Pacific Paradise - Boone Daniels 2
Petra.
Deshalb war es Dave, der von seinem Stuhl aufstand und sich durch die Menge zur Bar vorschob und Corey fragte: »Was ist los?«
»Was geht’s dich an?«
Dave sah Corey in die Augen und merkte sofort, dass er total breit war. Bier auf jeden Fall, aber wahrscheinlich mehr – Meth oder Speed oder so. Der Junge hüpfte auf den Fußballen auf und ab, lockerte die Finger. An seinem Blick erkannte Dave aber auch, dass Corey eigentlich keinen Streit wollte, sondern eher nach einer Möglichkeit suchte, aus der Situation herauszukommen, ohne das Gesicht zu verlieren.
Kein Problem, dachte Dave. Ich will nur Frieden. Ja, na ja, eigentlich nicht. Dave mischt ganz gerne mal wen auf, aber Chuck konnte so was im Moment nicht brauchen, und außerdem war K2 anwesend, und der Mann verabscheute Gewalt. Also sagte Dave: »Dude, du bist viel zu cool, um darauf zu bestehen, dass Chuck seine Schanklizenz riskiert. Und ich will mich nicht mir dir anlegen, Mann, du siehst aus, als wärst du echt hart drauf.«
Corey lächelte und eigentlich hätte es das gewesen sein müssen.
Nur dass Coreys Crew diese Entwicklung ganz und gar nicht gefiel.
Trevor Bodin war ein Schläger. Anders als Corey war eraber auch entsprechend gebaut. Er hatte seine Hausaufgaben im Fitnesscenter und der Kampfsportschule gemacht und hielt sich jetzt für eine Art Künstler, laberte ständig davon, dass er es bis in die Ultimate Fighting Championship schaffen wollte.
Jetzt riss Trevor die Klappe auf: »Komm uns bloß nicht blöd, Mann.«
Es zeichnete sich ab, dass Bodin die Flamme gerne weiter brennen sehen wollte. Anders als im achteckigen Ring der UFC war er hier von seinen Jungs umgeben, die ihm den Arsch retten würden, wenn es Schwierigkeiten gäbe, deshalb war Trevor so mutig und nahm den Mund ganz schön voll.
»Was hast du damit zu tun?«, fragte Dave ihn.
»Was hast du damit zu tun?«, entgegnete Trevor.
Was wohl irgendwie ein Fehler war.
Dave machte einen Schritt auf ihn zu, ging einfach immer weiter und schob den Kerl zur Tür. Tide machte dasselbe mit Corey und den beiden anderen von der »Rockpile Crew« und keiner von ihnen, weder Corey noch Trevor, noch Billy, noch Dean, unternahmen auch nur das Geringste dagegen. Sie schubsten sie nicht zurück, sie rempelten niemanden an, sie ließen sich einfach auf den Bürgersteig nach draußen befördern.
Für Vollspacken wie sie war das ziemlich besonnen. Sie sahen sich zwei Legenden von Pacific Beach gegenüber, die Legenden wollten sie nicht mehr da drin haben, und sie waren schlau genug, zu gehen. Aber nicht schlau genug, die Klappe zu halten. Es war fast schon komisch, Corey hüpfte auf und ab, damit er über Tides Schulter hinweg noch ein paar Mal »Rockpile Crew! Rockpile Crew!« rufen konnte.
»Wie auch immer«, meinte Dave. »Verzieht euch.«
»Der Bürgersteig gehört dir nicht«, sagte Trevor.
»Soll ich dir zeigen, was mir gehört?«, fragte Dave.
Trevor wollte es lieber nicht gezeigt bekommen. Dieanderen von der Crew ebenso wenig. Grölend zogen sie die Garnet Street hoch: »Rockpile Crew! Rockpile Crew!«
Dave und Tide gingen zurück an die Bar und lachten darüber.
Am nächsten Tag lachte niemand mehr.
Weil Kelly Kuhio im Koma lag.
13
Boone geht direkt zum Strand.
Wo er immer hingeht, wenn er traurig oder durcheinander ist und sich verziehen will. Er sieht auf den Ozean hinaus und sucht eine Antwort oder wenigstens Trost.
Pete labert Scheiße, denkt er und starrt auf das träge Meer. Typischer Strafverteidigerbullshit. Immer sind die anderen schuld, nur nicht der arme Verbrecher. Er ist Opfer der Gesellschaft. »Lynchmob« am Arsch. Vier Männer, die einen Mann zu Tode prügeln, das ist ein Lynchmob.
Nur dass Pete nicht zu den hirnlosen, Volvo fahrenden, linken Knuspermüslifressern gehört. Sie interessiert sich für Wirtschaftspolitik, ist der Ansicht, Leute, die ihren Müll einfach fallen lassen, sollten in den Knast wandern und hat eine Knarre zu Hause liegen, verdammt noch mal. Wenn sie nicht von der Gegenseite bezahlt würde, wäre sie längst da draußen und würde den kleinen Corey am nächstbesten Segelmast aufknüpfen.
Der Strand ist heute proppenvoll, vor allem Familien sind hier. Kinder rennen herum und ihnen scheint egal zu sein, ob es eine Brandung gibt. Den Mammis und Daddys gefällt das jedenfalls ganz gut so, sie können sich entspannen und die Kiddies im spärlichen Weißwasser Boogie Boards reiten lassen. Andere Kinder werfen Frisbees, spielen
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