Paarweise
nach den beiden Minimalfähigkeiten Warten und Verzicht. Aus der Erkenntnis heraus, dass nur für diesen Preis eine gelebte Zweisamkeit möglich ist.
Mit der Ungeduld verwandt und ebenso verbreitet ist die minimale Toleranz gegenüber Frustrationen. Man kann es beobachten, wenn ein Jugendlicher feststellt, dass sein Handy nicht funktioniert. Nicht seine Bedienfehler sieht er als Ursache oder dass er sich in einem Funkloch befindet. Kurz davor, es wegzuwerfen, beschimpft er das Gerät als »Scheißding«. Erwachsenen geht es oft genauso. Man kann es ihnen eigentlich
kaum verübeln, denn wir sind es schließlich gewohnt, dass alles funktioniert.
Beispiel
In der afrikanischen Savanne fragte ein Reisender, der vom Sohn seines Geschäftspartners an einer vereinbarten Kreuzung persönlich abgeholt werden sollte, ob er dann lange warten musste. »Nein«, sagte dieser, »nur drei Tage.«
Wenn wir verreisen, erwarten wir, dass Taxi und öffentliche Verkehrsmittel verfügbar sind, dass uns im Flieger Kaffee serviert wird, das Bodenpersonal am Flughafen freundlich ist und alles funktioniert. Man kommt zum vorausberechneten Zeitpunkt an und wird weitergetragen von getakteten Abläufen. Verschneite Landepisten, streikende Fluglotsen, Staus, verspätete Züge führen hingegen bei vielen Menschen sofort zu Frustration oder Wut.
Das lässt sich auch in Partnerschaften feststellen: Wie auch soll ein Mensch, der diesen Standard gewohnt ist, damit zurechtkommen, dass der Partner »Nein« sagt? Dass er etwa im Augenblick keine Lust auf Sex hat, ja vielleicht nicht einmal Lust auf Reden oder Nähe, weil er z. B. mit anderen Gedanken beschäftigt ist. Wie soll ein vom allseitigen Funktionieren verwöhnter Mensch das ohne persönliche Kränkung richtig einordnen? Doch schauen wir uns die heutigen Paare an: Beide wollen vor allem bekommen. »Geben« wird unwillig als Gegenleistung für das »Bekommen« in Kauf genommen. Wo doch das Kennzeichen einer glücklichen Beziehung speziell die Freude am Geben ist, getragen von der Partnerschaftsfähigkeit beider,
die sich auszeichnet durch gelebte Liebe in Form von Leidenschaft, Können und Kreativität.
Fazit:
Partnerschaft ist auch heute keine Illusion, wenn man sie nicht als Schlaraffenland sieht, in dem man alle seine Wünsche erfüllt bekommt. Erfolgreich läuft sie erst dann, wenn man die Partnerschaft als einen gemeinsam zu bestellenden Garten sieht, als den Lebensbereich, wo man seine wichtigsten und intimsten Persönlichkeitsanteile kennen lernen, ausloten, entwickeln und entfalten kann. Und zwar gemeinsam und nicht jeder für sich allein. Wenn man Partnerschaftskrisen als Erfahrungen schätzt, die zeigen, dass die Liebe stärker ist als die Probleme selbst, entwickelt sich Vertrauen, das stärkt und trägt und die gemeinsam verbrachten Jahre als einen unwiederbringlichen und nicht käuflichen Erfahrungsschatz einordnen lässt.
Die vier Partner-Typen
In meinen Paarberatungen stoße ich immer wieder auf ähnliche Probleme. Da folgen Menschen bestimmten Mustern, die in einer ähnlichen Disposition ihres Charakters begründet liegen. Wer Beziehungen verstehen will, sollte die unterschiedlichen Typen kennen, die in der Partnerschaft anzutreffen sind. Selbstverständlich in der Praxis häufig als Mischform vertreten, aber doch hat sich diese Typisierung in meiner Arbeit bewährt:
Der Beständige
Er ist ein Experte im Betonieren alter Gewohnheiten, im Absichern einmal erworbener Lebensmuster. Seine Angst ist ziemlich offensichtlich: Es ist die Angst vor der Veränderung. Wenn er sich ein Leben einrichten könnte ganz nach seinem Gusto, es wäre das vollkommene Abbild des ewigen Gleichbleibens und der Unvergänglichkeit. Denn ihm gibt nur Sicherheit, was verlässlich ist. Konservative Parteien, ein solides Auto und eine Position mit Rentenanspruch, am besten eine Beamtenposition. Menschliche Beziehungen werden einmal geschaffen oder »geerbt« von den Eltern, der Kindheit oder noch von der Schulzeit her treu gepflegt. Früher galt er als Garant für eine gute Ehe, denn auf sein Wort konnte man sich verlassen, er sorgte treu und zuverlässig für die Familie. »Bescheidenheit ist eine Zier«, gilt ihm als Leitspruch, denn
in einem demutsgeprägten Lebensstil ist er am wenigsten der Mode, der Kritik und anderen Anfechtungen seiner einmal festgelegten Lebenslinie ausgeliefert. Man könnte ihn beschreiben als einen Menschen, der von seinem Freund zu einem Abstecher nach Paris mitgenommen
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