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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
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Daten checken und im dümmsten Fall herausfinden könnte, an welchen
Mobilfunkmasten unsere Telefone eingeloggt waren. Bei besonderen Einsätzen galt
deshalb immer: keine Handys und keine Navigationssysteme. Und wer sich über
einen Routenplaner im Internet eine Wegbeschreibung ausdruckte, tat das nie von
einem eigenen Rechner aus. Genau für solche Zwecke gab es schließlich Internetcafes.
     
    4.
     
    Ich stieg mit ein paar anderen Jungs in den Laderaum eines
weißen Mercedes-Lieferwagen, und die Fahrt ging los. Wir hatten noch immer
keinen Schimmer, wo die Reise überhaupt hinging. Die Karre hatte hinten im
Laderaum, wo wir mit dem Rücken zur Seitenwand auf dem Boden saßen, zwar
Fenster, aber die waren zu weit oben angebracht, sodass wir nicht nach draußen
sehen konnten. Irgendwann hielt der Wagen an und stieß rückwärts in eine Halle.
Es muss so gegen 16 Uhr gewesen sein. Die Türen des Mercedes wurden von außen
geöffnet, und wir standen unvermittelt in einer fremden Werkstatt. Noch immer
wurde kein Wort gesprochen. Direkt neben unserem Fahrzeug parkte noch ein
schwarzer Vito, bei dem das Heckkennzeichen mit braunem Packpapier überklebt
war. Es gab also offenbar einen Masterplan. Für was, wussten wir in jenem
Moment noch immer nicht.
    »Es geht los«, sagte ein stämmiger Typ unter seiner
Sturmhaube, und ich erkannte sofort die Stimme des Sergeants. Das war nun eine
echte Überraschung. Dass er bei einer Aktion wie dieser dabei sein würde, war
außergewöhnlich. Der Typ spielte zwar bei jeder Gelegenheit den großen Macker,
aber etwas Handfestes hatte ich von ihm bis dahin noch nicht gesehen. In Delmenhorst
war unser Sergeant noch nicht dabei gewesen, also schloss ich, dass er und ein
paar andere, die nun plötzlich auch in der Werkstatt herumstanden, möglicherweise
mit dem schwarzen Vito angereist waren.
    Wie auch immer, insgesamt zählte ich 15 Mann. Mich
eingeschlossen. Der weiße Lieferwagen wurde wieder aus der Halle gefahren, und
als hierfür das Tor für einen Augenblick geöffnet wurde, konnte ich kurz den
Schriftzug »Bandidos MC« auf einem Schild mir gegenüber erkennen. Das sah mir
ganz nach dem Clubheim der Bremer Banditen aus. Ich lag also richtig mit meiner
Vermutung - es ging gegen die Tacos!
    Ich schaute mich ein wenig in der Halle um und entdeckte
in einer Ecke einen Videorekorder mit Monitor. Als Sicherheitsexperte erkannte
ich natürlich sofort, dass diese Geräte zu einer Überwachungsausrüstung
gehörten. Hübsche Filmaufnahmen konnten wir bei dieser Geschichte eigentlich
nicht gebrauchen.
    »Ist alles geregelt!«, sagte der Sergeant, als er mich vor
dem Monitor stehend erblickte. »Das Ding ist aus.«
    In der Werkstatt indes lief zu meiner Überraschung ein
»Zivilist« ohne Sturmhaube rum, der sich ständig leise und offenbar
bedeutungsschwer mit dem Sergeant unterhielt. Ich kannte den Typen nicht und
hatte eigentlich nur eine Erklärung: Ihm musste wohl diese Werkstatt gehören.
Aber warum nur konnte sich diese Pfeife hier so frei bewegen?
    Der Sergeant ging mit dem fremden Mann zu einem kleinen
Schlitz im Werkstatttor und bedeutete ihm, durch die Öffnung hindurch den Hof
zu beobachten und uns Meldung zu erstatten, sobald einer der Hüte auftauchte.
Die Sache fing an, mir zu gefallen. Eine schöne, kleine Partisanenaktion, wie
man sie bislang nur aus dem Fernseher kannte.
    Und dann ging es auch schon los...
     
    5.
     
    Wir befanden uns also gleichsam hinter den feindlichen
Linien, um es militärisch auszudrücken. Und nicht nur das. Wir legten einen
Hinterhalt, mitten in der Kommandozentrale unserer Gegner. Einer unserer Männer
saß wohl außerhalb des Gebäudes, vermutlich an der Zufahrt zu dem
Werkstattgelände in dem weißen Lieferwagen, um über Funk dem Sergeant zu
melden, wenn sich jemand dem Grundstück näherte. Und es sollte nicht lange dauern,
bis auch schon der erste Taco ahnungslos in sein Verderben lief.
    Der Sergeant hatte unmissverständlich die Devise
ausgegeben, »ordentlich hinzulangen«. Alle wussten, was das zu bedeuten hatte.
Diese Ansage konnte alles beinhalten: tot oder lebendig - nicht mehr und nicht
weniger. Wenn einer für immer liegen geblieben wäre... Pech!
    Und schon knackte es im Funkgerät des Sergeants, und nur
wenig später gab auch der Werkstattbesitzer, der noch immer durch den kleinen
Schlitz in der Tür nach draußen gaffte, das Zeichen. Er drehte sich vorsichtig
zum Sergeant um, nickte ihm kaum merklich zu und richtete seinen Blick

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