Paarweise
vielfach:
die Lösung im Sinne einer Problemlösung – im Kreuzworträtsel des Lebens – eben die Auflösung,
was wiederum wie die Lösung wirken kann, wenn sich eine Aspirintablette im Wasserglas auflöst
und damit die Lösung der Kopfschmerzen ermöglicht, damit das Schmerzproblem zur Lösung führt.
Erlösung von Spannung, Angst und Ungewissheit durch Loslösung und Ablösung, durch Offenheit für neue, ungewohnte Lösungswege. Die Lösung seiner Partnerschaftsprobleme allein im Spiegel zu finden, ist nicht möglich. Da helfen auch nicht noch mehr Tattoos, Piercings oder studiotrainierte Muskelpakete, verlängerte Haare oder künstliche Fingernägel, gebleichte Zähne, vergrößerte Brüste oder durch Botox geplättete Gesichtszüge.
Der Mensch soll sich erkennen im Auge des Gegenübers, braucht den anderen als Spiegel. Der Mensch ist geboren für das Du, wird erst durch den Dialog zur Persönlichkeit, erst durch die Interaktion lebendig. Interessant ist hier die Wurzel
des Wortes Persönlichkeit: das lateinische Wort »persona« heißt übersetzt »Maske«. Wir entdecken unsere Identität durch die Behandlung von anderen. Wie wir gesehen werden, was auf uns projiziert wird. Insbesondere in der Beziehung ist das ein stets wechselseitig wirkender Prozess.
Doch die Lösung liegt nicht allein beim Partner. Da sagte doch tatsächlich eine Frau zu ihrem Mann: Es könnte doch alles so schön sein. Es gibt nur ein Problem, und zwar: »dass du so bist, wie du bist«. Was da anders sein sollte, konnte sie nicht benennen. Sie hatte die Illusion, er wäre eine Mischung aus »so wie sie« und ihrem Wunschbild des idealen Mannes, den sie aber auch nicht beschreiben konnte.
Der Partner wäre ja heillos überfordert, sollte er alle Bedürfnisse des anderen erspüren, verfolgen, erfüllen müssen. Gegenseitige Abhängigkeit mit all den bekannten Nachteilen jeder Abhängigkeit wäre die Folge. Die Lösung liegt also nicht im Spiegel, sprich bei der singulären Umformung der eigenen Person. Die Lösung liegt auch nicht allein bei einem einzigen Gegenüber, beim veränderten Verhalten des Partners. Die Lösung liegt in der Transzendenz. In einem übergeordneten Dritten, einem höheren Ziel, als es einer allein erreichen könnte. Lösung verspricht eine Vision, die gemeinsam verbindet und das Wunder vollbringt, dass sie die symbolhafte Trennungsempfindung durch Unterschiede zwischen beiden schmelzen oder im Meer der Unwichtigkeit versinken lässt. Weil Wichtigeres da ist, eben die gemeinsame und gemeinsam verbindende Vision.
Interview mit Viktor E. Frankl
Viktor Emil Frankl (1905 − 1997), berühmter Wiener Neurologe, bahnbrechender Psychotherapie-Begründer (Logotherapie bzw. Existenzanalyse), Lehrstuhlinhaber in Kalifornien, 29 Ehrendoktorate, sein Buch über den eigenen Überlebenskampf im KZ wurde über neun Millionen Mal in der ganzen Welt verkauft.
»Herr Prof. Frankl, was macht die Menschen glücklich? Und was kann die Psychotherapie anbieten, um die Menschen glücklicher zu machen, kann man das auf den Punkt bringen?«
»Man könnte die Sache umkehren und erst sagen: Wie kann die Psychotherapie Menschen helfen, die glücklich werden wollen ? Und das ist deshalb sehr wichtig, dass wir damit beginnen, weil ich der Überzeugung bin, dass genau das ›Glücklich-werden- Wollen ‹ dem ›Glücklich- Werden ‹ selber im Weg steht.
Es ist eine Grunderfahrung, die nicht zuletzt in der Psychotherapie, und da wieder nicht zuletzt in der Psychotherapie sexualneurotischer Störungen, immer wieder uns entgegentritt: eine Grunderfahrung, dass der Mensch, je mehr er das Glücklichsein zum Ziel macht, umso weniger ist er fähig, dieses Ziel zu erreichen. Ich pflege das meinen Studenten in einer Kurzformel anzubieten, indem ich sage: ›Je mehr es einem um die Lust geht, umso mehr vergeht sie einem auch schon.‹
Sie können das jetzt transponieren, indem Sie sagen: ›Je mehr einer nach dem Glück jagt, umso mehr verjagt er es auch schon.‹ …
Es ist so, dass der Mensch gar nicht – wie die Motivationstheorie uns einreden will – nach Lust strebt, sondern er strebt danach, wenn man das schon so sagen will, einen Grund zur Lust zum Glücklichsein zu haben. Macht er es selbst zum Ziel, dann geht er daran vorbei. Will er aber das, was ich ›Selbsttranszendenz‹ nenne, ausleben − das hat mit Transzendenz im theologischen Sinne überhaupt nichts zu tun − will er praktisch gesprochen sich hingeben an eine Aufgabe,
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