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Paarweise

Paarweise

Titel: Paarweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lermer
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üben, wird die Angst vor dem Leben durch die Liebe zum Leben bewältigt. Begleiter dieser Phase ist oft ein erfahrener Coach oder ein Therapeut, der durch die zeitbegrenzte Beziehung ein sehr geeigneter Übungsmeister sein kann, dem man sich anfangs noch in gewohnter Manier unterwirft, um ihn im Laufe der Therapie nur noch als Spiegel für die authentische, das heißt einmalige und bedürfnisorientierte Lebensentfaltung zu erkennen.
    Die Erkenntnis wächst, dass Liebe nicht nur ein Geben ist, sondern wie jeder lebendige Akt ein Austausch, Geben und auch Nehmen, Bieten und auch Fordern, Erfüllen und auch
Bitten ist. Indem er das Gegenteil von dem lernt, was er bisher betrieben hat, indem er sich traut, genau das tatsächlich auszuprobieren, wovor er früher unbeschreibliche Angst hatte, nähert er sich dem Ausgleich für seine bisherige Einseitigkeit, kommt er der Ganzheit des menschlichen Lebens und damit seiner Mitte einer gesunden Persönlichkeit näher.

Narzissmus – die neurotische Suche nach Glück
    Das Phänomen Narzissmus ist meist einseitig psychoanalytisch erklärt worden. Man kann es auch als kulturhistorischen Ausdruck einer Übergangszeit sehen. Denn ein Narzisst ist einer, der sich keinesfalls manipulieren lassen will, der den gegebenen Normen und Verhaltensmustern nicht traut. Das Nicht – Einlassen, die Distanzierung zu anderen und auch die Tatsache, dass der Narzisst letztlich mit seinem Zustand nicht zufrieden ist, birgt Chancen, ja zwingt ihn im Laufe der Zeit geradezu, nach neuen Wegen zu suchen. Änderung kann man nur durch Labilisieren der bestehenden Stabilität einleiten, durch Verweigerung angebotener, aber unbefriedigender Lebenskonzepte.
    Viele Menschen befinden sich heute in einer Übergangsphase, mitten in einer Wende, während der sie noch nicht ihre volle Liebesfähigkeit erreicht haben, vielleicht sogar noch »unfähiger« zur Liebe sind, als sie es früher einmal waren. Ein Kennzeichen des Übergangs ist im Zuge der kollektiven Suche nach der eigenen Identität ein Phänomen, das gerne mit dem Ausdruck »der neue Narzissmus« beschrieben wird. Das Problem betrifft den einzelnen wie die gesamte Gesellschaft.
    Was Narzissmus bedeutet
    Narzissmus kommt nicht von ungefähr: Anstelle des fürsorglichen Miteinanderlebens ist in unserem Wohlfahrtsstaat
zwangsläufig eine zur Verantwortung unfähige Selbst-Sucht getreten, die auf eine spezifische Unfähigkeit zur Liebe zusteuert. »Das Zeitalter des Narzissmus« hat, wie es der amerikanische Sozialkritiker Christopher Lasch bereits vor Jahrzehnten bezeichnete, den Typus des infantil Selbstbezogenen, sich gegen emotionale, moralische und soziale Bindungen sperrenden Menschen hervorgebracht, einen Charakter also, der durch hemmungsloses Streben nach Ich-Genuss gekennzeichnet ist.
    Im Gegensatz zum durchaus gesunden Egoismus fehlt dieser beschriebenen Haltung die Fähigkeit, Liebe anzunehmen und zu speichern, um sie auch wieder mit Freude an andere geben zu können. Der Narzisst ist ein Sozialisations-Typus mit einem tief greifenden Defizit in puncto Persönlichkeit und Kommunikation.
    Beispiele für narzisstische Persönlichkeiten
    Die Königin im Märchen Schneewittchen: »Spieglein, Spieglein an der Wand: Wer ist die Schönste im ganzen Land?«
    Ludwig XIV., der Sonnenkönig: »Damit ergeht der Beschluss: L’état c’est moi« – »Der Staat bin ich.« »Die Sonne bin ich«, steht auf dem T-Shirt des schönen jungen Mannes, der im Café an der Eingangstüre lehnt.
    Die drei könnten sich von Jahrhundert zu Jahrhundert zuwinken, denn sie gehören im Club der Narzissten zur Führungsmannschaft. Ihre wesentliche Gemeinsamkeit: Sie können nicht auftanken und vom Erhaltenen zehren, sondern sie
müssen ununterbrochen vermittelt bekommen, dass sie okay sind. Eigentlich möchten sie erfahren, dass sie noch besser als okay sind. Denn das ist das typische Kennzeichen eines narzisstischen Menschen: Er ist in puncto Bestätigung ein Fass ohne Boden . Sein Selbstgefühl ist abhängig von andauernden Anerkennungen. Er ist ein Vampir, der statt vom Blut von den Aufmerksamkeit spendenden Blicken seiner Opfer lebt.
    Die Sage des Narziss ist in verschiedenen Fassungen überliefert. Als klassische Variante konnte sich jene am besten in unserer Kulturgeschichte halten, die Ovid in seinen Metamorphosen beschreibt.
    Die Sage des Narziss
    Der anmutige Jüngling Narcissos reizte mit seiner Schönheit sowohl Frauen wie Männer – und wies sie alle ab.

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