Paarungszeit: Roman (German Edition)
ich, er schoss erregt im Becken hin und her, während sich sein Harem hinter den Blättern der Pflanzen verbarg wie hinter züchtigen Schleiern. Ich wollte ihn nicht allein lassen mit seiner Rage, richtete mein Lager auf der Ledercouch, überprüfte noch einmal, ob Timo angerufen hatte. Nichts.
Erst spät war ich eingeschlafen. Um von einem Mann zu träumen, der Cedric ziemlich ähnlich sah. Im Traum hatte ich ein Nichts von einem Bikini und dazu die Strapse getragen, die mit den Käpt’n-Iglo-Packungen aus dem Eisfach gehüpft waren. Und ich hatte vergessen, den Bauch einzuziehen, als er mich küsste und seine Hand … oh mein Gott! Selbst wenn ich nur daran dachte, wurde ich rot, hier in Delphines Auto, das jetzt über und über schlammbespritzt sein musste.
Ich drehte den Kopf zur Seite und schaute angestrengt aus dem Fenster. Bereits in der Einfahrt des Parkplatzes standen Autos. Wie es aussah, war der gesamte Landkreis zum Konzert angereist, wir hoppelten vorbei an glitzernden Wagendächern, Hunderten von großäugigen Katzen-Fensterschonern, bis zu den Premiumplätzen am Eingang des Biafuizl.
»Cedi … was machst du da?«
»Ich parke französisch.«
Er steuerte den Citroën rückwärts in eine zu kleine Lücke, stieß das hinter ihm stehende Auto, zum Glück Ginas alter Bus, sanft mit der Stoßstange an, so dass es folgsam einige Zentimeter zurückrollte und die Stoßstange des Wagens dahinter küsste. Dann zwängte Cedric den Citroën in die Lücke, nicht ohne Alex Strobls Porsche vor uns ebenfalls nach vorne zu verschieben. Zwei Millimeter hinter Strobls Stoßstange blieben wir schließlich stehen, und Cedric stieg aus, kletterte über die Motorhaube des Citroën, um mir die Tür zu öffnen. Worauf ich dem verbeulten Wagen entschwebte, als stiege ich mindestens aus einem Rolls-Royce. An Cedrics Arm schritt ich um die Autos herum, hinein in die dampfende Hitze des Biafuizl.
Auf der Tanzfläche des Lokals rückte ein Schlagzeuger mit Sumo-Ringer-Figur seine Trommeln zurecht. Es war brechend voll, anscheinend wollte sich niemand im Landkreis die härteste Band des Planeten entgehen lassen. Wie durch ein Wunder fanden wir Sitzplätze, zwei freie Barhocker an einem Stehtisch, direkt vor einer Wand überdimensionaler Boxen. Eng war’s, dicht nebeneinander standen die Barhocker, und Cedrics durch Kletterkurse gestählter linker Oberschenkel begrüßte mein rechtes nacktes Bein. Ich hatte den engen Jeansrock angezogen, dazu hochhackige Sandalen, anscheinend noch aufgeheizt von meinem Traum. Dabei hatte ich nach dem Aufwachen sofort und reumütig Timos Handynummer gewählt, und er hatte sich erfreut gemeldet. Er habe auch gerade an mich gedacht. Gestern hätten sie in der Jugendherberge einen Film gezeigt, es sei spät geworden. Wir redeten lange, über die Fische und wie ich sie füttern sollte und über die Hochzeitsvorbereitungen. Es war also alles in …
Ein Dröhnen riss mich aus meinen Gedanken, eine Sekunde fragte ich mich, ob es hier neuerdings einen Hubschrauberlandeplatz gab, dann begriff ich, dass die Geräusche aus dem Gitarrenverstärker kamen. Der Gitarrist der Band trug ebenso wie der Schlagzeuger nur eine Nappalederhose und Tattoos, und wo sich bei dem Schlagzeug-Sumo-Ringer der Überfluss in Gestalt von Wülsten und Röllchen austobte, sah man bei ihm nur Krater und Löcher. Sogar die tätowierten Drachen auf seiner eingefallenen Brust wirkten hungrig. Jetzt betrat Nat Wildmoser die Bühne, hinter ihm bauten sich die Mitglieder seines Chors auf. Spätestens seit dem Auftritt auf Thereses Modenschau im letzten Jahr war Nat Wildmosers Hardrock-Männerchor legendär, auch wenn sie nicht allzu oft auftraten. Gina hatte die Jungs unter Vertrag genommen und vermittelte sie ab und zu an Firmenfeste oder Zeltpartys, auf denen ihr aus rauhen Kehlen geschmettertes Born to be wild bestens ankam. Der Chor war bekannt für seine Bierdosen-Percussion, die die Sänger auch jetzt zeigten: Wie ein Mann rissen sie ihre Bierdosen auf, ein Teil des Chors trank rhythmisch, ein anderer stampfte, der dritte verbeulte knackend die inzwischen leeren Dosen, und begeistert steuerte der Gitarrist mit den verhungerten Drachen einen dröhnenden Akkord bei, während der Sumo-Ringer, ebenfalls mit einem gewissen Hunger im Blick, noch seine Trommeln musterte. Cedric beugte sich zu mir.
»Übrigens, ich mag deine Geschichte.« Wegen des ansteigenden Pegels von Chor, Gitarre, Bierdosenpercussion brachte er seine Lippen
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