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Paarungszeit: Roman (German Edition)

Paarungszeit: Roman (German Edition)

Titel: Paarungszeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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über den Tisch schlidderte.
    »Was soll’s. Tanzen wir!«
    Sie drängte sich an Therese vorbei, zog Hartl mit sich, Kruzifix, verpasst war die letzte Gelegenheit, mit ihr zu reden! Unterstützt von Lucien, spielte sich die Feuerwehrkapelle in eine bayerisch-französische Trance, und mehr Tanzwillige drehten sich im Takt. Auch Susn ließ sich von Cedric herumschwenken, mit wehenden Haaren, fliegenden Röcken … Kreizteifi! Was trug Susn da eigentlich für ein greisliches Gewand? Grellgelb die Ärmel, schreiend blau das Oberteil, dazu … mei! Eine rostrote Kapuze! Wie schaffte sie es nur, darin noch so hübsch auszusehen? Ihre Augen glänzten, ihre Wangen glühten, und, mei, wie das Madl lächelte, so wie Therese ihre Tochter lange nicht mehr …
    »Wir ham da von einem Scherz gehört.«
    Sie standen in der offenen Tür. Beide Strobls, Fredl und der amtierende Bürgermeister. Der sich hörbar um sein bestes Hochbayerisch bemühte.
    »Von einem … äh … sakrisch schlechten Scherz. Und unter diesen Umständen sehn wir uns … äh … genötigt …«
    »Hör sofort auf zu spuiln!«, brüllte Fredl dazwischen, und die Musik verstummte mit einem kieksenden Trompetenton und zwei nachtröpfelnden Tubabässen von Anderl. Stille. Jetzt war es also so weit. Therese Engler wurde von ihren Verfehlungen eingeholt. Und tat nichts dagegen, saß nur starr und sehr gerade auf dem wackligen Kneipenstuhl, einen fliegenden Push-up-BH vor ihrem inneren Auge.
    »Wegen dieser Umstände ham die Herren Weidinger und Strobl vor, die Kandidatur von … äh … Therese Engler noch amoi überprüfen zu lassen und …«
    »Ach ja?« Christiane Breitner hatte sich von Hartl gelöst, schritt forsch auf den Bürgermeister zu. »Auf welchen Paragraphen berufen Sie sich mit Ihrer …«
    »Dazu brauchts koa Paragraphen, wir san anständige Bürger und wolln koa Mannsbild in am Dirndl, des könnts in Paris machen, in da Mouläng Rusch!«, brüllte Fredl, und Veit Strobl schob sich nach vorne.
    »Erstens gab es vor zehn Tagen einen Fall von Körperverletzung durch a Taucherbrille. I hab Hartl Engler, den Bruder von dieser …«, er schnaubte, »dieser Kandidatin inzwischen angezeigt, und nach den jüngsten Zwischenfällen is ja wohl klar, dass wir ein … äh …«
    »… Wahl-Prüfungs-Verfahren wegen Unmäßigkeit während der Werbephase einleiten müssen«, sprang ihm sein Sohn bei. Dressiert hatte ihn der Veit gut, seinen BWL-Bätschler-Terrier. Der im Übrigen seine Blicke nicht von Susn lassen konnte. Unverschämte Blicke! Was, teifinoamoi, bildete sich dieser Kerl eigentlich ein, und warum gelang es Therese Engler nicht, einen klaren Gedanken zu fassen? Sie musste reden! Jetzt!
    »Meine Herren«, begann sie, aber schon fuhr Fredl Weidinger herum, wutrot.
    »Des heißt, bis nix geklärt ist, hoit ma die Pappn! Des Rededuell fallt aus!«

20.
    D ie Band soll das Härteste sein, was dieser Planet zu bieten hat. Sagt der Nat Wildmoser. Sie sind auf Oberbayerntour. Huglfing–Unterdießen–Neuenthal.«
    »Klingt nach Durchbruch«, sagte Cedric. Dummerweise krachten wir gerade in diesem Moment in ein Schlagloch von den Dimensionen eines mittleren Mondkraters, und ich verzichtete lieber darauf, zu fragen, ob er die Ölwanne von Delphines Auto meinte. Ich hatte vergessen, wie holprig und schlammig die Abkürzung zum Parkplatz des Biafuizl war, besonders jetzt, nach dem Dauerregen. Geschüttet hatte es, den ganzen Tag. Immer noch tröpfelte es aus den Baumkronen über uns. Cedric gab Vollgas, das Auto schlingerte aus dem Krater heraus, hinein in die nächste Pfütze.
    »Merde!«, fluchte Cedric, dann sah er zu mir herüber und lachte. »Heiß, was?«, fragte er, und ich schüttelte schnell die Locken in mein brennendes Gesicht. Die Heizung im Citroën, den Delphine Cedric großzügig geliehen hatte, ließ sich nicht abschalten, aber dies war nicht der einzige Grund, warum ich glühte. Der andere Grund war der Traum, aus dem ich am Morgen verwirrt und voller Sehnsucht erwacht war. Immer wieder musste ich daran denken: Ein Gletschersee, in dem ich schwamm, die Kälte, prickelnd auf meiner Haut, dann der Mann, der ein Badehandtuch um mich schlang, mich abtrocknete, langsam und zärtlich. Das Prickeln wurde zur Glut, jede Pore schien zu brennen. Gletscherseeaugen hatte dieser Mann, der sich in der weiteren Handlung dieses Traums äußerst ausführlich mit mir beschäftigt hatte. Aber ich liebte doch Timo?!
    Gestern noch war ich verzweifelt gewesen, weil

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