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Paarweise

Paarweise

Titel: Paarweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lermer
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Vernissagen, den Kollegentreffs und gelegentlichen Intimkontakten mehr Nähe mit ihren jeweiligen Partnern austauschten. Aber solch ein enges Zusammenleben hätte er als spießig und einengend abgetan. Seine Arbeit erlaubte es ihm, mit Menschen Kontakt zu haben, aber danach
auch immer wieder zum Schreibtisch zurückzukehren, wenn er wieder Abstand und Alleinsein brauchte.
    Doch wenn er heute ehrlich zu sich ist, spürt er die Einsamkeit, die er lange verdrängt hat, deutlich. Und dieses Gefühl wird ihm eines Tages wahrscheinlich helfen, dann, wenn es als Leidensdruck erlebt stärker wird als die Angst vor einer Veränderung. Der Anlass, sich zu hinterfragen, kann von allen möglichen Seiten kommen, und so auch von der Partnerin, die einen verlässt. Aber auch von Geschwistern, Eltern oder Bekannten kann durchaus der Hinweis kommen, dass er zwar ein freies, unabhängiges, aber letztlich armes Leben führt: wie ein Zuschauer oder Kameramann, der die Menschen auf Distanz beobachtet, dabei ist, aber nicht am eigentlichen Geschehen teilnimmt.
    Der Erhabene als Partner
    Die Angst dieses Partnertyps ist die vor realer Nähe. Die Ursache dafür liegt meist in einer Verschmelzungsangst aus dem Gefühl heraus, keine ausreichend stabilen Ich-Grenzen zu besitzen. So vermeidet er zu lange oder zu intensive Nähe mit einem anderen Menschen. Vergleichbar mit Öl und Wasser in einem Glas, das kräftig umgerührt wird – eine Horrorvorstellung für den Erhabenen. Denn die Folge ist eine vorübergehende Vermischung, die sich als trübe Flüssigkeit darstellt. Jeder weiß, dass nach diesem heftigen (leidenschaftlichen) Vermischen die ursprüngliche Trennung wieder entsteht und eine klare Trennungslinie anzeigt, wo das Wasser aufhört und das Öl beginnt.

    Dieses Vertrauen in die natürliche Einsamkeit des Menschen, die durch die intime Begegnung mit einem anderen nicht aufgehoben werden kann, besitzt der Erhabene nicht. Er muss sich schützen. Es könnte ja sein, dass er da eine Ausnahme darstellt. Denn das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, kennt der Erhabene schon von klein an. Und sein geübtes Selbstschutztraining mit der Folge, von nichts verführbar, erschütterbar zu sein, gibt ihm auch die Bestätigung für das Selbstbild, anders, etwas Besseres zu sein. Er fällt auf nichts herein, außer auf das Programm, dass ein Nichteinlassen auf Begegnung besser sei. So versäumt er vieles.
    Das wiederum hat zur Folge, dass er wenig Erfahrungen macht und somit erst spät Falten bekommt. Er sieht lange Zeit ziemlich jung aus. (Auch nicht schlecht in einer Gesellschaft, in der Jugend hoch gehandelt wird.) Aber auch bei ihm kommt das Alter, in dem er weniger Wert auf Äußerlichkeit, dafür mehr Wert auf Menschlichkeit, Vertrautheit und Innigkeit legen würde, wenn er dazu nur in der Lage wäre.
    Um mit Hilfe von Liebe zu einem ganzheitlichen Leben zu gelangen und seine spezifischen Ängste zu überwinden, müsste er jetzt beginnen, sich dem Tod zu stellen. Das geht wiederum nur über den Weg der Konfrontation mit genau den Dingen, vor denen er Angst hat. Positive Emotionale Neuerfahrungen (P.E.N.) werden ihn als Gegengewicht zu angstgespeisten Vermeidungsstrategien zu der Erkenntnis führen, dass er bereits stabiler ist, als er dachte. Sein Fehler war es die ganze Zeit, durch andauernde Vermeidung nicht erfahren zu dürfen, dass Nähe und Distanz Geschwister sind, dass er viel Energie spart, die damit für einen konstruktiveren Lebensgenuss frei zur
Verfügung steht, wenn er sich nicht dauernd schützen muss. Klugerweise fängt er mit kleineren Schritten an, um sich nicht selbst zu überfordern. Völlig neue und beängstigende Erfahrungen brauchen beim ersten Mal viel Kraft und Zeit zur Verarbeitung. So findet er es zum Beispiel besser, das Wochenende bei seiner Freundin zu verbringen, als sie zu sich zu bitten. Zwar wäre mehr Platz bei ihm, aber so kann er jederzeit gehen. In den meisten Fällen wird es ein nicht einfacher Prozess werden, die gegenteiligen ängstigenden Lebensbereiche zu integrieren, um dem Ziel nach einem »geliebteren« Leben näherzukommen. Einige konkrete Versicherungen einer gewissen Unabhängigkeit, wie etwa getrennte Autos und auch getrennte Schlafzimmer, lassen aber eine erfüllende und dauerhafte Liebesbeziehung durchaus möglich erscheinen.
    Der Ergebene
    Der Ergebene ist froh, wenn er auch einmal etwas abbekommt. Er ist nicht unbedingt schlechter bemittelt als andere, ein Unglücksrabe oder ein vom

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