Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
See verhakt hat, Danny Boy.«
Dan hat von Eddies überheblicher Scheiße langsam genug. Na und, dann war der tätowierte kleine Freak eben in Harvard, was soll’s, verdammt? Es gibt einiges, das man in Harvard nicht lernt. Also beschließt er, ein bisschen was für Eddies Bildung zu tun. »Eine Stripperin fällt vom Balkon. Was glaubst du, wie lange sich die Bullen damitbeschäftigen? Eine Stunde? Anderthalb? Das interessiert die einen Scheiß, Eddie.«
»Daniels interessiert’s.«
»Hält er sich raus?«
»Wahrscheinlich nicht«, sagt Eddie. »Sich rauszuhalten, wenn er einmal seine Nase reingesteckt hat, ist nicht unbedingt Boones Stärke.«
Dan zuckt mit den Schultern. »Daniels ist ein abgehalfterter Surferarsch, der es bei den richtigen Bullen nicht geschafft hat. Der kann jemanden aufspüren oder Besoffene aus dem Sundowner werfen, aber hierfür hat er nicht das Zeug. Ich würde mir an deiner Stelle keine Sorgen machen.«
»Du bist aber nicht an meiner Stelle«, erwidert Eddie. »Du bist du, und darüber solltest du dir verdammt noch mal richtig Sorgen machen. Ich will dir mal was über diesen Surferarsch erzählen …«
Dans Handy klingelt.
»Was?«
Er lauscht. Es ist ein Cop aus der Innenstadt, ein Sergeant, der im Silver Dan’s umsonst trinkt und sich auch immer mal wieder einen Lapdance ausgeben lässt. Er will Dan nur mitteilen, dass eins seiner Mädchen identifiziert wurde, das offensichtlich von einem Motelbalkon in Pacific Beach gesprungen ist.
Ihr Name ist Angela Hart.
Dan dankt dem Mann und drückt ihn weg.
»Was war das?«, fragt Eddie.
»Nichts.«
Aber es war verdammt noch mal doch was. Dans Kopf dreht sich, sein Magen macht Trampolinsprünge.
28
Petra will etwas fragen, überlegt es sich aber anders.
»Was?«, fragt Cheerful. So hübsch die Frau auch ist, Cheerful hat allmählich genug davon, dass sie im Büro rumsitzt und auf Boone wartet. Schlechte Idee: Kunden, die sich in alle Einzelheiten eines Falls hängen. Die sollen die Rechnung bezahlen, sich zurückziehen und die Ergebnisse abwarten. Er nuschelt irgendetwas in dem Sinne.
»Wie bitte?«, fragt Petra.
»Nur raus damit«, sagt Cheerful, »wenn Sie etwas auf dem Herzen haben.«
»War Boone früher Polizist?«, fragt Petra
»Das wussten Sie doch schon«, sagt Cheerful. Das Mädchen macht ihre Hausaufgaben, denkt Cheerful. Bestimmt hat sie Boone mit gebührender Sorgfalt überprüft.
»Was ist passiert?«, fragt Petra.
»Wie kommen Sie darauf, dass Sie das etwas angeht?«, fragt Cheerful.
»Ich weiß nicht … denke ich ja gar nicht …«
Cheerful blickt von seinem Taschenrechner auf. Zum ersten Mal sieht er das Mädchen verlegen. »Ich meine«, sagt er, »fragen Sie als Klientin oder als Freundin?«
Da gibt es nämlich einen Unterschied.
»Ich frage nicht als Klientin«, sagt Petra.
»Boone hat sich selbst abgeschossen«, sagt Cheerful. »Er wurde nicht rausgeworfen, weil er Geld mitgehen ließ oder so was.«
»Das hab ich auch nicht vermutet«, sagt Petra. Sie hatte die Begegnung zwischen Boone und dem Detective in dem Motel miterlebt. Was gesagt wurde, konnte sie nicht hören, aber sie hatte gesehen, dass Boone zurückgehalten werden musste. Eine ziemlich angespannte Situation. »Geld scheint ihm nicht so wichtig zu sein.«
»Sie meinen, Boone ist noch zum Klauen zu faul?«, fragt Cheerful.
»Ich will mich nicht streiten. Ich hab mich das nur gefragt.«
»Hatte mit einem Mädchen zu tun«, blafft Cheerful sie an.
Natürlich, denkt Petra. Was sonst? Sie sieht Cheerful an, als wollte sie sagen, fahren Sie fort, aber Cheerful belässt es dabei.
Sie scheint in Ordnung zu sein, aber es ist noch zu früh.
Manche Geschichten muss man sich erst verdienen.
29
Rain Sweeny war sechs Jahre alt, als sie zu Hause aus dem Vorgarten verschwand. Einfach so.
Weg.
Ihre Mutter war mit ihr draußen gewesen, hatte das Telefon klingeln hören und war ins Haus gegangen, um abzunehmen. Sie war nur eine Minute weg gewesen, erklärte sie später laut schluchzend bei der unvermeidlichen Pressekonferenz. Ein wunderschöner Sommertag, ein kleines Mädchen spielt draußen in einem schönen gutbürgerlichen Viertel in Mira Mesa, und dann –
Tragödie.
Es dauerte nicht lange, bis die Cops eine Spur fanden. Russ Rasmussen, ein ehemaliger Knastbruder mit pädophil einschlägigem Vorstrafenregister, hatte ein paar Häuser weiter ein Zimmer gemietet. Als ihn die Detectives verhören wollten, war er nicht mehr da, und die Nachbarn
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