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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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du willst.«
    »Das werde ich«, sagt Boone. Er verrenkt den Kopf nach Not Sunny und ruft ihr zu: »Pack’s zum Mitnehmen ein, bitte, ja?«
    Petra sagt: »Feigling.«
    Boone steht auf, kramt in der Hosentasche seiner Jeans und zieht zwei zerknüllte Dollarscheine heraus, die er als Trinkgeld auf den Tisch wirft. Chuck Halloran, der Besitzer, lässt Boone keine Rechnungen bezahlen.
    »Nein, ich mein’s ernst«, sagt Petra. »Du drückst dichnicht nur davor, dich zur Abwechslung mal ausführlich mit dir selbst auseinanderzusetzen, du hast auch Angst, dass dein Ansehen bei deinen surfenden Kumpels sinkt und sie dich aus ihrer Bruderschaft ausschließen, wenn du diesen Fall übernimmst. Das hätte ich nicht von dir gedacht, aber du lässt mir keine andere Wahl.«
    »Wenn ich’s mir recht überlege«, sagt Boone zu Not Sunny, »nimm die Bestellung komplett zurück.«
    Er geht raus. Not Sunny kommt an den Tisch. »Möchten Sie Ihren Eistee trotzdem noch?«
    Petra seufzt. »Ach, warum nicht?«
    Not Sunny stellt ihr ein Glas auf den Tisch.
    Wir haben etwas gemeinsam, denkt Petra.
    Wir sind beide nicht Sunny.

12
    An dem Abend, an dem Kelly Kuhio starb, brummte Pacific Beach vor Touristen und Einheimischen, auf der Suche nach dem reinen Vergnügen. Die Bars waren voll und die Menschenmassen standen bis auf die Straße, Bier und Wein flossen in Strömen, die Musik wummerte aus den Clubs und aus Autos mit aufgedrehtem Bass.
    Dave und Tide saßen im Sundowner, vertilgten eine Platte Fischtacos und ließen es nach ihren jeweiligen Ganztagssessions ruhig angehen. Dave war nach einer Doppelschicht auf dem Rettungsturm ausgebrannt, und Tide langweilte sich, nachdem er eine Woche lang knochentrockene Überlaufkanäle kontrolliert hatte. Sie saßen an ihrem Tisch und spekulierten, in welchem Winkel der Welt Sunny wohl gerade steckte, als der Ärger losging.
    An der Bar wurde Geschrei laut.
    Corey Blasingame war ein Junge aus dem Ort, ungefähr neunzehn Jahre alt, der normalerweise draußen vor Rockpile surfte. Corey konnte eine Welle reiten, aber das war’sauch schon – von der breiten Masse hob er sich weder durch Flair noch durch Talent ab. Jetzt trug er die Haare kurz geschoren und dazu einen Hoodie, mitten im verdammten Sommer, wobei er die Ärmel abgeschnitten hatte, damit man seine Tätowierungen sah.
    Er hatte drei Jungs dabei – ebenfalls mit rasierten Schädeln, zerrissenen T-Shirts und Kapuzenpullis, ausgeleierten Armeehosen und knöchelhohen Stiefeln. Und dann machte irgendein Blödsinn die Runde, von wegen die Jungs, die sich selbst »Rockpile Crew« nannten, wollten ab jetzt für »Recht und Ordnung« sorgen und keine »Ausländer« mehr ins Wasser lassen und zwar am La Jolla Break, was von Pacific Beach aus gesehen gerade mal die Straße hoch ist.
    Eine Surfergang in La Jolla. Total abgedreht. Verstehen Sie, La Jolla? Der reichste Ort Amerikas? Wo erwachsene Männer mit silbergrauem Haar ungeniert pinkfarbene Polohemden tragen? Eine Gang? Das war so lustig, dass es fast schon nicht mehr zum Lachen war.
    Tide lachte trotzdem. Als Boone bei der Dawn Patrol auf die Gang von La Jolla zu sprechen kam, meinte Tide: »In La Jolla gibt es schon genug Gangs. Gangs von Ärzten, Anwälten und Bankern. Mann, die fiesen Schweine machen Kleinholz aus dir, wenn du beim Golfen den Rasen beschädigst.«
    »Und Galeristinnengangs«, setzte Dave hinzu. »Wenn dir dein Sperrmüll lieb ist, legst du dich mit den Tussen lieber nicht an.«
    Egal, die »Rockpile Crew« war ganz vorne, verlangte bedient zu werden, was ihnen der Barmann aber verweigerte, weil die Jungs die vorgeschriebene Altersgrenze noch nicht erreicht hatten. Sie fingen an zu maulen, zu streiten, grölten »Rockpile Crew«, nervten insgesamt einfach höllisch und störten die nette Abendatmosphäre. Chuck Halloran stand hinter der Bar und warf Dave einen Blick zu, mit dem er sagen wollte: Dave, kannst du mir hier mal kurz unter die Arme greifen?
    Kelly Kuhio saß mit ein paar Freunden an einem der Tische und stand auf. Dave sah das und gab ihm ein Zeichen, von wegen: »Ich mach das schon.« Das war’s ja gewesen, dachte Boone später, nachdem alles gründlich in die Hose gegangen war, Kelly hatte mit dem Ärger nicht mal direkt zu tun gehabt. Er hatte einfach nur da gesessen, Grapefruitsaft getrunken und ein paar Nachos gegessen. Er hatte nichts damit zu tun.
    Boone übrigens auch nicht. Er war nämlich fernab des Sundowner schwer beschäftigt: ein Date mit

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