P., Thomas
Vater des Mädchens, zahlte seit Jahren keinen
Cent Unterhalt. Um die Sache noch etwas deutlicher zu machen: Wir hatten
gleichsam ein Kind des Clubs, und dieser Club verbot uns letztlich, dieses Kind
zu ernähren. Was für eine unfassbare Schweinerei. Und was für eine abartige
Doppelmoral!
12. Der Aussteiger: Der Feind hört
immer mit
1.
Aus meiner Enttäuschung über die Hells Angels wurde am
Ende Hass. Meine Exbrüder mochten über mich denken, was sie wollten, und sie
hätten mich meinetwegen auch bestrafen können. Wenn sie denn glaubten, dass
eine Strafe für was auch immer notwendig gewesen wäre. Aber mit diesem
Arbeitsverbot trafen sie in erster Linie meine Freundin und deren Tochter. Sie
bestraften das unschuldige Kind eines Bruders. Ihr leiblicher Vater war
immerhin ein Mitglied der Hells Angels in Hannover, des größten Charters
Europas. Und am Ende war es sein Kind, sein eigen Fleisch und Blut, das unter
diesem Bann zu leiden hatte. Der Tochter dieses Members aus dem mächtigsten
Charter Deutschlands, die mit dieser ganzen Sache am allerwenigsten zu tun
hatte, wurde von den Alle-für-einen-Brüdern der Hells Angels letztlich die
Lebensgrundlage entzogen. Was für Scheißkerle!
Der Mutter dieses kleinen Mädchens war es von den Hells
Angels verboten worden, in Bremen zu arbeiten. Ihr war es nicht mehr gestattet,
für den Lebensunterhalt eines kleinen Engels zu sorgen. Und der Pisser von
Vater in Hannover hatte sich — als er davon erfuhr — nicht eingemischt. Er
wusste von dem Arbeitsverbot, und es war ihm offensichtlich scheißegal, ob
sein leibliches Kind etwas anzuziehen hatte oder nicht. Alle für einen...
Melanie verlor so auch ihren Job als Security im
Weserstadion. Die Sicherheit bei Werder-Spielen lief über eine Firma, die den
Red Devils unterstand. Und die Red Devils wiederum waren zwar ein
eigenständiger Motorradclub, unterstützten aber die Hells Angels - gleichsam
als Nachwuchskader. Interessant dabei ist allerdings auch, dass ein als
sympathisch geltender Fußballclub seinen Ordnungsdienst von gewaltbereiten
Rockern durchfuhren ließ. Aber das wäre ja noch mal ein ganz anderes Thema...
Es wurde Melanie seitens der Red Devils ganz klar
untersagt, weiterhin zur Arbeit zu kommen. Das Arbeitsverbot traf uns am Ende
zwar nicht so hart wie befürchtet, weil ich trotz der Ansage des Sergeants
weiterhin verschiedene Türjobs machen konnte. Aber ich war immer noch
reichlich angepisst, und ich hätte zu jener Zeit wirklich alles getan, um diese
Schweine zu provozieren. So konnte es nicht weitergehen! Das, was da geschah
und von allen auch geduldet und geschluckt wurde, schrie einfach zum Himmel.
Und mir, der ich schon eine ganze Zeit lang gegrübelt hatte, was ich gegen
diese Fotzen unternehmen könnte, kam irgendwann eine großartige Idee: Ich würde
in Bremen Rot-Gold wieder zum Leben erwecken. Das war es. Die Bandidos, die wir
einst aufgelöst hatten, mussten wieder zurück in die Stadt, und ich wäre dann
fortan einer von ihnen, ein beschissener Taco!
Und zwar Fullcolour für mich und die paar Leute, die ich
in der Zwischenzeit aus meinem Umfeld zusammengetrommelt hatte. Wir waren uns
alle einig, dass wir nicht mehr in einem anderen Chapter die komplette
Anwärter- und Probezeit durchlaufen wollten. Diesen Quatsch hatten wir bereits
alle bei den Angels, bei Gremium oder anderen Clubs hinter uns gebracht. Eines
war zu jener Zeit klar: Wenn schon ein Taco, dann nur in vollen Farben!
Ich wählte eine Kontakttelefonnummer aus der Biker-News
und landete bei einem Secretary der Bandidos. Ich erklärte ihm, dass ich ein
Ex-Angel sei und gerne zu einem offenen Abend kommen würde. Und so fuhr ich
wenig später in Absprache mit dem Taco-Sekretär nach Osnabrück. Die Fronten
waren halbwegs geklärt — schließlich hatten wir Teile meiner Vorgeschichte
bereits am Telefon besprochen. Aber eben nur Teile...
Was ich zu jener Zeit leider nicht wissen konnte: Die
Telefone der Hüte wurden von den Bullen abgehört. Die Bandidos hatten wohl
irgendeine Sache laufen. Offiziell war von »Vorbereitung eines Explosions- oder
Strahlungsverbrechens nach § 310, Abs. 1 StGB« die Rede. Wie auch immer.
Alles, was ich mit den Tacos selbst, und alles, was diese Typen über mich am
Telefon besprochen hatten, konnte ich später in den Abhörprotokollen der
Polizei nachlesen. Und zwar als Beschuldigter in einem großen Strafverfahren.
Aber erst mal der Reihe nach:
2.
Glaubt man den
Weitere Kostenlose Bücher