Paarweise
arrangieren. Partnerschaft ist hier
die beste Werkstatt für Austausch, überzeugen, aber sich auch überzeugen lassen, ausprobieren und entdecken, erkennen und verändern. Partnerschaft ist der Bereich, in dem ich dann, wenn ich es möchte, nicht immer gleich abschalten kann, weil der andere ja auch seine Interessen verfolgt. Partnerschaft ist Lebendigkeit und Wandel, ein Spiel mit Variationen des Themas und Improvisation. Denn das Morgen hat noch niemand einstudiert.
Mag es dem Beständigen möglich sein, allein durch Beibehalten aller Bedingungen das Morgen wie das Heute zu gestalten, dann wird sich auch nichts ändern. Aber welcher Partner macht das mit? Das hält doch auf die Dauer keiner aus. Und genau dieser Punkt ist oft die Ursache des Dilemmas, dass der einst ruhige und verlässliche Fels, der Beständige, nun den Vorwurf erntet, ein fader, rigider, ja gelegentlich sogar tyrannischer Mensch (geworden?) zu sein, weil im Laufe der Beziehung eben doch mehr Bedürfnisse als nur das nach Sicherheit wach wurden.
Die unbewussten Motivationen, ein Beständiger zu werden, stammen aus den früheren Kindheitserfahrungen, in denen ihm vermittelt wurde, dass er nur dann, wenn er alles ordentlich und den Wünschen anderer gemäß machte, keine Angst vor Liebesverlust zu haben brauchte. Jetzt im Erwachsenenalter reproduziert er sozusagen ganz brav dieses Programm aus der Kindheit und hofft so unbewusst, keine Angst haben zu müssen und geliebt zu werden, wenn er nur alles »richtig« macht.
Vor lauter Angst vor seinem überstrengen Gewissen griff er damals unbewusst zu einem Trick: Er schlüpfte in die Rolle
seines Gewissens und entzog sich so der Angst, indem er selbst sein Gewissen wurde, das heißt: Er hat kein Gewissen mehr, sondern er verkörpert es.
Der Bunte
Dieser Partner-Typ hat Angst vor Schwarzweiß, der Farbe der Pfarrer, Richter, Notare, der Henker, der Nacht und des Todes. Bloß keine Endgültigkeit, nicht festlegen, nicht auf Formeln, Verträge und Verfügungen einlassen; man weiß ja nie, ob das nun auch auf Dauer das Richtige und Beste ist. »Wir werden sehen; es auf uns zukommen lassen; die Zeit wird es entscheiden; es fügt sich schon«, lauten seine Devisen. Da gibt es andere, die mit 22 heiraten, mit 23 ein Haus bauen und mit 38 Großeltern werden − mit einem Kredit von den Eltern natürlich und mit einer Bankbürgschaft. Der Bunte, der das hört, bekommt nicht nur Gänsehaut, er bekommt wahrscheinlich einen Ausschlag. Alles, was mit Einengung, Festgelegt-Sein zu tun hat, was man im herkömmlichen Sinne als spießig bezeichnet, ist ihm suspekt und lässt ihn flüchten.
Eine andere Angst des Bunten liegt in der Vorstellung, morgen derselbe sein zu müssen wie gestern und dadurch durchschaubar, kalkulierbar und prognostizierbar zu werden und vielleicht sogar noch gesagt zu bekommen: »Du brauchst mir gar nicht viel zu sagen, was du willst, ich kenne dich doch.« Hier würde der Bunte fliehen, sich selbst bedauern und sich bei irgendjemandem ausweinen. Er muss eigentlich nur erfahren, dass niemand ihn versteht, dann ist für ihn alles in Ordnung.
Er will gesehen werden, aber bitte nicht »vorhersagbar« erscheinen.
Der Widerspruch lässt sich auf die Dauer nicht so ohne Weiteres kaschieren: Leben bedeutet, Hoffnungen zu haben und an die Zukunft zu glauben. Und Leben bedeutet auch Konstanz im Wandel, Stetigkeit in der Wiederholung, Vorhersagbarkeit.
Das, was man im Allgemeinen »Charakter« nennt, ist bei diesem Partner-Typ schwer zu entdecken, denn er zeigt ihn nicht. Eher schillernd, fast chamäleonhaft, besitzt er eine fantastische Anpassungsfähigkeit, die es der Umwelt, insbesondere seinem Partner, sehr schwer macht, ihn zu fassen zu bekommen, also seine verlässlichen und vertrauenswürdigen Seiten zu erkennen.
Als »reizvoll und bezaubernd« wird er beschrieben, in Gesellschaft und auf Partys ist er geschätzt und umworben, doch als Partner fürs Leben? Erstaunlicherweise finden sich aber doch immer wieder genug depressive oder gar masochistische Partnerangebote, so dass der Bunte eigentlich selten zu spüren bekommt, wie anstrengend er in einer Beziehung sein kann. Für ihn zählt die Effizienz, wie es aussieht und ob es Spaß macht. Wie man das erreicht, ist ihm meistens egal. So hält er – nicht nur aus Angst vor dem Festgelegt-Werden, sondern auch, weil es ihm zu langwierig und langweilig erscheint – wenig von den üblichen gesellschaftlichen Spielregeln. Man findet ihn deshalb
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