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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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paradiesischen Pacific Beach wurde es nachts finster.
    Nur im Sundowner konnte so was nicht passieren.
    Bis es eben doch passierte.

11
    Petra schiebt sich Boone gegenüber an den Tisch.
    Er tut, als würde er die Speisekarte lesen, was albern ist, weil Boone hier seit zehn Jahren so gut wie jeden Morgen frühstückt. Nicht nur er weiß längst, was er will, auch die Kellnerin weiß es, weil er nämlich immer dasselbe bestellt.
    Die Kellnerin ist nicht Sunny, aber eine große hübsche Blondine mit langen Beinen, die deshalb Not Sunny genannt wird, und Petra fragt sich, ob es in Kalifornien vielleicht doch eine geheime Brutfabrik gibt, in der diese Wesen hergestellt werden, denn es gibt anscheinend unendlich viele davon. Als die echte Sunny ihren Job im Sundowner an den Nagel hängte und als Profisurferin in die Welt zog, trat die neue große, blonde, langbeinige Nachfolgerin ihren Dienst in einer nahtlosen Abfolge von California Girls an.
    Offenbar kennt niemand ihren richtigen Namen, es scheint ihr auch nichts auszumachen, dass sie Not Sunny genannt wird und zu einem Dasein in Sunnys sonnenlosem Schatten verurteilt ist. Tatsächlich ist Not Sunny eine eher farblose Ausgabe ihrer Namensvetterin, oberflächlich betrachtet hübsch, aber Sunnys Tiefgang, Intelligenz und Herzlichkeit gehen ihr ab.
    Not Sunny starrt Boone an und sagt, »Machaca mit Eiern und Käse, Mais- und Weizentortillas, dazu schwarze Bohnen und Countrykartoffeln, Kaffee mit zwei Stück Zucker.«
    Boone tut, als würde er die Speisekarte durchgehen und Alternativen suchen: »Nur Weizen.«
    »Hm?«
    »Nur Weizentortillas, keine mit Maismehl.«
    Not Sunny braucht einen Augenblick, um diesen Umsturz ihrer Weltordnung zu verkraften, dann wendet sie sich an Petra und fragt: »Und für Sie?«
    »Haben Sie Eistee?«
    »Äh, ja.«
    »Dann nehme ich einen Eistee, bitte«, sagt Petra. »Zitrone, kein Zucker.«
    »Zitrrrroooone … kein Zucker«, wiederholt Not Sunny leise für sich, als sie loszieht, um die Bestellung abzugeben, was gar nicht nötig wäre, denn der Koch hatte alles schon auf den Grill geworfen, kaum dass er Boone durch die Tür kommen sah.
    »Leg doch die Speisekarte weg«, sagt Petra zu Boone.
    Boone legt die Speisekarte weg und sieht sie an. Es ist kein freundlicher Blick.
    »Warum bist du so wütend?«, fragt sie.
    »Kelly Kuhio war einer der besten Menschen, die ich je gekannt habe«, erwidert Boone. »Und das Stück Scheiße von deinem Klienten hat ihn auf dem Gewissen.«
    »Das hat er«, sagt Petra. »Aber ich bin keinesfalls davon überzeugt, dass er sich eines kaltblütigen Mordes schuldig gemacht hat.«
    Boone zuckt mit den Schultern. Für ihn ist das ein klarer Fall – wenn die Staatsanwältin Corey in die Todeszelle schickt, dann Herzlichen Glückwunsch. Mary Lou Baker ist eine hartgesottene Veteranin, die nicht viele Fälle verliert und diesen hier ist sie wild entschlossen zu gewinnen.
    Zum Teufel, ja, das ist sie wirklich, denn die Leute sind außer sich. Der Mord war zwei Wochen lang jeden Tag in den Schlagzeilen. Die Zeitungen berichten nach wie vor über jede neue Entwicklung in dem Fall. Und die Moderatoren der Radiotalkshows machen ihn immer wieder zum Thema, sie fordern die Höchststrafe.
    San Diego will Blasingame hängen sehen.
    »Ich sag dir mal, was ich glaube«, sagt Petra. »Ich glaube, dass sich in dieser Stadt ein kollektiver Lynchmob gebildet hat, der Corey Blasingame ans Leder will, weil er dem Tourismus schadet, der für die Wirtschaft hier so wichtig ist. San Diego will, dass Familien in Pacific Beach Urlaub machen und Geld ausgeben, was sie wahrscheinlich nicht tun würden, wenn die Gegend in dem Ruf stünde, dass hier Gewalt auf den Straßen herrscht. Also will man ein Exempel an ihm statuieren.«
    »Ach, ja?«, fragt Boone. »Hast du noch mehr durchgeknallte Theorien?«
    »Wenn du mich so fragst, ich denke«, sagt Petra, »dass du nur deshalb so wütend bist, weil diese blöde Tragödie dein Bild von der Surferszene als moralisch unbescholtenem Paralleluniversum zerstört hat, das nichts mit dieser unvollkommenen Welt zu tun hat, in der Menschen einander ohne jeden ersichtlichen Grund Schreckliches antun. Der arme bescheuerte Corey Blasingame hat sein brutales Graffiti quer über dein gefälliges kleines Utopia gesprüht und damit kommst du nicht klar.«
    »Macht es Ihnen was aus, wenn ich sitzen bleibe, Doc?«, fragt Boone. »Oder soll ich mich in Ermangelung eines Sofas auf den Boden legen?«
    »Mach, was

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