Paarweise
trainieren. Ähnlich wie später Partner, die sich von ihrem Partner tief geliebt fühlen, verstanden werden, und aus dieser Geborgenheit Kraft beziehen für mehr Kreativität – und Erfolg. Das Erzählen über sich und seine aktuelle Befindlichkeit und »was einen gerade am meisten bewegt« rundet für den Partner das momentane Erscheinungsbild von einem selbst ab. Er wird hierauf entsprechend mit einem umgehen. Er wird seine Erwartungen und Forderungen an den gewonnenen Informationen adaptieren. So wird das Gegenüber zum temporären Dramaturgen des Protagonisten, des eigenen Selbst. Man selbst wiederum ist dann in der Rolle des eigenen Regisseurs und Akteurs. Doch das Verhalten ist nicht zwangsläufig nur an diese Vorgaben gebunden. Es wird zusätzlich beeinflusst und gefärbt durch die zahllosen automatisch hochgeladenen inneren Programme der eigenen Biografie − und die der situativen Affekte. Die wiederum ausgelöst durch Umweltreize, Erinnerungen, Sehnsüchte, Hormone, Assoziationen, Rechtfertigungen, ichstärkende Intentionen, bollwerkartige Verteidigungen der bisherigen Identität etc.
So ist die Beziehung, die Partnerschaft, der Ort, wo man die Wahrheit über seine eigene Identität hüllenlos erfährt.
Der Partner – das reagierende Wesen
Entscheidend ist die Erkenntnis, dass der Partner natürlich kein statisches Gegenüber ist, sondern in seinem Verhalten dynamisch. Und das in zweierlei Hinsicht: kurzfristig (state), für den Augenblick (»Kannst du mir kurz mal helfen …«) oder langfristig (trait) durch einen Einstellungswandel oder eine Verhaltensänderung (»Ich denke, solange du so schnarchst, sind getrennte Schlafzimmer für unser beider Gesundheit einfach besser.« Die Zahlen sind übrigens erschreckend, wie viele Frauen durch das Schnarchen ihres Partners jede Nacht schlecht schlafen und daraufhin den ganzen nächsten Tag gerädert sind).
Denkbar wäre auch jetzt, im Zeitalter der enttabuisierten Psychologie, eine andere Dynamik, wo beide einander Coach sind, wo der Partner von morgen nicht mehr der gleiche wie gestern ist, obwohl er derselbe geblieben ist. Und man selbst durch die Wandlung durch partnerschaftliche Interaktion morgen nicht mehr der gleiche wie gestern ist. Die widersprüchlich scheinenden beiden Lebensaufgaben − wandlungsfähig unter Beibehalt einer konstanten Identität gemäß neuer Lernerfahrungen zu sein − lassen sich also in der Partnerschaft laufend proaktiv erfüllen.
Kennzeichen erfolgreicher Paare
Grundsätzlich müssen bei einem »guten« Paar mindestens drei Kriterien erfüllt sein, bevor man ins Detail gehen kann bzw. bevor es sich lohnt, ins Detail zu gehen. Denn ohne diese
drei Minimalkriterien wäre jegliche Liebesmühe umsonst. Apropos »Liebesmühe«: Natürlich ist die Basis in jedem Fall die Liebe. Ohne diese brauchen wir gar nicht weiterzumachen. Es handelt sich erstens um die Voraussetzung, dass das Selbstwertgefühl bzw. das Selbstwertbewusstsein beider Partner im Plus sein muss. Die zweite Bedingung ist eine ausgeprägte bzw. brauchbare Kommunikationsfähigkeit, dass beide verbal, körpersprachlich und paraverbal wohlwollend kommunizieren können. Und als dritte Dimension verfügen die Partner über eine gemeinsame Vision: Sie wissen, was sie eigentlich miteinander erreichen wollen.
Darüber hinaus gibt es natürlich noch zahlreiche andere Merkmale erfolgreicher Paare – ich will nur einige nennen: Sie gehen vor wie beim Beobachten des eigenen Körpers oder der eigenen Befindlichkeit: Sobald ein Symptom einer Störung in der Beziehung sichtbar oder spürbar wird, reagieren sie – aber nicht gegen das Symptom, wie es eine antiquierte Form der Schulmedizin betrieben hätte. Nein, sie kümmern sich um das Verschwinden des Symptoms, indem sie es als Botschafter wertschätzen, aber als solches weiter ignorieren: die Botschaft wohl hören, und sich jetzt um die Wiederherstellung der gelingenden Abläufe kümmern. Ähnlich einem Rotlicht am Armaturenbrett, das aufleuchtet oder wenn der Körper Fieber bekommt. Wer so achtsam ist, erhält die Chance, rechtzeitig in die »Systemsteuerung« einzugreifen und den Defekt zu beheben, um wieder einen funktionierenden Ablauf zu ermöglichen.
Außerdem können souveräne Paare herzhaft lachen: gemeinsam über dasselbe, jeder über sich und beide übereinander, ohne dass es den anderen verletzt.
Hinzu kommt die große Vertrautheit: Man weiß, dass man sich stets auf den anderen verlassen kann, man
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