Pacific Paradise - Boone Daniels 2
über widerfahren ist. Den Kampf im Dojo lässt er aus, ebenso Red Eddies Drohung und die Tatsache, dass zwei seiner Freunde stocksauer auf ihn sind. Reicht völlig, wenn sie das später erfährt.
Als er mit seinem Bericht fertig ist, sagt sie: »Verwenden können wir davon nicht allzu viel. Der Vater ist eine einzige Katastrophe, erdrückt und vernachlässigt seinen Sohn abwechselnd, und Corey war ein mittelmäßiger Surfer und ein schlechter Kampfsportler. Leider nicht schlecht genug. Trotzdem, wenigstens rückt der Gang-Aspekt dadurch ein bisschen in den Hintergrund.«
»Bis auf die Vier gibt es keine ›Rockpile Crew‹«, sagt Boone. »Und das einzig Kriminelle an denen war, dass sie Schlägereien angezettelt haben.«
Ja, denkt er, nur dass … Immer gibt es ein verfluchtes ›aber‹, oder? In diesem Fall handelt es sich um die beiden Berührungspunkte: Corey und die anderen Witzfiguren surfen vor Rockpile, einem für seinen Lokalpatriotismus berüchtigten Spot, und Mike Boyd spielt dort den Sheriff. Corey und die Jungs trainieren in Boyds Kampfsportschule, in der Corey die Schlagtechnik lernt, die Kelly Kuhio das Leben kostet. Den verfluchten Superman-Punch.
»… ein spätes Abendessen oder so?«, fragt sie.
»Äh, ja, Pete, ich würde ja gerne, aber ich muss arbeiten.«
»Das schmutzige Wort mit ›A‹?«, sagt sie. »Und das aus dem Mund eines selbsternannten Surfjunkies?«
Sie hält den Ball flach, aber er hört, dass sie’s ihm nicht ganz abnimmt, sondern glaubt, er wolle es ihr wegen gestern Abend heimzahlen.
»Ja, es geschehen noch Zeichen und Wunder, was?«, sagt Boone. »Aber, hör zu, ein anderes Mal …«
»Ja, ein anderes Mal. Na ja, ich will dich nicht länger aufhalten.«
50
Dan Nichols telefoniert ebenfalls.
Sagt: »… verstehe … verstehe … nein, das verstehe ich.«
Dan versteht es.
51
Bill Blasingame legt auf.
Seine Hand zittert. Erstaunt betrachtet er sie. Sei kein Weichei, sagt er sich, und hör auf zu zittern.
Tut er aber nicht.
Bill hat eine Scheißangst.
52
Na ja, jetzt hat er’s mir heimgezahlt, denkt Petra. Sie steigt aus dem Fahrstuhl und betritt die Tiefgarage. Offenbar ist es übertrieben, Feinsinn von einem Mann zu erwarten, dessen Vorstellung von Eleganz sich in einem Hemd mit Knöpfen erschöpft.
Petra drückt auf den Türöffner an ihrem Funkschlüssel, zuckt wegen des darauffolgenden Hupens zusammen und nimmt sich erneut vor, zu ihrem Autohändler zu fahren und dieses nervtötende »Extra« abstellen zu lassen.
Sie steigt ein, dreht den Schlüssel im Schloss und steuert auf die Ausfahrt zu, kreist Stockwerk für Stockwerk hinauf bis sie das Tor erreicht hat, lässt die Scheibe herunter und steckt ihre Karte in den Kartenleser.
Soviel zum Thema Zwischenmenschliches, denkt sie.
Gut gemacht, Mädchen, sagt sie sich. Wieder ein Abend, an dem du alleine vor einem Fertiggericht aus der Mikrowelle oder einem fettigen Pappteller aus dem Chinaimbiss sitzt. Wenn es in Downtown San Diego um Gottes willen doch nur einen anständigen Inder mit Lieferservice gäbe, der ein bisschen für Abwechslung sorgen könnte.
Sie lenkt den Wagen auf die Straße.
Ich sollte zu Fuß zur Arbeit gehen, denkt sie. Abends sind die Straßen hier relativ sicher, ins Fitnessstudio zu gehen und sich aufs Laufband zu schwingen wäre doch albern, und ich hab’s weiß Gott nicht eilig nach Hause zu kommen. Dort mache ich sowieso nur dasselbe wie im Büro, bloß dass ich dabei die Schuhe ausziehe und im Hintergrund der Fernseher läuft. Ich lese Unterlagen, mache mir Notizen … gehe ins Bett.
Alleine.
Wieder mal.
Ja, gut gemacht, Mädchen.
Sie fährt die Einfahrt zur Tiefgarage ihres Wohnhauses hinunter.
Mistkerl, Mistkerl, Mistkerl.
53
Bei Team Domination hängen noch ein paar Schüler rum, beim Sparring, am Sandsack, an den Gewichten.
Einer davon ist Boones »Ecke«, Dan.
»Hey«, sagt Boone. »Ist Mike da?«
»Nee, schon weg.«
»Irgendeine Ahnung, wohin?«
Dan hat so einen komischen Gesichtsausdruck, als ob er wüsste, wo Boyd ist, es aber nicht sagen dürfte. Auch die anderen Mattenratten spitzen die Ohren. Die Frage: »Wo ist Mike?«, scheint demnach eine interessante zu sein.
»Hab ich was Komisches gesagt?«, fragt Boone.
Ein Typ in der Ecke, der russische Kugelhanteln stemmt, stellt diese ab und kommt rüber. Boone erkennt ihn vom Nachmittag wieder. Der Typ sagt: »Mike meinte, du würdest vielleicht vorbeikommen.«
»Und hier bin ich.«
»Er meinte, einen
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