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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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sie 1915 aber darum bitten, zurückzukehren, denn die Marine drohte, ihre Schiffe aus dem Hafen abzuziehen und ein Embargo gegen die Stadt zu verhängen, was sie finanziell ruiniert hätte.
    Und es ist mehr als symbolisch, dass die Hauptstraße der Innenstadt, der Broadway, in einen Pier mündet.
    Wenige Straßenecken östlich vom Broadway befindet sich das Gerichtsgebäude.
    Petra biegt mit Boone neben sich und Tammy auf den hinteren Sitzen auf den Parkplatz ihres Bürogebäudes ein und steuert auf die für sie reservierte Lücke zu.
    In der cremefarbenen Bluse und dem schwarzen Rock,den ihr Petra in der Damenabteilung von Nordstrom gekauft hat, sieht Tammy toll aus, was aber eigentlich keine Überraschung ist. Was Petra dagegen erstaunt, ist, wie gut Boone aussehen kann.
    Sie hätte nicht gedacht, dass er ein Sportjackett besitzt, ganz zu schweigen von dem maßgeschneiderten schwarzen Anzug, dem frisch gebügelten weißen Hemd und der anständigen blauen Krawatte.
    »Wow«, sagte sie. »Ich hatte ja keine Ahnung.«
    »Ich besitze zwei Anzüge«, erwidert Boone. »Einen Hochzeits- und Beerdigungsanzug für den Sommer und einen Hochzeits- und Beerdigungsanzug für den Winter. Dieser hier ist der für den Winter, wodurch er jetzt außerdem auch noch zum Gerichtsanzug wird.«
    »Musst du häufig vor Gericht?«
    »Nein.« Auch nur zu sehr wenigen Hochzeiten, denkt Boone, und – zum Glück – zu noch weniger Beerdigungen.
    Sie verlassen den Parkplatz und gehen zwei Straßenecken weiter zum Gerichtsgebäude.
    Der Gerichtssaal ist klein und modern. Im dritten Stock des Superior Court Building hier in der Innenstadt sind die Räume in dem typischen Behördenblau gestrichen, das beruhigend wirken soll, was es aber nie tut. Die Tische der Anwälte stehen unangenehm dicht beieinander, und der Zeugenstand befindet sich in unmittelbarer Nähe der Geschworenen.
    Auf der Galerie stehen für höchstens zwanzig Personen Stühle bereit, aber heute Morgen sind noch ausreichend Plätze frei. Versicherungsbetrug ist nicht sexy und lockt selten ein großes Publikum an. Ein paar Stammgäste sind da, Prozessjunkies, hauptsächlich Rentner, die nichts Aufregenderes zu tun haben. Sie sitzen auf der Galerie, gucken gelangweilt und wirken irgendwie enttäuscht. Ein Repräsentant des Versicherungsunternehmens sitzt – deutlicherkennbar an seinem grauen Anzug – in der ersten Reihe und macht sich Notizen.
    Johnny und Harrington sind da.
    Sie sind halbwegs genervt, weil es ihnen nicht gelungen ist, einen Richter aufzutreiben, der ihnen erlaubt hätte, Tammy vor ihrer Aussage einzukassieren. Nur halbwegs deshalb, weil sie zwar unbedingt mit ihr über Angela Hart sprechen wollen, sie andererseits aber hier erschienen ist, um Danny Silver fertig zu machen, und das kann keine schlechte Sache sein. Soll sie sich ruhig noch tiefer in die Scheiße mit Silver reiten, dann kann sie später nirgendwo mehr hin, außer zu ihnen.
    Petra sitzt am Tisch der Verteidigung.
    Man sieht ihr nicht an, denkt Boone, als er sich in die hinterste Stuhlreihe schiebt und setzt, dass sie über 24 Stunden lang nicht mehr geschlafen hat, beinahe erschossen wurde und um ein Haar erfroren wäre. In ihrem grafitgrauen Nadelstreifenkostüm wirkt sie frisch und konzentriert, die Haare trägt sie hochgesteckt und die Augen sind dezent geschminkt.
    Sehr professionell.
    Maximal cool.
    Sie dreht sich um und schenkt ihm ein Lächeln, so dezent wie ihr Make-up, dann wendet sie sich an Alan Burke, der gerade mit Tammy Roddicks Befragung beginnt.
    Sie sieht gut aus. Genug wie eine Stripperin, um glaubhaft zu machen, dass sie in der Nacht, in der Dan Silvers Lagerhaus abbrannte, bei ihm gewesen war, aber nicht so sehr wie eine Stripperin, dass Zweifel an ihrer Vertrauenswürdigkeit aufkommen würden. Sie hat jetzt sehr viel weniger Lidschatten aufgelegt, aber ihre grünen Augen springen einem trotzdem entgegen. Und sie ist ruhig.
    Eiskalt.
    Alan Burke sieht immer gut aus. Seine Haare sind glattzurückgekämmt wie bei einem blonden Pat Riley, seine vom Surfen gebräunte Haut glänzt dank der SPF-Lotion, die er stets gewissenhaft aufträgt. Alan ist wahrscheinlich der letzte Typ in der westlichen Welt, der immer noch einen Zweireiher tragen und gut darin aussehen kann. Heute trägt er einen marineblauen Anzug von Armani, ein weißes Hemd und eine kanariengelbe Krawatte.
    Er lächelt.
    Alan lächelt immer, auch wenn es schlecht läuft, besonders aber, wenn er einen gegnerischen Zeugen

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