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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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fungiert, direkt ins Gesicht, lächelt und sagt: »Dude, das ist nicht cool.«
    »Was?« Der Typ ist groß, reißt seine Zeit im Fitnessstudio ab und schluckt brav seine Nahrungsergänzungsmittel. Einer von diesen breitschultrigen Spaßvögeln, die sich das Hemd bis zum Bauchnabel aufknöpfen und eine Kette mit Kruzifix in den Brustpelz hängen. Er hat so viel Alk intus, dass er es für eine Spitzenidee hält, auf die Kacke zu hauen.
    »Was euch da vorschwebt«, sagt Boone und schiebt sein Kinn in Richtung der jungen Dame, die gerade ein kurzes Nickerchen auf der Tischplatte hält, »das ist nicht cool.«
    »Weiß nicht«, sagt der Bankdrücker und grinst seine Gang an. »Ich find’s cool.«
    Boone nickt und lächelt. »Bruder, ich sag’s dir, das ist nicht drin. So was machen wir hier nicht.«
    Also sagt der Bankdrücker: »Bist du hier der Sheriff oder was?«
    »Nein«, sagt Boone. »Aber die Kleine geht nicht mit euch mit.«
    Der Bankdrücker steht auf. »Und wer hindert sie daran – du ?«
    Boone schüttelt den Kopf, als könnte er kaum glauben, mit was für einem abgelutschten Klischee er es hier zu tun hat.
    »Hab ich mir gedacht, Wichser«, sagt der Bankdrücker, der Boones Geste völlig falsch interpretiert. Er packt die turista am Ellbogen und schüttelt sie wach. »Komm schon, Babe, wir gehen feiern.«
    Plötzlich sitzt er wieder und versucht zu atmen, weil ihm Boone eine offene Hand in den Brustkorb gerammt und sämtliche Luft herausgelassen hat. Einer der Jungs will sichauf Boone stürzen, sieht aber hoch und überlegt es sich anders, denn über dem Tisch liegt ein Schatten. High Tide steht dort mit vor der Brust verschränkten Armen, und Dave the Love God direkt neben ihm.
    »Was’s los, Boone?«, fragt Dave.
    »Nix Besonderes.«
    »Wir haben gedacht, es gibt vielleicht ein Problem.«
    »Kein Problem«, sagt Boone.
    Es gibt tatsächlich keins, denn der Anblick eines 160 Kilo schweren Samoaners übt auf die meisten feindselig gestimmten Betrunkenen eine beruhigende Wirkung aus. Wirklich und wahrhaftig, selbst wenn einer mehr oder weniger total dicht überlegt, ob er nicht doch mal was anzetteln sollte, genügt meist ein Blick auf Boone, flankiert von High Tide und einem fies grinsenden Dave the Love God (der sich in der Tat gerne prügelt und auch diese Kunst sehr, sehr gut beherrscht), damit er sich in Mahatma Gandhi verwandelt. Wer von diesem Team zur Tür geleitet wird, dem erscheint das, was sich jenseits davon befindet, als schönster Ort auf Erden – mit großem Abstand sogar vor Disneyland.
    »Muss noch bezahlen«, sagt der Bankdrücker.
    »Hab schon«, sagt Boone. »Frieden.«
    Der Bankdrücker und seine Gang trotten wie die Märzlämmer nach draußen. Boone bezahlt die Rechnung; dann wecken er, High Tide und Dave die Lebensgeister der turista genau so lange, bis sie in der Lage ist, ihnen mitzuteilen, in welchem Motel sie übernachtet. Sie bringen sie hin, packen sie ins Bett und fahren auf ein Aloha-Bier zurück in den Sundowner.
    Am nächsten Morgen war Boone dort frühstücken, und die Rechnung kam nicht.
    »Chuck sagt nein«, erklärte Sunny.
    »Hör zu, ich erwarte nicht …«
    »Chuck sagt nein.«
    Und das war’s. Der unausgesprochene Deal trat in Kraft. Boones Frühstück geht aufs Haus, aber er lässt immer ein Trinkgeld da. Mittag- oder Abendessen bezahlt er und lässt auch dann ein Trinkgeld liegen. Und falls im Sundowner eine unangenehme Situation entsteht, nimmt sich Boone ihrer an, bevor sie zum Problem wird.

14
    Jetzt betritt Boone den Sundowner, rutscht in eine Nische und ist verärgert, aber kaum überrascht, als sich Petra zu ihm an den Tisch setzt.
    Dave the Love God, der am Tresen sitzt und einen Stapel Heidelbeerpfannkuchen verdrückt, bemerkt sie ebenfalls.
    »Wer ist die Betty bei Boone?«, fragt er Sunny.
    »Weiß nicht.«
    »Nervt sie dich?«
    »Nö«, sagt Sunny. »Wieso sollte sie?«
    Petra nervt vielleicht Sunny nicht – was übrigens gelogen ist –, aber mit verdammter Sicherheit nervt sie Boone. »Ich bin davon ausgegangen«, sagt Petra, »dass Sie sich in Anbetracht der Dringlichkeit unverzüglich an die Arbeit machen.«
    »Alles hat seine Grenzen«, sagt Boone. »Auch die Anzahl der Dinge, die man auf nüchternen Magen erledigen kann.«
    Genau genommen, denkt Petra, sind auch die Dinge begrenzt, die man mit vollem Magen erledigen kann, aber sie verzichtet darauf, dies zu erwähnen. Irgendetwas muss an diesem ozeanverrückten Neandertaler dran sein, das ich

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