Paarweise
eintragen. Und sich im dritten Schritt ausschließlich um die Erreichung und Verwirklichung dieser proaktiven Punkte rechts kümmern, die letztlich die Basis ihrer neuen Lebensführung und damit die Basis ihrer Vision repräsentieren.
Wenn eine Aufgabe, ein Ziel, ein Projekt, eine Idee oder ein Plan gemeinsam verwirklicht werden, fördert dies stark das »Wir-Gefühl«. »Wir wissen, was wir wollen, wir können uns das genau vorstellen, wir kennen die notwendigen Schritte, um es zu erreichen«, lautet dann die Devise. Doch es gibt auch Grenzen: Vor einem überzogenen Wir-Gefühl muss sich das Paar hüten. Es besteht sonst die Gefahr der Isolation oder der
»Illusion der Symbiose« oder der »Rollendiffusion«. Denn selbst bei einem sehr intensiven Wir-Gefühl können zwei Menschen nicht alles füreinander sein. So sind beispielsweise stets auch andere emotionale Kontakte nötig, etwa zu Bekannten und Freunden.
Doch richten wir den Blick auf die positive Wirkung des Wir-Gefühls. Es fördert das Bewusstsein, Teil des gemeinsamen Ganzen zu sein, und schützt so vor der Gefahr, die Problemursachen allein beim Partner zu suchen: Es geht um dich, um mich und um das Dritte in unserem Bund, um unsere gemeinsamen Ziele und Aufgaben, die wir nur miteinander erreichen können. Denn was steigert die Liebe zueinander mehr als gemeinsam bestandene Abenteuer? Unabhängig davon, ob sie im konkreten Augenblick als anstrengende oder als beglückende Erfahrung erlebt werden.
Das aber können viele Menschen, vor allem narzisstisch veranlagte Persönlichkeiten, oft nicht. Da kann es manchmal hilfreich sein, seinen Wunsch nach Veränderung deutlich zu manifestieren.
Der Beschluss
Den Begriff »Beschluss« erinnere ich aus meiner Zeit, als ich häufig fachpsychologische Gutachten vor Gericht vorgetragen habe. Beendet wurden diese meist schicksalswendenden Verhandlungen mit der dramaturgischen Krönung der Urteilsverkündung durch das hohe Gericht, wozu sich alle Anwesenden von ihren Plätzen erhoben. Dann leitete der Richter seinen
Urteilsspruch stets mit demselben Spruch ein: »Hiermit ergeht Beschluss …«, dann folgten Urteil und Begründung.
Diese Formulierung »Hiermit ergeht Beschluss« hat natürlich eine starke suggestive Wirkung, insbesondere, wenn wir sie für uns selbst anwenden. Plötzlich ist in diesem Lebensmoment eine deutliche Vereinbarung getroffen.
Auch die entscheidende Wende in einer Beziehung beginnt mit einem Beschluss, einem gemeinsamen Beschluss. Und zwar:
den anderen nicht mehr ändern zu wollen,
beim Partner-Feedback nicht seine Persönlichkeit, sondern sein Verhalten zu spiegeln,
sich bewusst zu werden über das eigene Verhalten und daran zu arbeiten,
sich bewusst zu werden, zur Hälfte für die Partnerschaft und ihr Gelingen selbst verantwortlich zu sein.
Alle weiteren Ausführungen sind kognitive und strategische Schritte zur Operationalisierung und Transfersicherung dieses Beschlusses.
Der Beschluss, den ein Paar treffen könnte, das seine Lebensqualität auf ein anderes Niveau heben möchte, könnte mit dem wichtigsten aller Vorhaben beginnen: nichts Negatives mehr, keine Beschimpfungen und Hasstiraden, kein Sarkasmus und Zynismus, keine Demütigungen und keine Racheakte mehr. Wir können uns stets dann leichter von schlechten Gewohnheiten befreien, wenn wir eine gute Alternative parat haben. Diese guten Alternativen lassen sich überschreiben mit den
Worten: positiv, konstruktiv, liebevoll, rücksichtsvoll. Ich nenne sie zusammenfassend »proaktiv«, weil sie sowohl aktiv, also agierend statt reagierend, als auch auf das pro ausgerichtet sind, auf das Für, auf das Gelingen.
Fallbeispiel: Nur die Sexualität hielt sie noch zusammen
Er ist Arzt mit eigener Praxis in Innenstadtlage und bereits 30 Jahre lang verheiratet. Die Kinder sind aus dem Haus. Mehrere Paartherapien haben sie bereits hinter sich. Beide erscheinen sehr intelligent, sie arbeitet teilweise in der Praxis mit.
Zwischen ihnen hatte sich ein Ehekrimi abgespielt. Die Gewalt bei ihr äußerte sich verbal, bei ihm durch Lautstärke und zerschlagene Stühle. Sie sahen ein, wie grotesk ihre Kommunikationsmuster geworden waren. Das war eigentlich nicht ihr Niveau, aber »intramuros« (aus dem Spanischen: »innerhalb der Mauern«) waren ihnen »die Sicherungen durchgebrannt«. Ein unreifes bis krankes Verhalten. Ihr gesunder Anteil ließ sie das erkennen und wollte diese peinlichen Ausrutscher der Vergangenheit angehören lassen.
Er war
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