Pacific Paradise - Boone Daniels 2
rausschlagen kannst.«
Georgie zuckt mit den Schultern.
»Nur dass Harrington ein zäher Verhandlungspartner ist«, sagt Boone, »ganz besonders, seitdem er weiß, dass du beim nächsten Mal schon unter das Dreifach-Loser-Gesetz fällst. Wenn du willst, dass er dir einen Gefallen tut, dann musst du mehr liefern als nur die Zulassungsnummer. Du musst Corey Blasingame den Rest geben.«
»Ich hab gehört, der Junge hat sowieso gestanden.«
»Tut also keinem mehr weh, richtig?«
Georgie zuckt wieder mit den Schultern. Als wollte er noch mal sagen, ja, schadet doch keinem. Der Mann ist tot, der Junge ist sowieso dran, warum soll das Ganze nicht auch was Gutes für jemanden haben.
Jemanden wie Georgie Poptanich.
Boone sieht sich mit der sehr unschönen Tatsache konfrontiert, dass die meisten Berufsverbrecher Soziopathen sind. Es hat keinen Sinn, an ihr Gewissen zu appellieren, weil sie keins haben. Man kriegt sie nur über ihr Eigeninteresse.
Oder ihre Angst.
»Ich sag dir, was weh tut«, sagt Boone. Er macht eine kleine Pause, um den dramatischen Effekt zu verstärken, und sagt: »Red Eddie.«
Georgie wird weiß. »Was hat Eddie damit zu tun?«
»Eddie wird dem Jungen, der seinen Lieblingsfreund umgebracht hat, die Lichter ausblasen«, sagt Boone. »Und wenn er rauskriegt, dass er den Falschen erwischt hat, weil Leute wie du ihn an der Nase herumgeführt haben … na ja, dann könnte das schon jemandem weh tun, Georgie. Und er wird’s rauskriegen.«
»Weil du’s ihm sagst.«
»Bingo.«
»Du beschissener Schwanzlutscher.«
Boone steht auf. »Sag einfach die Wahrheit, Georgie, mehr verlange ich nicht. Wenn du gesehen hast, was du gesehen hast, dann ist alles wunderbar. Aber wenn nicht … das würde ich mir an deiner Stelle überlegen.«
»Harrington hat mir gesagt, dass der Junge gestanden hat.«
»Da hat er nicht gelogen«, sagt Boone. »Die Frage ist, hast du gelogen?«
»Scheiß auf dich.«
Ja, denkt Boone.
Scheiß auf mich.
70
Der Schließer bringt Corey herein.
Der Junge wirkt dünn in dem ausgeleierten orangefarbenen Overall, aber wahrscheinlich hat er durch den entsetzlichen Gefängnisfraß abgenommen. Er lässt sich Boone gegenüber auf den Stuhl fallen und starrt auf die metallene Tischplatte.
»Hi«, sagt Boone. »Ich hab noch ein paar Fragen an dich.«
»Ich habe nichts zu sagen.«
Super, denkt Boone. Das hatten wir doch schon.
»Erste Frage«, sagt Boone. »Du hast gar nicht zugeschlagen, oder?«
71
»Doch, hab ich.«
»Glaube ich nicht«, sagt Boone. »Doch, ich war’s«, beharrt Corey. »Das hab ich auch den Cops gesagt.«
Boone erlebt zum ersten Mal, dass Corey lebendig wird und Gefühle zeigt. Boone sagt: »Ja, ich weiß – du hast ihn getötet, weil du gedacht hast, blablabla. Ich hab gelesen, was du den Cops erzählt hast, was du geschrieben hast. Ich halte das für absoluten Bullshit.«
»Das Mädchen hat gesehen, wie ich’s getan habe«, sagt Corey hitzig. »Der Taxifahrer hat’s auch gesehen.«
»Nein, die haben gar nichts gesehen.«
Corey lässt den Kopf wieder sinken. »Ich muss nicht mit Ihnen reden.«
»Ich glaube«, sagt Boone, »du hast behauptet, du hättest den Schlag ausgeführt, bevor du erfahren hast, dass Kelly daran gestorben ist, und jetzt kommst du aus der Lüge nicht mehr raus, sie schnürt dir die Eier ab. Ich glaube, dein Drang, unbedingt ein Mann sein zu wollen, ist so groß, dass du bereit bist, den Rest deines Lebens dafür dranzugeben.«
»Sind Sie so eine Art Psychoschrauber?«
»Und vielleicht«, sagt Boone, »warst du auch so high, dass du dich nicht erinnern kannst, deshalb hast du den ganzen Scheiß gefressen, den dir die Bullen eingetrichtert haben. Vielleicht hat dir Trevor Bodin weisgemacht, dass du den Schlag gelandet hast, und deine eigene Meisterleistung hat dir so gut gefallen, dass du einfach dran festgehalten hast, ich weiß es nicht. Aber eins sag ich dir, Corey – ich weiß ein bisschen was über dich, und wenn ich mir dich so ansehe, dann konntest du den Mann unmöglich umbringen. Du bist nicht Superman.«
Corey starrt auf den Tisch, dann auf den Boden. Er scharrt ein bisschen mit den Füßen, dann nuschelt er. »Ist sowieso zu spät.«
»Was ist zu spät?«
»Ich hab gestanden.«
Ja, das ist ein Problem, denkt Boone. Das ist ein Closeout, eine Welle, die auf ganzer Länge bricht und deshalb unsurfbar ist, aber ich bin schon durch Close-outs durchgepaddelt. Ich muss es nur hinkriegen, dass mein guter Freund Johnny
Weitere Kostenlose Bücher