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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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und brachte Juden, Schwarze und sonstigen »Abschaum« um.
    Curtis wanderte in den Knast – war das 2006? – und galt seither bei den enthirnten Stumpfmenschen als Held und Märtyrer, den sie kultisch verehrten. Das, was er vor Gericht zu Protokoll gab, wurde bei ihnen laut Website zum geflügelten Wort: »Ich habe nichts zu sagen.«
    Verschlüsselt in der Zahl »5«.
    Super Corey, denkt Boone.
    Ganz toll.
    Ich nehme an, jetzt hast du was, wozu du gehören kannst.

57
    Über die Dawn Patrol am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang lässt sich sagen, dass zwar die Sonne aufging …
    … aber kaum jemand da war, der sich das angesehen hätte.
    Boone, Dave und Hang sind draußen, aber Johnny und Tide fehlen unentschuldigt.
    »Johnny kann bestimmt nicht wegen einem Fall«, bemerkt Dave.
    »Bestimmt«, sagt Boone.
    »Ja, aber wo ist Tide?«, fragt Hang.
    »Gestern abend war er im Sundowner«, sagt Dave.
    »Hat er was gesagt?«, fragt Boone.
    »Wieso?«
    »Weiß nicht«, sagt Boone. »Nur so.«
    Toll, denkt er. Die einzigen Freunde, die mir geblieben sind, auch noch anlügen.
    »Still war er«, sagt Dave. »Ein großer Buddha biertrinkend an der Bar. Ich bin früh weg, hatte ein Date mit einer Krankenschwester aus Frankfurt. Die Europäer rücken gerade verstärkt an. Am Strand geht’s zu wie bei den verdammten Vereinten Nationen.«
    »Schwacher Dollar«, sagt Boone.
    »Wahrscheinlich.« Dave guckt Boone ein bisschen komisch an, als wollte er fragen, was erzählst du mir nicht?
    Boone sieht das und ignoriert es. Kann dir nicht erzählen, was ich dir nicht erzählen kann, Bruder, und du kriegst es sowieso noch schnell genug raus.

58
    Corey Blasingame sitzt Boone zusammengesunken am Tisch gegenüber. »Ich habe nichts …«
    »Lass stecken.«
    Corey zuckt mit den Schultern und will nach der Plastikwasserflasche zu seiner Rechten greifen. Boone ist aber schneller und zieht sie weg. Als Corey den Arm danach ausstreckt, packt ihn Boone am Handgelenk und drückt es auf die Tischplatte.
    Dann greift er nach Coreys Ärmel und schiebt ihn hoch.
    Er sieht die eintätowierte »5«.
    Er lässt Coreys Handgelenk wieder los. Der Junge zieht den Arm zurück und grinst Boone spöttisch an.
    »Hab ihn umgebracht«, sagt Corey, »weil ich gedacht hab, er wär ein Nigger.«

59
    Dieser verfluchte scheiß Corey Blasingame.
    Der allerletzte Loser. Selbst wenn er was verabscheuungswürdig Dummes oder was dummes Verabscheuungswürdiges machen will,verkackt er’s noch. Er sieht einen dunkelhäutigen Mann aus einer Bar kommen, hält ihn für einen Afroamerikaner, bringt ihn um, und stellt anschließend fest, dass sein Opfer aus Hawaii stammte.
    Gut gemacht, C. Prima Arbeit.
    Du hast einen der besten Menschen getötet, die ich je kennenlernen durfte, weil du gedacht hast, »er wär ein Nigger«.
    Ausgezeichnet.
    Das restliche Szenario lässt sich leicht rekonstruieren – zunächst gesteht Corey die Tat, aber als ihm klar wird, dass er’s vermasselt hat, hält er nicht mehr an seinem wahren Motiv fest. Dann kommen die Jungs von der arischen Bruderschaft im Knast vorbei und stecken ihm, dass er seine Zeit entweder auf die eine oder auf die andere Art absitzen kann – als Verräter oder als Held der reinen Rassen. Sogar ein bescheuerter Idiot wie Corey kann sich ausrechnen, dass Türchen Nummer zwei die bessere Wahl ist. Also verfällt er in sein »Ich habe nichts zu sagen«-Mantra, was einen noch größeren Helden aus ihm macht. Aber dann konnte er es doch nicht für sich behalten – irgendetwas in seinem Inneren zwingt ihn, sich so schlecht wie möglich dastehen zu lassen.
    Hab ihn umgebracht, weil ich gedacht hab, er wär ein Nigger.
    Verabscheuungswürdig und dumm.
    Boone fährt die Einfahrt hinunter in die Tiefgarage des riesigen Bürogebäudes auf dem Broadway Ecke 6th Street, zieht ein Ticket aus der Maschine und dreht mehrere Runden durchs Parkhaus, bevor er einen freien Platz findet. Er schließt den Deuce ab, steigt in den Fahrstuhl und fährt in den 14. Stock, er läuft bis zu der Tür mit der Aufschrift »Rechtsanwaltskanzlei Burke, Spitz und Culver« und tritt ein.
    Becky Hager kennt er seit Jahren. Sie ist mittleren Alters, sehr attraktiv, hat lange rote Locken und ist der Wachhund vor Alans Schlosstoren. Wenn Becky nicht möchte, dass man Alan zu Gesicht bekommt, wird man Alan nicht zu Gesicht bekommen.
    »Daniels«, sagt sie. »Lange nicht gesehen.«
    »Viel zu tun, Becky.«
    »Gute Wellen?«
    »In letzter Zeit nicht«, sagt

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