Paarweise
Transzendenz ermöglicht. Das von der Gefahr überzogener Selbstbespiegelung ablenkt und dafür den Blick über den Horizont hebt.
Beide konzentrieren ihre Aufmerksamkeit auf ihre gemeinsame Vision.
Die Vision dient als Basis für die Motivation, als Orientierung für das Team namens »Partnerschaft«. Sie könnte eine Weltreise sein, die Gründung einer Firma, die man gemeinsam führen will, sie kann auch natürlich einfach »Familiengründung« heißen. Die Vision kann auch darin bestehen, sich nach einem bestimmten Wertekanon oder einer Philosophie auszurichten, etwa durch soziales oder politisches Engagement, Umweltschutz, ein Leben mit Musik und vieles mehr. Später kommen wir noch einmal auf die Vision zurück, wenn es um das Glück geht.
Die Aufgabe, etwas Gemeinsames zu finden
Als Coach differenziere ich verschiedene Motivationsformen, denn es gibt immer verschiedene Wege, wie man eine Veränderung angehen kann. Hier lässt sich zwischen den drei Begriffen Wunsch – Ziel – Vision unterscheiden. Mit dieser Unterscheidung wird die Kraft der Vision für ein Paar noch viel deutlicher. Ein Wunsch, das ist das klassische Hoffnungs-Symbol des Kindes – oder eines kindlich gebliebenen Erwachsenen. Ein Wunsch kann erfüllt werden oder nicht, man ist dabei abhängig vom Glück, von Gott, vom Schicksal, von der Konjunktur, vom Wetter, vom Zufall. Stets liegt die Quelle der Wunscherfüllung außerhalb von einem selbst. Und der Mensch, der glaubt, er könne durch Betteln, Warten oder magisches Handeln die Erfüllung beeinflussen, irrt. »Im Hoffen und Harren erkennt man den Narren«, sagt der psychologisch weise Volksmund dazu.
Wichtiger als das Wünschen ist ein Ziel. Jeder Manager kennt die Strategie »management by objectives«, also managen mit Zielvorgaben. Die Zielvorgaben werden als Leitlinie genutzt; d. h. es werden Eckdaten verfolgt, die dem Schicksal keinen Spielraum mehr lassen. Das ist vollkommen angemessen, wenn man beispielsweise ein Bauwerk, einen Kongress oder eine Olympiade plant, wo der Zeitpunkt und das Ergebnis fix sind. Sobald es aber um eine organische Dynamik geht, beispielsweise die eigene Lebensplanung, das Gelingen einer Partnerschaft oder das Großziehen eines Kindes, dann wäre eine derartige Zielvorgabe zu starr. Mit derart engem Denken kommen dann so absurde Forschungsergebnisse zustande,
wie z. B., dass Lob Leistungsabfall zur Folge hat, dafür Tadel zu Leistungssteigerung führt. Das klingt irrwitzig, stimmt aber kurzfristig betrachtet: Ein Vorgesetzter lobt meist dann, wenn das Ergebnis seines Mitarbeiters auffallend gut war. Nachdem es ein Ausnahmeergebnis war, wird der Mitarbeiter anschließend aller Wahrscheinlichkeit nach wieder auf sein Durchschnittsniveau zurückfallen. Er wird sich − zeitlich gesehen auf das Lob hin − also erst einmal verschlechtern. Umgekehrt funktioniert es genauso paradox: Er wird getadelt oder abgemahnt für ein schlechtes Ergebnis, wird sich anschließend aber wieder einpendeln auf sein Durchschnittsniveau, sich − also zeitlich gesehen als Folge des Tadelns − verbessern. Die Vision ist anders geartet.
Beispiel
Wer an einem Föhntag von München aus in die Berge schaut, sieht die Zugspitze, den höchsten Berg Deutschlands. Ein lohnenswertes Ziel, ganz oben zu sein, knapp 3.000 Meter hoch. Nun fährt man hinaus ins Werdenfelser Land und hinauf auf die Zugspitze und ist überwältigt von der Macht der Natur und der gigantischen Sicht. Nun, von seinem Ziel aus, entdeckt man die beeindruckenden, deutlich höheren Berggipfel von Österreich, Italien und der Schweiz. Jetzt, erst hier oben, kann man erkennen, was es noch alles gibt, was vom ursprünglichen Standpunkt in München gar nicht sichtbar sein konnte.
Und genauso verhält es sich auch mit der Vision: Sie steht für eine realisierbare Möglichkeit in der Zukunft, aber gibt dem
Zufall, dem Schicksal, dem Leben eine Chance, dass es noch besser wird als ursprünglich gedacht. Der Mut zum Risiko wird meist belohnt, wenn man sich darauf einlässt und sich voll engagiert.
Trotzdem ist es für ein Paar nicht immer leicht, seine Vision zu entwickeln. In der Regel gebe ich meinen Klienten folgende Hausaufgabe mit:
Opfer
Gestalter
Weg(kommen) von …
Hin(kommen) zu …
Frei werden von …
Frei werden für …
Das Paar soll zuhause zunächst die linke Spalte ausfüllen, welche Symptome es beklagt und wovon es sich befreien will. Dann sollen sie rechts das jeweilige positive Pendant
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