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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
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dann, kurz nach
so einem solchen unverhofften Unfall, kommt komischerweise einer von der Gegenseite
zu Fall? Auch einfach so. Schon erstaunlich, was es doch für Zufälle gibt!
    Im Januar 2006 kam Jürgen als Hangaround dazu. Ein
veritables Arschloch, das telefonisch nie erreichbar war und somit auch keine
Fahrdienste übernehmen musste. Beim Clubabend jedoch gemütlich um halb neun in
Begleitung anderer Member angerauscht kam und sich gepflegt um elf schon wieder
verabschiedete. Dass musste man sich mal vorstellen: Ich ackerte seit dem Nachmittag
- aufräumen, sauber machen, Tisch decken, Klos putzen, Grill anschmeißen, und
wenn es oben dann aussah wie im Augiasstall, meinte unser Jürgen nur: »Ciao,
ich geh jetzt.« Und weg war er. Das wurde geduldet, und ich hatte keine Ahnung,
warum er diese Protektion im Club genießen durfte. Und dann wurde diese Fotze
auch noch vor mir zum Prospect befördert, ohne etwas dafür zu tun, und mir
platzte fast die Krawatte. In diesem Scheißclub war keine Linie zu erkennen,
aber ich war mal wieder in meinen Prinzipien gefangen: Was ich anfing, brachte
ich auch zu Ende.
    Und ich war ja immer noch auf der Suche. Das Leitmotiv
meines ganzen Lebens. Ich wollte dabei sein und wollte die Illusion einer
ehrlichen, aufrechten und familiären Gemeinschaft einfach nicht aufgeben. Und
so räumte ich eben wieder alleine auf. Den Clubraum hatte ich zuvor schließlich
auch schon im Alleingang hergerichtet, alles blank geputzt und in akkuraten
Abständen immer vier mal sechs Flaschen an Getränken auf den Tisch gestellt:
Becks, Becks Gold, Becks Lemon, Becks Alkoholfrei, Cola, Sprite. Und zwei
Stunden später sah der Raum aus wie Dresden 1945. Pizzakartons quer über den
Tischen, teilweise klebten ganze Pizzastücke, Salami und Tomatensoße auf dem
Tisch. Dazu Seenlandschaften aus Bier und Cola, schön klebrig über den Boden
verteilt,
    Zigarettenkippen überall, nur nicht in den Aschenbechern.
Alles versaut und verschmiert. Es sollte Stunden dauern, bis das Schlachtfeld
gereinigt war. Aber ich war ja blöd genug, diese Drecksarbeit anstandslos zu
machen.
     
    9. Der Verbrecher: Das Ende der
Dremer Bandidos
     
    1.
     
    Im Januar 2006 saßen Kai, Daniel und ich in Bremen in der
Gaststätte »Strand«. Ich übernachtete zu jener Zeit häufig in Kais Haus, um
stets rechtzeitig zu meinen Dienerjobs bei unserem Sergeant at Arms zu kommen.
Eigentlich wohnte ich zu jener Zeit in Lingen und hatte — wenn die berühmten
Anrufe des Sergeants kamen — rund 150 Kilometer für einen Weg zu fahren, nur
um vielleicht mal kurz seinen neurotischen Köter Gassi zu fuhren. Das kostete
Zeit und vor allem viel Geld, das ich natürlich nicht hatte, da ich als
Hangaround bei den Angels quasi einer Vollzeitbeschäftigung nachging. Einer
unbezahlten, versteht sich. Kai indes hatte sich ein Haus in der Nähe von
Bremen gemietet, und bei ihm konnte ich gottlob gelegentlich übernachten.
    Wir hatten kaum unsere Getränkebestellung aufgegeben, als
die Tür zur Gaststätte aufging und unverhofft »hoher Besuch« eintrat: der
Sergeant höchstpersönlich. Er bestellte nichts - das überließ der große Führer
immer einem von uns -, setzte sich hin und beugte sich bedeutungsschwer über
den Tisch. Es sah mal wieder nach einem wichtigen Auftrag aus, und ich fragte
mich kurz, ob es um seinen Hund, seine Alte oder um ihn selbst gehen würde.
Vielleicht ein kleiner Fahrdienst zu einer Clubbesprechung außerhalb? Oder galt
es, bei ihm zu Hause die Getränkevorräte aufzufüllen? Irgendwas in der Art
musste es sein.
    »Es geht um die Hüte, Männer«, sprach er leise. Er meinte
also die »Bandidos« und dachte ausnahmsweise einmal nicht an eine seiner
unzähligen Privatangelegenheiten.
    »Ich will, dass ihr den Präsidenten der Tacos beschattet.
Und zwar Tag und Nacht. Ich will wissen, wann er aufsteht, wann er scheißen
geht, wann er seine Alte nachlegt und wann er sich mit seinen Pissnelken
trifft. Ich will alles über diese blöde Fotze erfahren!«
    Das klang cool. Endlich mal ein gescheiter Auftrag und
nicht wieder so ein dämlicher Haushalts- oder Sklavenjob.
    »Und was sollen wir mit ihm tun?«, fragte ich den
Sergeant.
    »Das habe ich doch eben gesagt: Ihr klebt euch an seine
Fersen - und wenn sich die Möglichkeit ergibt, haut ihr ihn natürlich weg! Und
ihr erstattet mir ständig Bericht, habt ihr verstanden!?«
    Wir hatten verstanden. Es ging also um Heino B., den
Typen, der bereits bei den »Harley Days« schwer auf

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