Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
Harrington den Wagen Richtung Ocean Beach lenkte und sich Rasmussen vorknöpfte. »Wenn du dir Schmerzen ersparen willst, Kinderficker, dann erzählst du uns jetzt sofort, was du mit der Kleinen gemacht hast.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Mach nur so weiter«, sagte Harrington. »Los doch, mach uns wütend.«
»Ich weiß nichts von einem kleinen Mädchen«, sagte Rasmussen. Boone wandte sich zu ihm um. Der Mann war starr vor Angst – er schwitzte, und seine Augen traten aus ihren Höhlen.
»Weißt du, was wir mit dir vorhaben?«, fragte Harringtonund sah in den Rückspiegel. »Weiß du, wie es ist, wenn man ertrinkt? Wenn wir dich rausziehen, nachdem du erst Mal ein paar Minuten lang Wasser geatmet hast, wirst du darum betteln, es uns erzählen zu dürfen. Was hast du mit ihr gemacht? Lebt sie? Hast du sie umgebracht?«
»Ich weiß nicht …«
»Okay«, sagte Harrington und trat aufs Gaspedal. »Dann zeig ich dir faszinierende Unterwasserwelten!«
Rasmussen fing an zu beben. Seine Knie schlotterten heftig gegeneinander.
»Wenn du dir in meinem Streifenwagen in die Hose pisst«, erklärte ihm Harrington, »machst du mich erst so richtig wütend, Russ. Dann tu ich dir noch viel schlimmer weh.«
Rasmussen fing an zu schreien und mit den Füßen gegen die Tür zu treten.
Harrington lachte. Es war egal – Rasmussen erreichte nichts damit und niemand hörte ihn. Nach ein paar Minuten hörte er auf zu schreien, lehnte sich auf dem Sitz zurück und wimmerte nur noch.
Boone hatte das Gefühl, als müsse er sich gleich übergeben.
»Nur die Ruhe, Surferboy«, sagte Harrington.
»Das ist nicht richtig.«
»Hier geht’s um ein Kind«, sagte Harrington. »Halt’s Maul und reiß dich zusammen.«
Die Fahrt nach Ocean Beach dauerte nicht lange. Harrington fuhr am Pier rechts ran, drehte sich um, sah Rasmussen an und sagte: »Letzte Chance.«
Rasmussen schüttelte den Kopf.
»In Ordnung«, sagte Harrington. Er öffnete die Autotür und stieg aus.
Boone griff nach dem Funkgerät. »Einheit 9152. Haben den Verdächtigen Russell Rasmussen aufgegriffen. Sind unterwegs zum Revier.«
»Arschloch«, sagte Harrington. »Du feiges, beschissenes Arschloch.«
Rasmussen sagte nicht, was er mit dem Mädchen gemacht hatte.
Das San Diego Police Department hielt ihn so lange fest, wie es ging, aber ohne Beweise hatten sie nichts gegen ihn in der Hand und mussten ihn entlassen. Wochenlang hielt jeder Cop in der Gegend nach der Leiche des Mädchens Ausschau, aber irgendwann gaben sie’s auf.
Rasmussen verschwand vom Radar.
Und Boone machten sie das Leben schwer.
Die Kollegen behandelten ihn wie einen Aussätzigen.
Harrington wurde in die Detective Division versetzt, und es war schwierig, einen anderen uniformierten Beamten zu finden, der bereit war, mit Boone Daniels Streife zu fahren. Die Einzigen, die nichts dagegen hatten, waren die Nieten – Cops, mit denen kein anderer Cop etwas zu tun haben wollte, Säufer, Versager und Typen, die sowieso schon einen Fuß aus der Tür draußen hatten. Keine dieser Partnerschaften hielt länger als zwei Wochen.
Wenn Boone Verstärkung anforderte, reagierten die anderen immer ein kleines bisschen zu langsam; wenn er in den Umkleideraum kam, sprach niemand mit ihm, und alle wandten sich ab; wenn er wieder loszog, hörte er genuschelte Bemerkungen – »feige Sau«, »Kindermörder«, »Verräter«.
Bei der Polizei hatte er nur einen Freund – Johnny Banzai.
»Solltest dich nicht mit mir blicken lassen«, sagte Boone eines Tages zu ihm. »Ich bin Gift für dich.«
»Hör auf mit dem Selbstmitleid«, sagte Johnny.
»Im Ernst«, sagte Boone. »Das wird denen nicht gefallen, wenn du weiterhin mit mir befreundet bist.«
»Ist mir scheißegal, was denen gefällt«, sagte Johnny. »Meine Freunde sind meine Freunde.«
Und das war’s.
Eines Tages, als Boone gerade den Umkleideraum verlassen wollte, hörte er, wie ein Cop namens Kocera hinter ihm hermurmelte: »Scheißwaschlappen.«
Boone kam noch mal rein, packte ihn und rammte seinen Bullenbruder gegen die Wand. Es hagelte Schläge. Boone wurde einen Monat lang unbezahlt suspendiert und zu Pflichtsitzungen beim Psychoberater seiner Abteilung verdonnert, der mit ihm über unterschiedliche Formen von Aggressionsbewältigung sprach.
Das Thema Rain Sweeny wurde nicht erwähnt.
Den Großteil des Monats verbrachte Boone bei Sunny auf dem Sofa.
Morgens um elf stand er auf, schluckte ein, zwei Bier, lag herum und sah fern,
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