Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
Körperhaltung, die als menschliches Aufrechtstehen missverstanden werden könnte. »Antrag auf Erlass einer richterlichen Weisung, euer Ehren. Von Sanktionen wegen groben Fehlverhaltens einmal ganz zu schweigen.«
    Alan sagt: »Antrag auf Feststellung der Ungültigkeit des Verfahrens wegen schwerer Verfahrensverstöße.«
    »Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück«, sagt Hammond. »Jetzt sofort.«
    Gearscht, denkt Boone, als er sieht, wie Todd the Rod auf die Kammer des Richters zuwalzt.
    Klassischer Fall von total gearscht.

101
    Boone stellt sich Tammy in den Weg, als diese den Gerichtssaal verlassen will. »Die haben Sie gekriegt, stimmt’s?«, fragt Boone.
    Sie schüttelt nur den Kopf und schiebt sich an ihm vorbei in den Gang. Er folgt ihr, Johnny und Harrington sind nur wenige Schritte hinter ihm.
    »Was haben die Ihnen geboten«, fragt Boone und packt sie am Ellbogen, »das mehr wert ist als das Leben Ihrer Freundin?«
    Sie sieht ihn aus ihren grünen Augen an. »Wenn Sie gesehen hätten, was ich gesehen habe …«
    »Was haben Sie gesehen?«
    Tammy reißt sich los, zögert eine Sekunde und sagt: »Sie haben keine Ahnung von der Welt da draußen.«
    »Klären Sie mich auf.«
    Aber Johnny stellt sich zwischen die beiden. Er zeigt seine Dienstmarke und sagt: »Sergeant Kodani, SDPD. Ms. Roddick, wir haben ein paar Fragen an Sie in Zusammenhang mit dem Mord an Angela Hart.«
    »Darüber weiß ich nichts.«
    »Vielleicht wissen Sie mehr, als Sie glauben«, sagt Johnny. »Jedenfalls wären wir Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns aufs Revier begleiten und sich mit uns darüber unterhalten würden. Es wird nicht lange dauern.«
    »Bin ich verhaftet?«, fragt sie.
    »Noch nicht«, sagt Harrington und schiebt sich näher heran. »Möchten Sie das gerne?«
    »Ich habe einiges zu erledigen.«
    »Was«, sagt Harrington, »haben Sie Angst, zu spät an der Stange zu hängen?«
    »Kommen Sie einfach mit, Ms. Roddick«, sagt Johnny. Er führt sie zur Tür.
    Harrington sieht Boone an. »Mal wieder eine absolute Glanzleistung von dir, Daniels. Gratuliere. Immerhin war’s diesmal eine Erwachsene, die dran glauben musste. Nächstes Mal ist es dann vielleicht eine alte Oma.«
    Boone schlägt zu.

102
    Tammy Roddick ist wie versteinert.
    Das denkt zumindest Johnny Banzai. »Angela hatte Ihre Kreditkarten«, sagt er. »Warum?«
    Tammy zuckt mit den Schultern.
    »Haben Sie ihr die Karten gegeben?«
    Sie starrt an die Wand.
    »Oder haben Sie gemeinsam mit ihr im Motel eingecheckt?«, fragt Johnny.
    Sie betrachtet ihre Fingernägel.
    Der Verhörraum ist angenehm. Klein, aber sauber, die Wände beruhigend hellgelb. Ein Metalltisch und zwei Metallstühle. Das klassische, innen verspiegelte Überwachungsfenster. Eine Videokamera mit Mikrofon an die Decke gedübelt.
    Sosehr sich Harrington auch wünscht, er könnte einfach in den Raum platzen, sie eine blöde Scheißfotze nennen und gegen die Wände donnern – er weiß, dass er das besser nicht tut, sofern er sich keinen Gastauftritt bei Amerikas schlimmste Polizeivideos einhandeln will. Er kann nichts machen außer mit geschwollenem Auge zusehen, wie Johnny die Masche ändert.
    »Hey, Tammy«, sagt Johnny. »Sie haben gesehen, wer sieumgebracht hat, stimmt’s? Sie waren dabei. Sie sind davongekommen. Sie könnten uns verraten, wer’s war.«
    Sie findet einen interessanten Fleck auf der Tischplatte, befeuchtet ihre Fingerspitze und reibt ihn weg.
    »Das ist die Version, bei der Sie die Gute sind«, sagt Johnny. »Wollen Sie die andere Version hören?«
    Sie besinnt sich wieder aufs Schulterzucken.
    »Die Version«, sagt Johnny, »sieht so aus, dass Sie Angela in die Falle gelockt haben. Sie beide haben gesehen, dass Danny den Brand gelegt hat, aber Sie haben sich auf einen Deal eingelassen und sie wollte nicht, also lockten Sie sie in das Zimmer, um sie aus dem Weg zu räumen. Versuchen Sie mir zu folgen, Tammy, weil ich sie vor eine sehr wichtige Entscheidung stellen werde. Und das Angebot mache ich nur einmal. In fünf Sekunden ist es dann wieder vom Tisch, aber jetzt gleich dürfen Sie sich entscheiden, welche Rolle Sie übernehmen wollen – Zeugin oder Verdächtige. Wir sprechen hier von eiskalt geplantem Mord, und ich wette, ich kann ›besondere Umstände‹ geltend machen. Darauf stehen … keine Ahnung. Ich brauche meinen Taschenrechner.«
    »Ich will einen Anwalt«, sagt Tammy.
    Was schon mal ein Fortschritt ist, denkt Johnny. Immerhin eine verbale Äußerung. Das

Weitere Kostenlose Bücher