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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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schlecht drauf ?«
    Petra ist erstaunt, dass sie diese Bemerkung tatsächlich verletzt. Boone sieht das leichte Zucken in ihren Augen und die sanfte Röte auf ihren Wangen und ist seinerseits erstaunt darüber, dass sie überhaupt fähig ist, so etwas wie Verletztheit zu empfinden.
    Ein bisschen hat er deshalb ein schlechtes Gewissen.
    »Ich versuch’s noch ein Mal«, sagt er. »Dann nehmen wir Ihren Wagen.«
    Noch ein Mal dreht er den Schlüssel um und dieses Mal springt der Motor an. Fröhlich klingt er nicht – er hustet, keucht und spuckt –, aber er springt an.
    »Sie sollten die Dichtungen in der Werkstatt prüfen lassen«, sagt Petra, während Boone auf die Garnet Avenue ausparkt.
    »Petra?«
    »Ja?«
    » Bitte, halten Sie die Klappe.«
    »Wohin fahren wir?«, fragt Petra.
    »Zur Taxizentrale von Triple A.«
    »Warum?«
    »Weil Roddick jetzt im TNG strippt und das die Taxizentrale ist, die die TNG-Mädchen anrufen«, erwidert Boone.
    »Woher wissen Sie das?«
    Boone sagt: »Das ist die Sorte Spezialwissen, für die Sie große Scheine hinblättern.«
    Er macht sich nicht die Mühe, ihr zu erklären, dass die meisten Bars – und dazu gehören auch die Stripclubs – Abkommen mit bestimmten Taxifirmen haben. Wenn Touristen einen Fahrer von Triple A bitten, sie in einen Stripclub zu bringen, dann fährt er sie ins TNG. Im Gegenzug revanchieren sich Barmann und Türsteher, indem sie bei TNG anrufen, wenn ein Kunde ein Taxi braucht, der sonst wegen Alkohol am Steuer dran wäre. Wenn sich Tammy Roddick also zu Hause von einem Taxi abholen ließ, dann hatte sie wahrscheinlich bei Triple A angerufen.
    »Woher wissen Sie, dass sie sich nicht von einem Freund hat abholen lassen?«, fragt Petra. »Oder gelaufen ist?«
    »Das weiß ich nicht«, entgegnet Boone. »Aber es ist ein Anfang.«
    Eigentlich glaubt er nicht, dass Roddick überhaupt irgendwohin in einem Taxi gefahren ist. Er denkt, Silver, einer seiner Muskeltypen oder alle zusammen haben Tammy auf eine lange Reise geschickt.
    Und dass sie Tammy Roddick niemals finden werden.
    Aber er muss es versuchen.
    Wenn man sich auf eine Welle schwingt, dann reitet man die Welle.
    Bis ganz zum Schluss, wenn man kann.
    Er fährt durch Pacific Beach.

17
    Pacific Beach.
    PB. Der alte Küstenort liegt nur wenige Meilen nordwestlich der Innenstadt von San Diego, vom Flughafen aus gesehen auf der anderen Seite der Mission Bay. Das Marschland dazwischen, das den Ort von der Stadt trennte, wurde trockengelegt, und jetzt lockt dort, wo mal Sumpf war, Sea World mit seinen Shamu-Shows Tausende Besucher an.
    An der Küste selbst reihen sich von Süden nach Norden die großartigen Tummelplätze Ocean Beach, Mission Beach und Pacific Beach aneinander – OB, MB und PB, wie sie auf Autoaufklebern und von den Einheimischen – Menschen, die zu viel zu tun haben, um in ganzen Worten zu sprechen – genannt werden. Während der Mission Bay Channel Ocean Beach von den anderen beiden Orten trennt, geht Mission Beach nahtlos in Pacific Beach über, wobei der Pacific Beach Drive nördlich der Mission Bay die einzige, willkürliche Grenze bildet.
    Pacific Beach war am Anfang eine Collegestadt.
    1887 überlegten sich die Bodenspekulanten, die das karge Stück Brachland gekauft hatten, das damals eine lange Kutschfahrt von der Stadt entfernt war, wie sie Menschen anlocken könnten. Sie kamen auf die Idee, es mit höherer Bildung zu versuchen, und bauten das San Diego College of Letters. Das war während des großen Booms Ende der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts, als die Eisenbahngesellschaften Fahrten für sechs Dollar von Nebraska, Minnesota und Wisconsin anboten und Leute aus dem Mittleren Westen nach San Diego strömten, um ihr Glück mit Grundbesitz zu machen.
    In den ersten Jahren boomte Pacific Beach. Die Eisenbahnlinie wurde von der Innenstadt aus erweitert, damit die Stadtbewohner in ihrer Freizeit den Strand besuchen konnten. Während ihre Pfefferkuchenhäuschen auf Landparzellen gebaut wurden, deren Wert sich manchmal zwischen Frühstück und Mittagessen verdoppelte, wohnten die Pilger in Zelten am Strand. Eine Wochenzeitung wurde gegründet, die sich hauptsächlich durch Immobilienanzeigen finanzierte. Am Strand entlang, wo sich jetzt der Sundowner und Boones Büro befinden, entstand der American Driving Park;Wyatt Earp, der nach einer Mordanklage aus Arizona hierher geflohen war, ritt dort seine Pferde aus.
    Ungefähr ein Jahr lang ging alles gut; dann war der Boom vorbei. Von

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