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Paarungszeit: Roman (German Edition)

Paarungszeit: Roman (German Edition)

Titel: Paarungszeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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sich nicht, es zu sagen, aber sicher war er verrückt danach, ein solches Dirndl einmal anzuprobieren! Sie musste ihm den Gefallen tun. Aber … hier? In ihrem Laden? Sie warf einen prüfenden Blick nach draußen. Neuenthals Einkaufsmeile brütete in der Mittagshitze. Inzwischen musste der heutige Frühlingschnupperkurs der Tauchschule »Antauchen, Eintauchen, Abtauchen« begonnen haben, die meisten Urlauber würden sich also unter Wasser aufhalten. Auch vor den Türen des Edekamarkts und der Feuerwehrkneipe regte sich nichts, weit und breit kein fegender Anderl, noch nicht einmal ein Huhn überquerte die Straße. Wenn nicht jetzt, wann dann! Schnell schob sie ihn in die Umkleidekabine: »What for a Größe … Damengröße … mei … woman’s size have you?«
    »Woman? What?«
    »You don’t know?« Sie musterte ihn, kniff die Augen zusammen.
    »Maybe 44 langt. Maybe weniger. Du bist so schlank! Leg scho amoi die Kleider ab!«
    Aber als sie wiederkam mit zwei Alpendirndln – eins in 44, eins sogar in 42 – und dezent die Klapptür der Kabine einen Spalt öffnete, stand er da wie vorher. Mei, wie er sie anschaute aus seinen großen, schönen Augen, in deren meergrüne Iris sich heute ein Schimmer Blau mischte, das zarte Blau eines Spätnachmittagshimmels über dem Brachsee.
    »Your shirt and your … äh … trousers, you must …« Das Wort für Ausziehen fiel ihr nicht ein, sie demonstrierte es mit eindeutigen Körperbewegungen, zog sich ein imaginäres Hemd über den Kopf. Dabei verrutschte der Push-up-BH, und in einem Anfall von Übermut – seit sie für das Rededuell übte und vor allem seit der Beichte vor Lucien war sie übersprudelnd gut gelaunt – nahm sie ihn, schleuderte ihn wie ein Lasso. Sämtliche Helden ihrer bevorzugten Westernfilme hätten ihre Freude daran gehabt, wie der BH durch ihren Laden sauste und am Kleiderständer hängen blieb. Und gleichzeitig fiel ihr eine französische Redewendung ein: »Comme ci, comme ça.« Was immer das heißen mochte.
    »Comme ça?«, wiederholte er belämmert, und sie nickte, trat beherzt in die Kabine. Je schneller sie diese pikante kleine Gefälligkeit hinter sich brachte, desto besser. Auch wenn es, zugegeben, Spaß machte. Sie half ihm, das Hemd abzustreifen. Kleine, feine Härchen auf seiner Brust, die schon leicht gebräunt war, vielleicht vom Schwimmen im Atlantik? Noch feinere Härchen auf den Unterarmen, Härchen, die sich aufstellten, als sie versehentlich oder doch nicht ganz versehentlich leicht darüberstrich. Er fragte etwas, auf Französisch, sie verstand nicht und zuckte mit den Achseln. Dann redete er englisch: really nessesäri, was hieß gleich nessesäri? Hatte es etwas mit einem Necessaire zu tun, und was bedeutete gleich Necessaire? Kulturbeutel, Schminkkoffer? Wollte er sich erst schminken? Das wäre dann doch zu viel, wie lange würde das denn dauern!
    »I have no Schminkzeug hier! But I help you!« Sie hängte sein Hemd über die Kabinenwand, wo sie bereits die Dirndl plaziert hatte. Seine Bermudas würden unter dem Dirndl nicht stören. Hoffentlich würde er hier im Geschäft, nur zum Probieren, keine Nylons tragen wollen. Sie hatte zwar hübsche Strumpfhosen da, mit Alpenblumen-Ornamenten, aber … Jessesmaria! Was tat er jetzt? Warum legte er die Arme um sie, zog sie zu sich heran, ihr Bug touchierte – mei, sie dachte schon französisch! – seine Brust, sein Finger strich über ihre Wange. War das etwa seine Art, seine Dankbarkeit zu zeigen?
    »First the Dirndl!«, mahnte sie, stemmte vorsichtig eine Hand gegen seine Brust, und ohne auf sein geflüstertes Französisch zu achten, befahl sie: »Hands up!« Die Verlockung, nachzuhelfen, war zu groß, sie ergriff seine Unterarme. Wie seidig sich seine Haut anfühlte, sicher benutzte er Cremes und Bodylotion, woran sich andere Mannsbilder mal ein Beispiel nehmen sollten! Sie hob sanft seine Arme: »Jetzt neischlupfa!« Rasch stieg sie auf den kleinen Schemel, von dem aus sie schon mancher groß gewachsenen Kundin bei der Anprobe geholfen hatte, streifte ihm das Dirndl über. Ohne Bluse. Größe 44 war etwas zu weit, stellte sie fest, noch vom Hocker aus, beugte sich über ihn, und – Herrgottsakra! – ihr Dekolleté lag ja genau in seiner Kopfhöhe! Und er hielt sie fest, fürchtete er etwa, sie würde fallen? Sie schob ihn weg, vorsichtig, sprang hinunter.
    Ob er bemerkt hatte, wie ihre Brustwarzön sich dem heißen Hauch seines Atems entgegenreckten? So zart, so dreist und so

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