Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
ehrgeizige junge Surfer dabei beobachtet, wie sie den Pacific Coast Highway hoch- und runterfuhren und die Strandparkplätze nach dem Boonemobil absuchten, um herauszukriegen, welche Wellen sein Besitzer gerade ritt. Unter Menschen, die regelmäßig die Strände von San Diego bevölkern, gilt als gesichert, dass das Gefährt, wenn es seinen unvermeidlichen und wohlverdienten Ruhestand antritt, im Surfmuseum oben in Carlsbad eine neue Heimat finden wird.
Boone ist das alles egal. Er liebt seinen Bus. Auf langenFahrten hat er drin gewohnt und auch sonst, wenn er keine Kohle für ein Apartment hatte. Was Fury für Joey und Silver für den Lone Ranger ist für Boone das Boonemobil.
Und jetzt versucht gerade der Fahrer eines Abschleppwagens seinen Haken darin zu versenken.
»Hey, hey!«, schreit Boone. »Was ist los?«
»Sie haben zwei Mal nicht bezahlt«, sagt der Abschlepptyp und beugt sich herunter, um den Haken an der vorderen Stoßstange des Busses zu befestigen. Er trägt eine rote Baseballkappe mit der Aufschrift »Verschrottungs- und Abschleppdienst San Diego« , einen schmutzigen, ölverschmierten orangefarbenen Overall und braune Arbeitsstiefel mit Stahlkappen.
»Ich hab bezahlt«, sagt Boone und baut sich zwischen Haken und Bus auf. »Okay, einmal nicht.«
»Zwei Mal nicht, Alter.«
»Ich kann’s bezahlen«, sagt Boone.
Der Abschlepptyp zuckt mit den Schultern, als wollte er sagen, bis jetzt hast du’s aber nicht bezahlt. Boone sieht aus, als wollte er gleich anfangen zu heulen, während der Abschlepptyp die Kette festzurrt. Er hat Angst, dass das Boonemobil dem Druck nicht gewachsen sein könnte. Nicht ganz zu Unrecht.
»Stopp!«
Petras Stimme lässt den Abschlepptypen abrupt erstarren. Andererseits würde Petras Stimme auch einen Eisbären abrupt erstarren lassen.
»Falls«, verkündet sie, »dieses seltene Oldtimer-Modell auch nur einen einzigen Kratzer davonträgt, werde ich Sie so lange vor Gericht belangen, bis Sie sich gar nicht mehr an die Gründe erinnern, aus denen ihr Privat- und Berufsleben derart im Chaos versunken sind.«
»Seltenes Oldtimer-Modell?«, lacht der Abschlepptyp. »Das ist ein Haufen Schrott.«
»Dann ist es eben ein seltener Oldtimer-Haufen-Schrott«, sagt Petra. »Sofern Sie sich nicht im Besitz einer ordnungsgemäßen Beschlagnahmeverfügung befinden, werde ich Sie wegen schweren Autodiebstahls verhaften lassen.«
»Die Papiere liegen in meinem Wagen.«
»Wären Sie so freundlich, sie zu holen?«
Der Abschlepptyp ist so freundlich und holt sie. Er überreicht sie Petra und steht nervös rum, während sie die Papiere durchgeht.
»Die scheinen in Ordnung zu sein«, sagt sie. Sie nimmt ihr Scheckheft aus der Tasche und fragt: »Auf wie viel beläuft sich der ausstehende Betrag?«
Der Abschlepptyp schüttelt den Kopf. »Keine Schecks. Er schreibt auch immer Schecks.«
»Meine sind aber gedeckt«, sagt Petra.
»Das sagen Sie .«
Sie schenkt ihm einen ihrer vernichtenden Blicke, an die sich Boone so rasch gewöhnt hat. »Werden Sie nicht frech«, sagt sie. »Klären Sie mich einfach nur über die geforderte Summe auf und unsere Wege werden sich unverzüglich trennen.«
Der Abschlepptyp bleibt hartnäckig. »Mein Boss hat gesagt, ich soll mir keinen Scheck andrehen lassen.«
Petra seufzt. »Kreditkarte?«
» Seine?« Der Abschlepptyp findet den Vorschlag lustig.
»Meine.«
»Ich muss erst anrufen.«
Sie reicht ihm ihr Handy. Fünf Minuten später ist der Abschlepptyp weggefahren und der kalte Angstschweiß auf Boones Stirn getrocknet.
»Ich muss sagen, ich bin schockiert«, sagt Petra.
»Warum, weil ich nicht bezahlt habe?«
»Weil Sie überhaupt so etwas wie einen Zahlungsverkehr haben.«
»Danke«, sagt Boone.
»Wir ziehen’s von Ihrem Honorar ab.«
»Ich schreib Ihnen eine Quittung«, sagt Boone und macht es sich auf dem durchgesessenen, aber vertrauten Fahrersitz bequem, dessen Polster nur noch von Klebeband zusammengehalten werden. »Sie halten meinen Wagen also für ein seltenes Oldtimer-Modell?«
»Das ist ein Haufen Schrott«, sagt Petra. »Könnten wir jetzt bitte losfahren und Ms. Roddick einsammeln?«
Einsammeln? Das wäre gut, denkt Boone.
Das wäre echt gut.
16
Zwei Minuten später versucht Boone immer noch den Motor anzulassen, während er einen Styroporteller auf seinem Schoß balanciert und mit einer Plastikgabel sein Eier-Machaca isst.
Erneut dreht er den Schlüssel in der Zündung. Der Motor stöhnt auf und setzt sich in Bewegung
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