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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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bisschen Reggae oder hawaiianische Slack-Key-Gitarre. Dieser Scheiß hier macht ihn fertig. Ich werde wohl alt, denkt er, wenn ich mich jetzt schon darüber beschwere, dass die Kids die sogenannte Musik zu laut aufdrehen.
    Nächster Halt, Gentlemen’s Hour.
    Er weiß nicht, wie er Boyds Frage beantworten soll. Soll er ihm sagen, dass er misstrauisch geworden ist, weil Boyd gleich zwei Mal in Zusammenhang mit ein und demselben Fall auftaucht? Dass er sich fragt, worin die Verbindung zwischen dem Rockpile Break, Team Domination und Corey Blasingame besteht?
    Wie sich herausstellt, beantwortet Boyd die Frage selbst.
    »Du bist aus demselben Grund hergekommen«, sagt er, »aus dem Lachse stromaufwärts schwimmen!«
    »Um mich zu paaren?!«, fragt Boone. »Das glaube ich kaum, Mike!«
    Hier gibt es zwar auch ein paar Mädchen, aber sie sind viel zu jung und alles andere als Boones Typ. Blasse, dürre East County-Blondinen in schwarzen Jeans und Stiefeln, die an ihren Skinhead-Freunden kleben. Für mich gibt’s hier nichts zum Paaren, Mike.
    »Um deiner natürlichen Bestimmung gerecht zu werden!«, erwidert Boyd.
    Ganz im Ernst, das ist so was von abgefahren.
    Egal, denkt Boone, meine natürliche Bestimmung besteht darin zu surfen, bis ich mir meine Fischtacos pürieren muss und hoffentlich in einer Welle versinke.
    Westlich der Interstate 5.
    Apropos 5, was ist das für ein Tattoo?
    Und was soll der Scheiß von wegen »14«?
    Die Musik zieht an – zieht an – jedenfalls steigert sich die Intensität, und die Skins fangen an, sich anzurempeln, zu stoßen, mit den Köpfen aneinanderzuknallen – echt total retro –, und dazu schreddert die Leadgitarre immer und immer wieder denselben Akkord. Dann hört Boone den Text.

    Wham!
    Show ’em who I am!
    Wipe the mud off my feet,
    Hose the mud off the street
    So I can walk again
    Like a white man!

    Okaaaaay, denkt Boone. Reimt sich. Boyd beugt sich zu ihm rüber und schreit ihm ins Ohr. »Vierzehn! Vierzehn Wörter!«
    Und die sind: »Wir müssen die Existenz unseres Volkes und die Zukunft weißer Kinder gegen Feinde verteidigen.«
    Boone zählt nach – tatsächlich, vierzehn Wörter.
    »Der Mann, der das gesagt hat«, schreit Boyd, »ist im Gefängnis gestorben!«
    Gut so, denkt Boone.

    Wham!
    The taco’s head goes bam!
    What do I see?
    Another block is free!
    Where I can walk again
    Like a white man!

    »Er hat sein Leben unserer gemeinsamen Sache geopfert!«, kreischt Boyd. Dabei hat er verdammt noch mal Tränen in den Augen. »Wir alle müssen bereit sein, mit dem Leben für die gemeinsame Sache einzutreten!«
    Ja, nö, alles klar, denkt Boone.
    Ich nicht.
    Nicht für diese Sache.
    Kranke, weiße, rassistische Neonazischeiße von stummelschwänzigen, minderbegabten und aus dem Mund stinkenden, wichsgesichtigen Restefickern.
    Jetzt rocken die Skins erst richtig los – das Adrenalin rauscht, Blut fließt.
    Gut, denkt Boone.
    Verblutet doch.

55
    Als Boone wegfährt, klingeln ihm nicht nur die Musik und der Lärm, sondern auch Boyds Abschiedsworte in den Ohren.
    »Du kommst wieder, Daniels! Wenn du’s kapiert hast, kommst du wieder!«
    Ja, klar.
    Boone fährt Richtung Westen, bis er ein Starbucks-Schild entdeckt – hier wird’s keine Überraschungen geben. Er packt seinen Laptop aus und googelt.
    Die vierzehn Wörter – »Wir müssen die Existenz unseres Volkes und die Zukunft weißer Kinder gegen Feinde verteidigen« – waren die berühmten letzten Worte eines gewissen David Lane, Gründer der Neonazigruppe The Order, der wegen Mordes, Bankraub und ähnlich charmantem Scheiß zu hundertneunzig Jahren Gefängnis verurteilt wurde. 1997 hat er im Knast den Löffel abgegeben.
    Im Gefängnis ereignet sich also durchaus auch Erfreuliches, denkt Boone.
    Er gibt »5 + weiße Vormacht« ein.
    Von dem, was er jetzt liest, wird ihm kotzübel.
    Die »5« steht im weißen Rassisten-Code für »die fünf Wörter« – »Ich habe nichts zu sagen.«

56
    Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um den Spruch eines weißen rassistischen Arschlochs aus San Diego namens Alex Curtis, der sich wegen Verletzung diverser Bürgerrechte vor Gericht zu verantworten hatte. Boone kann sich dunkel daran erinnern. Curtis war ein junger Wichser aus dem East County, der seinen Dünnschissüber eine eigene Website und Podcasts verbreitete. Er war ein Verfechter der Taktik »einsamer Wolf« – Rassisten sollen einzeln agieren, um der Polizei den Zugriff zu erschweren –, zog also solo los

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