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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
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den Sack bekommen hatte.
Angeblich sei der Taco damals, als der Gremium MC das schöne Ostfriesland
wieder von den »Bandidos« gesäubert hatte, mit einer Platzwunde am Kopf von der
Polizei ins Krankenhaus gebracht worden, und erst dort hatte man feststellen
können, dass der Typ einen lebensbedrohlichen Messerstich im Bauch hatte. Der
Taco - und dafür hat er meinen vollen Respekt - hatte die Verletzung seinerzeit
verschwiegen. Wie sich das in Rockerkreisen auch gehörte. Solche Probleme
löste man in der Regel ohne die Bullen - ob man nun Opfer oder Täter war...
    Und nun sollten also wir den Taco-Präsi noch einmal in die
Zange nehmen. Oder zunächst einmal observieren. Wie auch immer, die Sache fing
an, mir zu gefallen.
    Die notwendigen Adressen bekamen wir von unserem Sergeant
geliefert, und schon am folgenden Tag saßen wir morgens um fünf vor der Bude
des Hut-Trägers. Und das ging in der Folgezeit über viele Wochen so. Am Morgen
warteten wir, bis der Typ aus dem Haus ging, dann folgten wir ihm im Auto zu
seiner Arbeit, und abends ging die ganze Fahrt wieder zurück. Falls wir ihn
nicht verloren hatten, was leider auch schon mal vorkam. Beim Rapport gab es
jedes Mal einen Anschiss vom Sergeant, wenn einer von uns ihm den Tagesbericht
durchgeben musste. Es hagelte Vorwürfe, warum dieser Pisser überhaupt noch
Zähne habe und dergleichen, aber tatsächlich hatte sich in all den Wochen
keine richtige Gelegenheit ergeben, den Vogel ordentlich umzuklatschen. Davon
abgesehen, erschloss sich uns die ganze Sache auch nicht richtig. Okay, der Typ
war bei den Hüten, aber musste man ihn deswegen mit drei Mann weghauen? Nach
einer glorreichen Geschichte sah das nicht aus.
     
    2.
     
    Im März 2006, die Überwachung des Tacos war in der
Zwischenzeit beendet worden, bekam ich einen Anruf von Kai. Er erklärte mir,
dass eine Aktion bevorstehe, bei der auch Member teilnehmen würden. Ich solle
in voller Montur zu dem Haus von einem Member kommen, und dort würden wir alles
Weitere erfahren.
    Zunächst war ich etwas angepisst, denn durch diese ganze
Überwachungsscheiße hatte ich über Wochen hinweg meine Familie vernachlässigen
müssen. Aber die Tatsache, dass auch Member bei dieser »Aktion« dabei sein
würden, gab der ganzen Sache die Form eines Befehls. Normalerweise machten sich
die Fullmember ihre Hände nur ganz selten schmutzig. Die Drecksarbeit - ob nun
Schutzgelder abkassieren, Nutten zurechtweisen oder mal ein paar Typen mit
erzieherischen Maßnahmen wieder auf den rechten Weg zu bringen — machten
eigentlich immer die Hangarounds und die Prospects. Mit solchen Aufträgen
konnte man leicht Punkte machen und mitunter auch einmal die Aufstiegsleiter etwas
schneller nehmen.
     
    3.
     
    Nur einen Tag nach diesem Anruf, am 22. März 2006, trafen
wir uns in Kais Haus. Ich trug schwarze Klamotten ohne jegliche Clubinsignien
oder Aufdrucke und war an diesem Tag auch unbewaffnet. Es hatte schließlich im
Vorfeld geheißen, dass die »Ausrüstung« gestellt werden würde. Das war eine Maßnahme
- so konnte ich später erfahren -, mit der man verhindern wollte, dass »Waffen
mit einer Geschichte« ins Spiel gelangen konnten. Was nutzte die beste Tarnung,
wenn irgendeine Dumpfbacke ein Messer oder eine Knarre dabeihatte, auf denen
haufenweise Fingerabdrücke oder gar Spuren von vergangenen »Aktionen« zu finden
gewesen wären?
    Wir fuhren von Kai aus in meinem weißen Opel Calibra nach
Delmenhorst zu dem Rohbau des Hauses eines anderen Members und trafen dort auf
eine ganze Gruppe unserer Jungs. Ich hatte ein paar Walkie-Talkies im Gepäck,
die ich mitnahm, weil der Sergeant es mir kurz zuvor noch aufgetragen hatte.
Insgesamt waren wohl an die zehn Männer in dem Rohbau, und wir alle warteten
auf eine ordentliche Lagebesprechung. Stattdessen erhielten wir jedoch nur ein
paar Axtstiele und schwarze Sturmhauben von der Sorte, wie sie Biker gerne
unter dem Helm tragen, wenn es mal ein wenig zu kühl ist.
    Keiner wusste, worum es ging. Ich war mir ziemlich sicher,
dass es eine Aktion gegen die Tacos werden würde, zumal wir ja über Wochen
hinweg deren Präsidenten beschattet hatten. Aber gesagt wurde noch immer
nichts. Wir wurden lediglich aufgefordert, unsere Handys in Delmenhorst zu
lassen. Auch das war für mich ein klares Zeichen dafür, dass es sich
möglicherweise um eine größere Angelegenheit handelte. Unsere Mobiltelefone
ließen wir immer dann zurück, wenn die Gefahr bestand, dass die Polizei später
unsere

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