Pacific Paradise - Boone Daniels 2
Boone.
»Willst du zu Mary Poppins? Blasingame?«
»Genau.«
Becky grinst breit genug, um durchblicken zu lassen, dass sie weiß, dass zwischen ihm und Petra mehr als eine nur rein berufliche Beziehung besteht, dann drückt sie auf ein paar Knöpfe und spricht in ihr Headsetmikro: »Petra? Hier ist ein gewisser Boone Daniels für Sie.«
Sie lauscht, sieht zu Boone auf und sagt: »Sie kommt in einer Minute. Der neue Surfer ist da.«
Boone setzt sich und blättert die Zeitschrift durch. Zwei Minuten später kommt Petra, sieht in ihrer braunen Bluse, die sie zu einer leichten Sonnenbräune trägt, cool und wunderschön aus.
»Was für eine Überraschung«, sagt sie.
»Tut mir leid, ich hätte vorher anrufen sollen.«
»Ist schon in Ordnung«, sagt sie. »Komm mit nach hinten.«
»Hat mich gefreut, Daniels.«
»Ebenso, Becky.«
Petras Büro befindet sich auf halber Länge den Gang runter. Es verfügt über eine hübsche Aussicht auf die Stadt, die von den Flugzeugträgern am Marinestützpunkt beherrscht wird, im Hintergrund Point Loma, aber Boone weiß, dass Petra auf ein Eckbüro scharf ist, das man bekommt, wenn man zum Partner aufsteigt.
Sie setzt sich an ihren Schreibtisch, der genauso sauber und aufgeräumt ist wie sie selbst.
»Ich habe ein Motiv für Corey«, sagt Boone.
»Bitte, sag’s mir.«
»Es war so eine Art Mutprobe zum Einstieg bei den Nazis«, sagt Boone, »er hat sich Kelly ausgesucht, weil er dachte, er sei schwarz.«
»Woher weißt du das?«
»Corey hat’s mir gesagt.«
»Und du hast ihn gefragt, ob es so war?«
»Natürlich nicht«, sagt Boone. »Er hat’s mir freiwillig erzählt.«
»Warum?«
»Weil er völlig am Arsch ist, Pete«, sagt Boone. »Ein totaler Versager. Ich hasse ihn. Egal, das war’s, was ich gemacht habe, als du gestern abend angerufen hast, ich hab das überprüft. Ich wollte nicht …«
»Nein, tut mir leid wegen der super kurzfristigen Einladung. Das war dreist von mir.«
»Weißt du, du kannst ruhig dreist sein … wenn du willst … sei ruhig dreist.«
»Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, Boone, von uns«, sagt sie. »Sind wir Kollegen oder Freunde, oder mehr als nur Kollegen oder …«
Bevor er weiß, wie ihm geschieht, steht er auf, beugt sich über den Schreibtisch und küsst sie auf den Mund. Ihre Lippen beben unter seinen, das hat er noch nie erlebt und sie sind voller und weicher, als er gedacht hatte. Er zieht Pete von ihrem Stuhl und ein paar Blätter flattern zu Boden.
Er lässt sie los.
»Soll das heißen, mehr als Freunde?«, fragt sie und streicht ihren Rock glatt. »Oder ist das wiederum eine dreiste Annahme?«
Was zum Teufel tust du da, fragt er sich. Erst willst du ihram liebsten den Kopf abreißen, im nächsten Moment küsst du sie.
»Ich überbringe Alan wohl besser die guten Nachrichten«, sagt sie.
»Okay.«
Boone hatte sich schon das ein oder andere Mal in Situationen befunden, die ihm peinlich waren, ihn verlegen oder unentschlossen machten, aber so was hatte er noch nicht erlebt. Soll ich einfach gehen?, fragt er sich. Oder ihr die Hand geben? Sie küssen? Auf die Lippen? Auf die Wange, oder …
Sie geht um den Schreibtisch herum, legt ihm eine Hand in den Nacken, schließt die Augen und küsst ihn, sehr gefühlvoll.
»Ich komme mit«, sagt Boone.
»Das wäre schön.«
Auf dem Weg nach draußen kommt er an Becky vorbei, die ihm zuraunt: »Wisch dir den Lippenstift ab, du Idiot.«
»Danke.«
»Nada.«
Er geht in die Lobby, dreht sich um und kommt noch mal zurück. Er gibt Becky den Parkschein. »Hab vergessen, mir das bestätigen zu lassen.«
»Ich glaube, du hast schon genug Bestätigung bekommen«, sagt Becky. Dann reißt sie mit gespieltem Erstaunen die Augen auf: »Ach, du meinst, ich soll den Parkschein abstempeln?«
Sie nimmt ihm das Ticket ab, setzt einen Stempel drauf und reicht ihn zurück. »Cheerio, alter Junge.«
Becky, denkt Boone, ist die beste Hüterin im Affenstall.
60
»Lass mich dir unser Vorhaben noch einmal erläutern, Boone«, sagt Alan Burke und starrt aus dem Fenster auf den Hafen von San Diego. »Wir haben dichengagiert, damit du uns diesen Fall erleichterst, und nicht, damit du aus fahrlässiger Tötung einen vorsätzlichen Mord aus niederen Motiven machst!«
Er dreht sich um und sieht Boone an. Sein Gesicht ist knallrot und seine Augen sehen aus, als würden sie ihm jeden Moment an Federn befestigt aus dem Gesicht springen, wie im Zeichentrickfilm.
»Mit fahrlässiger Tötung
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