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Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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raus.
    George sieht aus, als hätte ihn das Klingeln geweckt – sein graues Haar ist verwuschelt, er trägt ein Baumwollunterhemd, karierte Bermudashorts und Sandalen. Er ist Anfang fünfzig – dreiundfünfzig, wie Boone dank Hangs Bemühungen weiß – schwer, Hängeschultern und ein Bierbauch.
    Er scheint sich enorm über Boones Besuch zu freuen.
    »Georgie Pop«, sagt Boone. »Erinnerst du dich an mich?«
    »Nein. Sollte ich?«
    »Ist ungefähr fünf Jahre her«, sagt Boone. »Ich hab dich festgenommen.«
    »Das ist nichts Besonderes«, sagt Georgie, mit dem müden Blick in den Augen, den man sich zulegt, wenn man ständig mit den Bullen zu tun hat.
    »Willst du mich reinbitten«, fragt Boone, »oder sollen wir das hier auf der Straße vor den Nachbarn klären?«
    Georgie lässt ihn rein.
    Das Haus ist eine Müllhalde, was ein Jammer ist, denkt Boone, weil die Leute hier im Viertel ansonsten schwer darauf achten, alles in Ordnung zu halten. Georgie zeigt auf ein altes Sofa, verschwindet in der Küche und kommt mit einer Flasche Bier wieder.
    Einer Flasche Bier.
    Er lässt sich in einen Sessel fallen und fragt: »Wer bist du und was willst du. Siehst nicht aus wie ein Cop.«
    »Ich war mal einer.«
    »Wir waren alle mal irgendwas.«
    »Stimmt«, sagt Boone. Er weist sich aus und erklärt Poptanich, dass er an dem Fall Corey Blasingame arbeitet. »Ich hab deine Aussage gelesen.«
    »Und?«
    Zu Georgies Vorstrafen zählt auch Einbruch. Dafür hat er zweimal gesessen, in zwei weiteren Fällen, wegen anderer Vorwürfe, wurde er freigesprochen. Nicht ungewöhnlich, dass Einbrecher nebenher Taxi fahren. Fahrten zum Flughafen schätzen sie ganz besonders. Und einen kleinen Plausch mit den Fahrgästen – »Wo geht’s denn hin?«, »Lange Reise?«, »Rufen Sie mich an, wenn Sie wiederkommen – dann hole ich Sie ab«. Bisweilen kehren die Fahrgäste in ein Haus zurück, aus dem sämtliche Musikanlagen, Fernsehgeräte, das komplette Bargeld und jeglicher Schmuck entfernt wurden. Oder die Taxitypen holen einen Betrunkenen aus einer Kneipe ab – Betrunkene sind für ihre Geschwätzigkeit bekannt, die erzählen einem alles. Mit wem sie zusammen wohnen, wo sie arbeiten und von wann bis wann, was sie für tolle Sachen haben…
    »Wollen wir wetten, dass du gar keinen Taxischein hast?«
    Weil ein zweifach verurteilter Straftäter so was nämlich gar nicht bekommt. Die Idee dahinter ist, dass man solche Leute eine Zeit lang in den Knast steckt, wieder rauslässt und anschließend möglichst verhindert, dass sie sich ihren Lebensunterhalt auf ehrliche Weise verdienen.
    »Von irgendwas muss ich leben«, sagt Georgie. »Also arbeite ich schwarz für einen Kumpel. Sein Taxi ist ausgelastet, ich verdien mir was dazu. Wenn Sie mich deshalb fertigmachen wollen, nur zu.«
    Nein, denkt Boone, aber ich wette, Steve Harrington hat’s getan. Ich wette, der hat einen Blick auf Poptanich geworfen, einen Blick auf das Foto im Taxischein und hat gewusst, dass er ihn lebend an der Angel hat. Mindestens eine saftige Geldstrafe, und der Kumpel ist seinen Lappen und damit auch seine Einkommensquelle los.
    Harringtons Speicherkapazität übersteigt die eines hochgetunten Mac. Wahrscheinlich hat er Poptanich, ohne zu zögern, rundgemacht. Und vielleicht…
    »Hat dich Steve Harrington wegen eines Einbruchs am Wickel?«
    »Einbrüche sind nicht sein Ding.«
    »Ach, was«, sagt Boone. »Aber er spricht mit den dafür zuständigen Typen. Vielleicht hätte er ihnen gegenüber ja erwähnen können, dass er Georgie Pop auf der Pirsch erwischt hat, so dass die Lust bekommen hätten, vorbeizukommen und dich zu fragen, was du in gewissen Nächten so getrieben hast, oder sich die Liste deiner Fahrgäste anzusehen, es sei denn …«
    »Ihr Scheißtypen seid alle gleich«, sagt Georgie. »Ständig setzt ihr einem die Pistole auf die Brust.«
    »Dann heul doch, Georgie.«
    »Also was wollt ihr von mir?«
    »Weiß nicht, wie wär’s mit der Wahrheit?«
    »Hab ich schon gesagt.«
    Er hat diesen bestimmten Blick drauf, den Boone schon tausendmal bei irgendwelchen Pennern gesehen hat. So ein kleines wildes Flackern, das unwillkürlich sichtbar wird, wenn sie sich für besonders gerissen halten.
    Boone lacht. »Hab verstanden. Das kenn ich in- und auswendig. Du hast längst schon in der Schusslinie gestanden und eine Chance gewittert, dir was Gutes zu tun. Deshalb hast du dir das Kennzeichen aufgeschrieben, weil du wusstest, dass du als Mordzeuge einen guten Deal

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