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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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und sie konnte sich keinen Fotografen leisten, um eine Mappe anzulegen. Sie modelte ein kleines bisschen für einen so genannten Sportmode-Katalog und verdiente ein paar hundert Dollar damit, aber das war’s auch schon.
    Tammy machte ihren Highschool-Abschluss mit einem Durchschnitt von Drei minus, und es sah aus, als müsste siesich auf eine Zukunft als Kellnerin einstellen. Ungefähr ein Jahr lang machte sie das, ertrug die schlechten Trinkgelder, die anzüglichen Blicke, die Bemerkungen und die Angebote, und dann eines Tages, als sie zwanzig war, ging sie bei vierzig Grad im Schatten über den ausgetrockneten Gehweg nach Hause und beschloss, etwas zu unternehmen, um von dort wegzukommen. Mitsamt ihren roten Haaren, den umwerfenden grünen Augen und ihren langen Beinen stieg sie in einen Bus nach Mira Mesa, spazierte in einen Stripclub und tanzte vor.
    Sie dachte, es würde ihr schwer fallen, sich auszuziehen, aber so schwer fiel es ihr nicht. Na gut, ein roter Teppich war’s nicht gerade, aber sie hatte eine Bühne und eine Stange. Und ja, es war ein Klischee, aber Tammy merkte rasch, dass sie zusätzlich Scheine zugesteckt bekam, wenn sie einen Augenblick lang zu tanzen aufhörte und mit ihren Augen in die erste Reihe blickte. Wenn sie sich einen bestimmten Kerl vorknöpfte und ihn mit ihren Katzenaugen verzauberte, war es für sie ein Kinderspiel, ihn in die Champagner Lounge, den VIP-Raum oder in egal was für einen beschissenen Raum zu lotsen, in dem größeres Geld zu verdienen war.
    Ungefähr ein Jahr später landete sie im Silver Dan’s.
    Weitere zwei Wochen später landete Dan Silver bei ihr.
    Natürlich.
    Der Besitzer eines Stripclubs – in diesem Fall der Besitzer einer Stripclubkette – genießt bei den Mädchen das feudale »Recht der ersten Nacht«. Sie müssen natürlich nichts mit ihm anfangen, und wenn sie etwas mit ihm anfangen, dann müssen sie nicht mit ihm schlafen, beruflich ist es aber ein geschickter Schachzug, wenn sie’s tun.
    Wer mit dem Boss schläft, muss dem Schichtleiter keinen blasen, um für den besten Dienst eingeteilt zu werden. Die Barmänner schenken dir Drinks aus, ohne dich anzugraben oder Prozente zu verlangen. Die anderen Mädchen machendir vor dem Spiegel Platz. Die echt ekligen Gäste spüren das und halten sich zurück.
    Tammy war lange genug dabei, um das zu wissen, und hätte sie’s nicht gewusst, hätte Angela es ihr erklärt. Angela war ihre beste Freundin im Silver Dan’s. Sie hatten sich auf Anhieb verstanden – ähnliche Herkunft, ähnliche Perspektiven, dieselbe Zähigkeit. Angela war es auch, die ihr riet, den Chef hereinzubitten, wenn er bei ihr anklopfte, denn sonst würde sie in dem Club nichts mehr zu lachen haben.
    Also fing sie etwas mit Dan an.
    Aber wenn sie ehrlich ist, war da doch noch mehr. Dan war nicht nur ein praktischer Fick oder ein teures Abendessen – wie die meisten Zuhälter war er ein Daddy. Er war genau die beschissene Vaterfigur, die ihr gefehlt hatte. Klischee, Klischee, Stereotyp und Klischee – aber so war’s nun mal. Er behandelte sie wie eine Tochter und vögelte sie – Inzest ohne DNA und ohne Angst, sich strafbar zu machen. Er sorgte dafür, dass sie ihm gehorchte und die Klamotten anzog, die er für sie aussuchte. Im Gegenzug ließ er sich »Daddy« von ihr nennen, während er es ihr von hinten besorgte und sie an den Haaren zog, als handelte es sich um die Zügel eines störrischen Fohlens. Sie hasste und sie liebte es.
    Aus Gegenwehr schlief sie mit Mick Penner. Er war das Gegenteil eines Daddys – ein kleiner Junge und gescheiterter Herzensbrecher, der sich in sie verliebte. Sie tanzte nach wie vor nach Dans Pfeife – der es nebenher Gott weiß wie vielen anderen Frauen besorgte – und vögelte munter mit Mick. Mit ihm spielte sie trautes Heim, er behandelte sie sanft und rücksichtsvoll, und sie konnte kaum genug davon bekommen.
    In der Nacht, in der es brannte, war sie tatsächlich mit Danny zusammen gewesen. Er hatte sie gebeten, im Wagen zu bleiben, aber ihr war langweilig und sie wurde ungeduldig. Sie stieg aus, stand vor dem Gebäude und rauchte eineZigarette, aber als sie fertig war, dachte sie, Scheiß auf Danny, und ging hinein.
    Eine Welt brach für sie zusammen.
    Schmutzige Matratzen auf dem blanken Betonboden, ein alter Duschkopf hinter einem zerrissenen Plastikvorhang an einer Wäscheleine, in der Ecke eine ungeschützte Toilette. Verstreute Decken, keine Laken, fleckige Kissen ohne Bezüge.
    Die

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