wollte testen,
was sich der dämliche Hangaround und Möchtegern-Engel so alles gefallen ließ.
    Ich war in einem Dilemma, denn was sollte ich tun? In
meinem früheren Leben wäre der Idiot längst auf dem Weg ins Krankenhaus
gewesen. Aber hier? Als Gast von Rot-Weiß? Und ich der Frischling? Eine
schwierige Entscheidung.
    Zumal der Vogel einfach nicht aufhören wollte. Er griff
mir noch zweimal in die Haare. Und dann passierte es.
    Ich stürzte mich auf ihn, schlug ihn mit dem Ellenbogen
aufs Nasenbein, knallte seinen Kopf gegen die Wand und trat noch zweimal in ihn
rein, als er schon am Boden lag. Ich nagelte ihn derart weg, dass er wie ein
angestochenes Schwein blutete. Es war ein Rausch. Ich konnte gar nicht mehr
aufhören, bis mich schließlich ein Member entschlossen von hinten festhielt und
ich mich schlagartig wieder beruhigte. Ich ging nach draußen vor die Tür,
atmete mehrfach tief durch und kam in der frischen kalten Winterluft schnell
wieder zu mir. Als plötzlich die Tür aufging und ein anderes Member
herauspolterte, dachte ich mir schon, dass es jetzt wohl richtig Ärger geben
würde, und ich rechnete fest damit, umgehend aus dem Club zu fliegen. Aber der
Typ sagte nur: »Gute Nummer« und ging wieder nach drinnen. Ich sah noch, wie
ein anderer Hangaround den blutenden Schwachkopf ins Krankenhaus brachte, und
damit war die Sache für mich erledigt. Dachte ich.
     
    3.
     
    Obwohl kaum noch Worte darüber verloren wurden, hatte
dieser Ausraster für mich doch noch Konsequenzen: Ich wurde einem neuen Mentor
zugeordnet. Auch bei den Angels gab es für alle Hangarounds und Prospects einen
Aufpasser oder auch Ratgeber. Das war meistens ein langjähriges Member, das
wusste, wo es langging. Oder zumindest glaubte, das zu wissen. Mein Mentor hieß
Acid und war ein veritabler Vollpfosten. Ich hatte ihn in der ganzen Zeit, also
den vielen Wochen zwischen meiner Ansage und dem Ausraster, kein einziges Mal
angerufen. Nach diesem kleinen Zwischenfall übernahm dann aber ein anderer
meine »Betreuung«: der Sergeant at Arms des Charter West Side.
    Und das war ein extrem unangenehmer Typ. Sein Spitzname
war »Dauersauer«, weil er nie lachte, und wenn er es doch mal tat, dann wirkte
es häufig gestellt. Offiziell war er arbeitslos - inoffiziell jedoch ein
Zuhälter. Und unter seiner Knute sollten für mich fortan die guten Zeiten nur
noch in meinem Langzeitgedächtnis eine Rolle spielen. Es war Zeit für den
größten Dummfick meines Lebens...
    Mein Telefon klingelte fortan fünf- oder sechsmal pro Tag!
In der Regel hatte er es nur einmal klingeln lassen, denn das war das Signal,
dass ich ihn sofort zurückrufen musste. Ein Fuchs, dieser Sergeant, der auf
diesem Weg auch noch Telefonkosten sparen und somit auch seinem zweiten
Spitznamen gerecht werden konnte: »Dagobert Duck«.
    Nach einigen Wochen schien ihm aber auch das zu blöd
geworden zu sein, und ich musste mir ein E-Plus-Handy mit Base-Vertrag zulegen.
Nur damit der feine Herr jederzeit kostenlos mit mir telefonieren konnte. Und
ab diesem Zeitpunkt war es dann ganz vorbei mit dem letzten Rest von Ruhe und
Beschaulichkeit. Mit dem neuen Handy bestand für ihn keine Notwendigkeit mehr,
sich auf das Wesentliche zu beschränken. Wir hatten eine Flatrate - und dieser
Begriff stand nicht nur für die Gebühren, sondern vor allem auch für die flachen
Inhalte, die der Sergeant Tag für Tag via Telefon zu transportieren hatte. Es
kam sogar vor, dass er mich wegen einer Belanglosigkeit anrief, mich

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