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P., Thomas

P., Thomas

Titel: P., Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rache Engel
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Sache zu verifizieren. Nur
zwei Stunden später bekam ich die Bestätigung. Daraufhin fuhr ich sofort los,
um mir die Angelegenheit selbst anzusehen. Auf der Station angekommen - bis
dahin hatte man mich noch gelassen -, zickte mich sofort eine Schwester an, ich
solle das Krankenhaus unverzüglich verlassen. Andernfalls rufe sie die Polizei.
    Ich fuhr nach Hause, wo ich die ganze Woche nach dem
Vorfall nicht mehr gewesen war. Kaum angekommen, klingelte es auch schon an der
Tür. Als vorsichtiger Mensch schaute ich mir das Ganze erst mal auf den
Überwachungskameras an. Und siehe da: Draußen standen vier Polizisten. Ich war
mir keiner Straftat bewusst und öffnete die Tür. Die Herren meinten, sie
wollten im Auftrag meiner Frau Kleidung und Spielsachen für Tyson holen. Und
seinen Kinderausweis.
    Ich dachte mir nichts dabei. Zumal mein Sohn ja nun
wirklich nicht unter dieser Sache leiden sollte. So gewährte ich den Beamten
Einlass in unser Haus. Sie hatten sich ziemlich genau beschreiben lassen, wo
die Sachen zu finden waren, und arbeiteten ihre Liste in Tysons Kinderzimmer
akkurat ab. Fehlte nur noch der Kinderausweis. Ich hatte keine Ahnung, wo der
sein sollte, aber auch da hatte meine Frau die Männer in Grün genauestens
instruiert: im Küchenschrank bei den Kaffeetassen, stand auf dem Zettel. Ich
schlurfte in die Küche, hinter mir die Polizisten, und öffnete arglos die Tür
des Küchenschranks. Was ich dort sah, ließ mich innerlich erstarren: Neben den
Kaffeetassen lagen zwei meiner Pistolen. Die Polizisten standen
glücklicherweise so, dass sie nicht in den Schrank hineinsehen konnten. Ich
fingerte den Kinderausweis heraus und schaffte es, die Schranktüren schnell und
unauffällig wieder zu schließen.
    Und nur einen Augenblick später schwirrten mir schon die
ersten Fragen durch den Kopf. Wie kamen diese Dinger dorthin? Wer wollte mich
hier auffliegen lassen? Niemals hätte ich meine Waffen dort aufbewahrt. Und
dann wurde es mir sofort klar. Das konnte nur sie gewesen sein. Um mir eins
auszuwischen und mich hinter Gitter zu bringen. Rosenkrieg in Lingen.
     
    6.
     
    Nach diesem Vorfall wollte auch ich die Wohnung endgültig
verlassen. Ich holte einen großen Koffer und warf wahllos ein paar Sachen
hinein, die mir gehörten. Als ich die Winterpullis oben aus dem Kleiderschrank
zog, fiel ein kleines Gerät auf den Teppich. Ich bückte mich und sah, dass es
ein Diktiergerät war. Mit einer kleinen Kassette drin. Ich wunderte mich ein
wenig, denn das Ding hatte ich noch nie gesehen. Noch mehr wunderte ich mich
über das, was ich da hörte, als ich es einschaltete. Lautes Geschrei, ein Mann,
eine Frau, hin und her, meine Ex und ich im lauten Streit. Neben all den
Beschimpfungen, Beleidigungen und Vorwürfen fielen auch Namen aus dem Club. Es
ging um Drogen- oder Waffengeschäfte und einiges mehr. Auch das eine Falle, in
die ich gottlob nicht hereingetappt war. Gleichwohl ist es interessant, dass
meine Exfrau, die heute noch immer in den Bremer Hells-Angels-Kreisen
»verkehrt«, damals im Zuge eines Ehestreits den gesamten Club mit in den
Abgrund reißen wollte. Ihre Anzeige wegen Körperverletzung wurde später nicht
weiter verfolgt. Wer sich erst eine Woche nach einem angeblichen Übergriff in
ein Krankenhaus begibt, darf nicht damit rechnen, als glaubwürdiges Opfer
ernst genommen zu werden. Ja, es gab ein paar wenige Handgreiflichkeiten in
unserer Ehe, und die tun mir heute noch leid. Nur bei der Geschichte, für die
sie mich angezeigt hatte, war nichts. Und das führte schließlich auch zur
Einstellung des Verfahrens.
    Ich zog dann bei Melanie ein. Ich wollte mit meiner Exfrau
nie wieder unter einem Dach leben. Aber bevor ich Melanie anrief, hatte ich
noch einige meiner Brüder aus dem Club kontaktiert. Ich fragte, ob sie mich
vielleicht ein paar Tage bei sich aufnehmen könnten. Die Zahl der absurden
Ausflüchte war erstaunlich. Keine Zeit, kein Platz, ich renoviere gerade - es
war so ziemlich alles dabei. Helfen indes wollte mir keiner. Und dabei ging es
mir zu jener Zeit finanziell wahnsinnig dreckig. Aber auch das hatte den Club
nicht weiter interessiert.
    Ich war irrsinnig enttäuscht. Und legte es nun richtig
darauf an, endgültig rausgeschmissen zu werden. Ich benahm mich pausenlos
daneben. Wann immer sich die Gelegenheit bot, erzählte ich bei den offenen
Abenden den Gästen, was für ein Scheißladen das Charter West Side doch sei.
Und auf einem der folgenden Meetings wurde ich schließlich

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