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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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unseres Herzens wissen, dass er immer noch nicht über Sunny hinweggekommen ist?
    Heißt das ›noch nicht‹ oder ›niemals hinwegkommen wird‹?
    Und will ich ihn oder nicht?
    Seine Einstellung im Fall Corey Blasingame spricht natürlich gegen ihn. Wie kann ein intelligenter Mensch nur einen so geistlosen, auf »Recht und Ordnung« beharrenden, rachsüchtigen, unaufgeklärten, Dirty-Harry-Standpunkt vertreten …

17
    Überall auf der Welt paddelten Leute zum Gedenken an Kelly Kuhio aufs Meer hinaus, alle genau zur selben Zeit.
    Der Paddle-Out in San Diego war besonders ergreifend.
    Sie paddelten kurz vor Morgengrauen hinaus und warteten auf die Sonne, so wie Kelly es jeden Morgen zum Meditieren gemacht hatte. Jeder hatte eine Blumenkette dabei und warf sie aufs Wasser. Jemand spielte Ukulele, während ein anderer einen Song auf Hawaiianisch sang, dann sprach ein buddhistischer Mönch ein Gebet. Anschließend durfte jeder, der wollte, eine Erinnerung oder einen Gedanken an Kelly loswerden – an seine Freundlichkeit, seine außergewöhnliche Begabung, das, was er lehrte, wie er war, seinen sanften Humor, sein ausgeprägtes Mitgefühl. Es gab ein bisschen was zu lachen, und es wurde viel geweint.
    Boone sagte gar nichts, er kämpfte mit den Tränen.
    Am meisten beeindruckte ihn, dass die schwarzen und mexikanischen Kids mit rausgepaddelt waren, obwohl die meisten nicht mal schwimmen konnten und aussahen, als würden sie sich vor Angst in die Hosen machen. Boone behielt sie im Auge, damit sie es auch bloß alle wieder heil zurückschafften. Was sie taten.
    Sie wollten dem Mann nur ihren Respekt erweisen.
    Jetzt sieht Boone auf genau diesen Flecken Wasser und erinnert sich an den Tag. Er erinnert sich an etwas, das Kelly eines Samstagnachmittags zu ihm gesagt hatte. Boone hatte ihm geholfen, eine Gruppe Großstadtkids beim Bodyboarden unten vor La Jolla Shores vor dem Absaufen zu bewahren, und der müde Boone hatte Kelly gefragt, warum er sich die ganze Mühe machte.
    Mit seiner bekanntermaßen leisen Stimme hatte Kelly geantwortet: »Du und ich haben Glück gehabt. Wir haben schon in sehr jungen Jahren etwas gefunden, das wir geliebt haben, etwas, das unser Leben lebenswert macht. Und ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, wenn du dein eigenes Leben für lebenswert hälst, dann respektierst du auch das Leben anderer. Nicht alle haben so viel Glück wie wir, Boone.«
    Jetzt debattiert er mit der Erinnerung an Kelly Kuhio. Ja, aber Kelly, die Kids, mit denen du gearbeitet hast, haben nichts. Der Junge, der schuld ist an deinem Tod, ist ein reiches, verwöhntes kleines Arschloch, das mit allen erdenklichen Privilegien aufgewachsen ist.
    Dann hört er Kellys trockene, humorvolle Stimme. Na, offensichtlich eben nicht, Boone.
    Also, dann hilfst du jetzt Corey Blasingame, sagt sich Boone. Hör auf rumzueiern, du weißt, dass du’s machen wirst.

18
    Boone geht zurück zum Sundowner und setzt sich wieder zu Petra an den Tisch. Not Sunny seufzt und dreht sich zum Koch um.
    »Schon gesehen«, sagt der Koch.
    »Wieso ich?«, fragt Boone. »Wieso nicht irgendein anderer Privatdetektiv?«
    »Weil du die Szene kennst«, antwortet Petra. »Ein anderer würde Gott weiß wie lange brauchen, um auf der Lernkurve erst mal dasselbe Niveau zu erreichen, auf dem du dich längst befindest.«
    »Warum hat Alan den Fall übernommen?«, brummt Boone.
    »Coreys Vater ist ein alter Burschenschaftler«, sagt Petra.
    »Dann nehme ich an, er kann Alans Rechnung bezahlen.«
    Petra nickt.
    »Arzt? Anwalt? Indianderhäuptling?«
    »Bauunternehmer.«
    »Ich hasse ihn jetzt schon.«
    Das ist wahr. Boone würde am liebsten ganz allgemein jeden Bauunternehmer in Südkalifornien in einen Bus setzen und über die Klippen schicken, wenn dabei nicht auch noch der Busfahrer draufginge. Sobald er einen Bauunternehmer findet, der einen Bus fahren kann, steigt die Sache aber.
    Not Sunny stellt Boones Teller ab. Er nimmt einen großen Bissen von seinem aufgewärmten Machaca und sagt: »Ich helfe euch nicht, wenn ihr auf Freispruch plädieren wollt.«
    »Das verlangt auch niemand«, sagt Petra. »Wir wollen nur ein Urteil auf der Faktenlage, dass ein betrunkener Teenager ein einziges Mal zugeschlagen hat, mit unglücklicherweise tragischen Folgen. Nur weil gerade der Mob herrscht, darf es keine völlig überzogene Anklage wegen kaltblütigen Mordes geben. Wir wollen gar keinen Prozess, Boone. Versuch einfach nur ausreichend Ansatzpunkte zu finden,damit wir

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