Pacific Paradise - Boone Daniels 2
er den Job zu Ende bringt. Scheiße, wahrscheinlich hat Daniels es ihm sogar angeboten. Als ehemaliger Cop − ich schäme mich, das sagen zu müssen – weißDaniels, wie man mit einer Knarre umgeht. Aber er ist so ein scheißblödes Arschloch, dass er mit seinem eigenen Fahrzeug zum Tatort fährt. Wir müssen ihm jetzt nur die Eier abquetschen, bis er gesteht, und die Staatsanwaltschaft dazu bringen, ihm Strafmilderung anzubieten, wenn er im Gegenzug Nichols belastet. Fall erledigt, wir gehen frühstücken und heim ins Bett.«
Aber Johnny glaubt nicht, dass Boone es war. So sauer er auf ihn ist, weil er sich auf die Corey-Blasingame-Welle geschwungen hat, einen Mord traut er ihm nicht zu. Und Harrington sollte es eigentlich auch besser wissen, verdammt noch mal, der ganze Ärger zwischen den beiden fing schließlich damit an, dass sich Boone bei einem Fall von Kindesentführung geweigert hat, den Hauptverdächtigen durch den Fleischwolf zu drehen, so dass der Typ zum Schluss davonkam.
Boone mag vieles sein – überentspannt, verantwortungslos, unreif − aber ein Auftragskiller? Gut, Boone braucht tatsächlich immer Geld, aber so was? Auf keinen Fall, niemals. Wahrscheinlich macht er sich die schlimmsten Vorwürfe wegen der Rolle, die er beim Mord an Schering unfreiwillig gespielt hat.
Nein, wenn Nichols jemanden damit beauftragt hat, dann hat er jemand anderen gefunden als Boone Daniels.
Okay, also was hat Boone bei Schering gemacht? Offensichtlich ist er Donna Nichols dorthin gefolgt. Aber laut Aussage des Nachbarn hat Boone direkt vor dem Haus geparkt und das ist schlechtes Handwerk. Boone würde niemals so nah rangehen, es sei denn …
… er muss.
Aber wozu?
94
»Wo ist es?«, fragt Johnny.
»Wo ist was?«, fragt Boone. Er ist noch halb am Schlafen, war nach einer sehr kurzen Nacht gerade noch rechtzeitig zur Dawn Patrol aufgewacht, als es an der Tür klingelte und Johnny Banzai davor stand. Er lässt die Tür offen und geht in die Küche, um Wasser für einen Becher dringend benötigten Kaffee aufzusetzen.
Johnny folgt ihm.
»Das Band«, sagt Johnny. »Du hast Bild- oder Tonaufzeichnungen von Donna Nichols und dem verstorbenen Phil Schering in der Horizontalen.«
»Hab ich?«, fragt Boone. Er kippt Kona-Kaffeebohnen in die Mühle, deren Lärm Johnnys Antwort überdröhnt, so dass er es noch mal sagen muss.
»Du hast mit einer Kamera oder einem Aufnahmegerät vor Scherings Haus geparkt und es gibt ein Band«, wiederholt Johnny. »Ich hoffe, dass es ein Video mit Zeitspur ist.«
»Tut mir leid«, sagt Boone. »Nur Ton.«
»Verflucht noch mal«, sagt Johnny. »Ich will’s trotzdem haben.«
»Warum?«, fragt Boone. »Haben deine Jungs im Revier Lust auf was Versautes?«
»Du weißt warum.«
Boone lehnt sich an den Küchentresen und sieht aus dem Fenster auf den Ozean, den die Lampen auf dem Pier kaum erhellen. »Heute gibt’s wieder keine Brandung. August ist scheiße. Hör zu, du brauchst das Band nicht. Du weißt doch schon, dass sie Sex mit Schering hatte. Wenn du’s nicht schon weißt, dann sag ich’s dir jetzt – sie hatte Sex mit Schering. Auf dem Band ist nichts, das dir weiterhelfen kann, J.«
»Vielleicht haben sie was gesagt …«
»Haben sie nicht.«
»Hat Nichols das Band gehört?«
Boone schüttelt den Kopf.
»Von wann bis wann warst du da?«
»Ich war an dem Abend gar nicht da, J«, sagt Boone.
»Der Nachbar sagt was anderes.«
Boone zuckt mit den Schultern. »Der Nachbar bringt was durcheinander. Ich war am Abend vorher da. Die ganze Nacht. Bin morgens weg, als Schering zur Arbeit gefahren ist.«
»Bist du gestern Abend noch mal zu Schering gefahren?«
»Zum allerletzten Mal«, sagt Boone. »Ich war hier, bis ich Besuch von dir und Arschgesicht bekommen habe.«
Der Kessel pfeift. Boone gießt ein bisschen Wasser auf den Kaffee, wartet ein paar Sekunden und gießt den Rest hinterher. Er lässt ihn nicht die empfohlenen vier Minuten ziehen, sondern drückt das Sieb herunter und schenkt sich eine Tasse ein.
Johnny fragt: »Gibt es jemanden, der bestätigen kann, dass du hier warst, bevor wir gekommen sind?«
Boone schüttelt den Kopf und sagt: »Ich hab mit Sunny telefoniert.«
»Festnetz oder Handy?«
»Seit wann hab ich einen Festnetzanschluss?«
»Ja, hab ich vergessen«, sagt Johnny. Mittels Boones Handy würde sich also nachweisen lassen, dass er mit Sunny telefoniert hat, aber nicht, wo er zu dem Zeitpunkt war. »Wann hast du mit ihr gesprochen?«
»Weiß
Weitere Kostenlose Bücher