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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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was du sonst auch gemacht hättest.«
    »Ich kann nicht zurück«, sagt Esteban.
    »Warum nicht?«
    Esteban zögert und sagt: »Ich hab Juan Carlos umgebracht. Er wollte die Mädchen hier draußen im Stich lassen.«
    »Steig ein.«
    Dave klettert ganz nach hinten ins Boot.
    Zum Sitzen ist für ihn kein Platz, deshalb bleibt er stehen.

119
    Boone biegt in Teddys Einfahrt und steigt aus dem Wagen. Die Nachtluft ist feucht, irgendwo zwischen diesig und nieselig. Das Licht, das durch Teddys Wohnzimmerfenster dringt, wirkt weich und warm.
    Boone sieht sie durch die Fensterscheibe. Teddy steht an der Bar und mixt einen trockenen Martini. Tammy geht im Raum auf und ab. Er bietet ihr den Drink an, aber sie will ihn nicht, also schlürft ihn Teddy selbst.
    Er guckt verdutzt, als Boone an der Tür klingelt.
    Er sieht Tammy an, die ihn ihrerseits ansieht und mit der Schulter zuckt.
    Boone wartet. Teddy öffnet die Tür einen Spalt, lässt die Kette aber vorgelegt. Boone schiebt die Pistole durch den Spalt und sagt: »Hi. Darf ich reinkommen?«

120
    Ja, er darf.
    Eine Schusswaffe ist eine Einladung. Teddy zieht die Kette ab und öffnet die Tür. Boone macht einen Schritt hinein und gibt der Tür hinter sich einen Tritt.
    Teddys Haus ist genauso schön, wie er es sich vorgestellt hatte. Ein riesiges Wohnzimmer mit gewölbter Decke. Teure Deckenmalerei. Teure moderne Gemälde und Skulpturen, ein Flügel.
    Im Zentrum des Raums steht ein säulenartiges Salzwasseraquarium, das vom Boden bis zur Decke reicht. Eine Auswahl an erstaunlich grellbunten tropischen Fischen zieht darin gleichmütig seine Kreise. Schlanke grüne Unterwasserpflanzen strecken sich Richtung Oberfläche und schwanken in der sanften, elektrisch erzeugten Strömung. Im hinteren Teil eröffnet eine Schiebetür den Blick auf eine von riesigen Scheinwerfern erleuchtete Veranda und das offene Meer dahinter.
    »Hübsch«, sagt Boone.
    »Danke.«
    »Hi, Tammy.«
    Sie funkelt ihn wütend an. »Was wollen Sie?«
    »Nur die Wahrheit.«
    »Glauben Sie mir, die wollen Sie nicht hören.«
    »Es geht um das kleine Mädchen«, sagt Boone. »Sie sagen mir jetzt die Wahrheit, oder ich verteile Ihre Eingeweide in dem ganzen hübschen Raum hier, das schwöre ich.«
    Teddy geht wieder zur Bar. »Möchten Sie was trinken?«, fragt er. »Sie werden’s brauchen.«
    »Nur die Geschichte, danke.«
    »Wie’s Ihnen beliebt«, sagt Teddy, »aber ich setze mich. Hab ein paar anstrengende Tage hinter mir, wie Sie wissen.«
    Er setzt sich in einen großen Ledersessel und betrachtet die Fische im Aquarium. »Erzähl’s ihm, Tammy. Jetzt ist es sowieso so gut wie vorbei.«
    Tammy erzählt ihre Geschichte

121
    Tammy wuchs in El Cajon auf, draußen in East County. Die typische Stripperinnengeschichte: Ihr Vater war kaum zu Hause, ihre Mutter verdiente in einem Restaurant in der Nähe als Kellnerin ein bisschen was dazu und blieb meist nach ihrer Schicht noch auf ein paar Bier an der Bar.
    Sie war ein einsames kleines Mädchen. Ein Schlüsselkind, das es gewöhnt war, sich Nudeln aus der Packung warm zu machen und sie vor dem Fernseher zu essen, während Promisendungen liefen und sie davon träumte, eines Tages selbst als Schauspielerin auf dem roten Teppich zu stehen.
    Damals schien das nicht sehr wahrscheinlich – sie war dürr, schlaksig und hatte rote Haare, über die sich die Jungs lustig machten.
    Als sie vierzehn Jahre alt wurde, hörten die Hänseleien auf. Tammy blühte nicht auf – ihre Sexualität explodierte geradezu über Nacht, was sie beängstigend und verwirrend fand. Plötzlich waren Jungs auf sie scharf und sie merkte, wie die erwachsenen Männer sie ansahen, wenn sie ins Restaurant ging, um ihrer Mom Hallo zu sagen. Am liebsten hätte sie ihnen gesagt, ich bin erst vierzehn, ich bin noch ein Kind. Aber sie fürchtete sich, mit ihnen zu sprechen oder sie auch nur anzusehen.
    Was gut war. Die Männer hätten sonst die Intensität in ihren unglaublichen grünen Augen entdeckt und sie womöglich falsch interpretiert.
    Okay, sie lernte damit umzugehen, das gibt sie offen zu. Warum auch nicht? Die Highschool war ein Alptraum. Sie war nie gut in der Schule gewesen, sie war Legasthenikerin und litt unter ADS – das mit der Schauspielerin würde also nichts werden. Sie konnte kein Drehbuch laut vorlesen und bekam nicht mal eine Rolle bei der Schülertheatergruppe. Sie überlegte, Model zu werden, aber in El Cajon läuft einem Eileen Ford nicht unbedingt zufällig über den Weg,

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