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Paarungszeit: Roman (German Edition)

Paarungszeit: Roman (German Edition)

Titel: Paarungszeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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gerade nicht passte.
    »Pssscht, sei vorsichtig, Zopo ist eben aus seinem Blumentopf heraus …«
    »Timo, ich will nicht mit nach Thailand fahren.«
    »Was? … Um Himmels willen …!«
    Es war klar, dass er aus allen Wolken fallen würde, ich hatte ihm ja die ganze Zeit vorgemacht, dass ich geradezu heiß auf Tropenflüsse und Lebendfischmärkte war. Aber jetzt war die Stunde der Ehrlichkeit gekommen. Entschlossen ging ich auf seinen Rücken vor dem 60-Liter-Becken zu.
    »Schau! Zopodil! Wahnsinn! Das gibt’s doch nicht!«
    Zopodil war tatsächlich aus seinem Blumentopfexil herausgekommen und schwamm auf die Glasscheibe zu.
    »Jetzt hör endlich mit Zopodil auf, schau mich an!«
    Ich trat noch einen Schritt näher, wedelte mit den Trompetenärmeln des Kleides. Was Zopodil aufzustacheln schien, er ging mit steil aufgestellter Schwanzflosse auf die Scheibe los.
    »Wow – das ist genau … das ist seine Farbe!« Timo hatte sich umgedreht, sah mich aus aufgerissenen Augen an.
    Tatsächlich, der blaue Pannesamt des Vorderteils war durchaus kampffischfarben, eingefasst von brandroten Wildlederschultern, in der gleichen Farbe wie die Kapuze.
    »Er … er hält dich für einen Rivalen!« Timos Stimme kippte über vor Entzücken. Auch der Harem schien kollektiv verzaubert zu sein. Beinahe regungslos, nur sanft mit den Flossen wedelnd, sahen die Weibchen zu, wie ihr Held mit auf- und zuschnappendem Maul versuchte, die Glasscheibe zu durchstoßen, außer sich vor Aggression und offensichtlich nicht bereit, die Situation zu Ende zu denken. Was man von einem Kampffisch in Rage vermutlich ebenso wenig erwarten konnte wie von einem BMW-Fahrer auf einer vollen Autobahn.
    »Er … erkennt die Farbe von Kleidern? «
    »Ja, ja, Fische können Farben erkennen, zumindest Betta splendens können das! Es gibt Untersuchungen … Oh Mann! Schau ihn nur an, ich dachte schon, er hat gar keine Cojones mehr! Bleib so, Susn!« Er schob mich näher ans Aquarium heran, legte den Arm um mich, und ich spürte seine Lippen auf meiner Wange. Ein dankbarer Kuss.
    »Schönes Kleid. Neu?«
    Ich beließ es dabei, zu nicken, und er küsste mich noch einmal, drehte meinen Kopf zu sich, um meine Lippen zu treffen. »Hübsch.«
    »Timo, Spatzl, wir müssen über … Thailand und das alles reden.«
    »Ja, Schatz.«
    Und dann kam das, was mich immer noch in Wut brachte, sobald ich mich daran erinnerte. Timo strich mir sanft über den Rücken, und einen Moment war alles vertraut und warm, schon verschob ich das Reden über Thailand im Geiste auf später, schmiegte mich an ihn. Dann hörte ich, wie er die Kamera einschaltete, die Zopodils Raserei filmte.
    Was ich danach getan hatte, kam mir immer noch fremd vor. Und gleichzeitig vollkommen authentisch: Ich hatte die Kamera aus der Halterung gerissen, sie zu Boden geschleudert, Timo fischbesessen und beziehungsunfähig genannt, um dann in meiner kampffischfarbenen Robe aus dem Zimmer zu rauschen und die Tür zuzuschmettern. Später, im Bett, hatten wir uns beide entschuldigt. Natürlich, er verstehe, dass ich nicht mit nach Thailand wolle, obwohl es ihm schrecklich leid tue, nein, er sei nicht enttäuscht, aber vielleicht wolle ich es mir noch einmal überlegen, sollten wir nicht noch einmal in Ruhe darüber reden, nach der Klassenfahrt? Ich war in seinem Arm eingeschlafen – es war nicht zu weiteren Annäherungen gekommen, aber, ehrlich gesagt, fühlte ich mich auch nicht danach. Und heute Morgen hatte er mich umarmt und geküsst und mir das Versprechen abgenommen, ihm jede Veränderung in Zopodils Verhalten sofort mitzuteilen. Jetzt hatte ich die Wohnung für mich allein. Das hieß: Fischmahlzeiten. Anscheinend erhöhte schon die Aussicht darauf meinen Serotoninspiegel und damit auch meine Stimmung. Vor mich hinsummend schob ich das Lachsfilet in den Ofen und begab mich zurück in meine Geschichte.

19.
    D es steht Eahna aba sakrisch guad!«
    Therese kannte es schon, man musste warten, bis die Urlauberin den bayerischen Satz verarbeitet und für sich gedeutet hatte, bevor man das Verkaufsgespräch in neue Bahnen lenkte. Mit Dirndl kaufenden Urlauberinnen sprach sie trotz aller Bürgermeisterinnen-Würde nur bayerisch, das gehörte zwingend zum Neuenthal-Shopping-Erlebnis.
    Die Kundin lächelte, und Therese zupfte ihre Bluse zurecht.
    »Hinreißend! Nur vorne müssma Sie no a bissl aufmascheln, aber da hab i was für Sie.«
    Die Kundin wirkte erschrocken, vielleicht brachte sie Aufmascheln mit Maschen

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