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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
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wieder
zurück auf den Sehschlitz.
    Wir stürmten mit sechs oder acht Mann aus der
Autowerkstatt und erwischten den ersten Bandido, als er gerade die Tür zu dem
Vereinsheim öffnen wollte. Die Sache ging unglaublich schnell. Der Typ
schnallte gar nicht, was da auf ihn zurollte, und lag in Nullkommanichts
stöhnend im Dreck. Wie es uns angewiesen worden war, zogen wir den Schwachkopf,
so schnell es nur ging, in die benachbarte Werkstatt, Tor zu, und dann ging
auch schon die Individualbehandlung los.
    Als Erstes bekam der Kerl einen Axtstiel über den Schädel
gezogen. Der Typ war sofort schachmatt. So war es dann auch kein größeres
Problem, seine Arme und Beine mit Kabelbindern zu fixieren. Irgendeiner aus
unserer Runde rief noch: »Brecht ihm die Beine! Los, brecht ihm seine scheiß
Beine!« Und auch dieser Befehl wurde befolgt.
    Kaum waren wir mit dem ersten Taco fertig, kam schon das
Zeichen für den zweiten Überfall. Wie am Fließband, dachte ich mir, als wir
wieder aus der Werkstatthalle stürmten.
    Die Sache lief fast noch eine Spur besser als beim ersten
Banditen, obwohl es mir so vorkam, als hätte der Typ bereits eine Vorahnung
gehabt. Als wir aus der Werkstatt gestürmt kamen, ging der Kerl sofort in
Abwehrstellung — allerdings ohne jede Chance. Wir waren schon eingespielt, und
die ganze Geschichte bekam eine gewisse Routine: ein Schlag auf die Mütze, rein
in die Halle, Tor zu, Kabelbänder, Hände auf den Rücken und dann Gangbang mit
Axtstielen und Stiefelspitzen. Den besinnungslosen Typen legten wir wie einen
Müllsack einfach auf seinen Taco-Kollegen drauf. »Ein Haufen Scheiße«, sagte
einer im Vorbeigehen und lachte sich über seinen eigenen Witz fast kaputt. Ich
schaute auf den Boden, und erst jetzt erkannte ich, welcher dicke Fisch uns da
gerade ins Netz gegangen war: Heino B., der Bandido-Präsident höchstpersönlich!
    Der »Zivilist« am Tor wirkte immer verstörter. Was er da
zu sehen bekam, war eigentlich wie Hollywood. Das Ganze hatte nur einen Haken:
Dies hier war kein Film! Es roch nach Bremen — und es stank zum Himmel!
    Nummer drei lief kurz nach seinem Präsidenten nichtsahnend
in den Hammer. Wie ich später erfahren konnte, waren die beiden zusammen zum
Clubhaus gefahren. Während der Herr Präsident sein kleines Reich betreten
wollte, war Taco Nummer drei noch kurz bei Lidl, um sich ein paar Kippen zu
kaufen. Er folgte aus diesem Grund seinem Herrchen erst 15 Minuten später. Was
am weiteren Verlauf seines Abends indes nichts ändern sollte: auf die Mütze,
fesseln und wieder auf die Mütze. Und die Beine natürlich! Primärziele waren -
außer dem Kopf — immer auch die Beine dieser Freizeitrocker. Ein Knochenbruch
tat saumäßig weh, führte aber nur selten zum Tod. Und was gab es Schöneres, als
seine Opfer später mit Krücken herumschleichen zu sehen. Eine wunderbare Form
der Demütigung...
    Nummer vier und fünf können eigentlich zusammen
abgehandelt werden. Auch diese Typen wurden nach bewährter Manier in der
Werkstatthalle untergebracht und erstversorgt — so, wie wir es mit den drei
anderen Kollegen auch gemacht hatten.
    Geredet wurde bei der ganzen Aktion kaum ein Wort. Wir
hatten zuvor die Anweisung bekommen, möglichst unsere Klappe zu halten, denn
die Gefahr, dass einer von uns hätte identifiziert werden können, bestand
natürlich immer. Man mochte sich nicht, aber man kannte sich. Die meisten von
uns zumindest.
    Am Ende wurde der Werkstattbesitzer in einen Nebenraum
gezerrt und gefesselt. Die Ansage an ihn war klar und deutlich: 20 Minuten
mindestens! Vorher sollte er die Bullen nicht anrufen. Sonst...
    Ich denke, er wusste, was auf das »sonst« gefolgt wäre.
Der Mann nickte eilfertig, streckte seine Hände hin und ließ sich ohne
Gegenwehr fesseln. Allerdings so nachlässig, dass er sich ohne größeren
Aufwand schon bald wieder befreien konnte. Was mir, wie so vieles an diesem
Abend, äußerst merkwürdig vorkam.
     
    6.
     
    Als alle fünf Tacos außer Gefecht gesetzt und gefesselt
waren, gingen wir daran, das Bremer Bandidos-Chapter nach allen Regeln der
Kunst aufzulösen. Zunächst einmal wurden den Hüten sämtliche Gegenstände mit
Clubinsignien abgenommen. Der Präsident musste sich von seinem Member-Shirt und
einer Bandidos-Gürtelschnalle verabschieden, einem anderen Typen nahmen wir
eine Geldbörse mit dem Bandidos-Emblem ab. Die 70 Euro Inhalt teilte sich ein
Member mit mir »gerecht« auf: Er bekam 50 Euro und ich als Hänger 20.

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