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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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sie – Trollope. Unser wasservernarrter Naturbursche ist ein verkappter Phineas Finn? Sie denkt daran, wie sie den ganzen Tag an ihm herumgestichelt hat, weil sie ihn für einen ungebildeten Kulturbanausen hielt, und dann fallen ihr die Bücher auf ihrem eigenen Nachttisch ein – billige Liebesromane und kitschige Erotikschinken, die niemand lesen muss. Er hat mich den ganzen Tag verarscht, sich insgeheim lustig gemacht.
    Arschloch.
    Sie schnüffelt weiter.
    In der Ecke steht ein kleiner Schreibtisch mit einem Computer. Schuldbewusst zieht sie die Schreibtischschublade auf und entdeckt Fotos von einem kleinen Mädchen.
    Ein süßes Kind, fast schon das Klischee eines typischen kalifornischen Mädchens – blonde Haare, große blaue Augen, Sommersprossen auf der Nase. Sie sieht direkt in die Kamera ohne jeden Anflug von Befangenheit. Ein glückliches kleines Mädchen.
    Petra nimmt das Foto und sieht den Schriftzug am Rande des Rahmens.
    Rain .
    Der Name des Mädchens.
    Arschloch , denkt Petra. Hat gar nicht erzählt, dass er eine Tochter hat. Hat nicht mal erwähnt, dass er verheiratet war. War er vielleicht auch gar nicht. Vielleicht ist das Mädchen unehelich geboren und Boone hat die Mutter nie geheiratet. Trotzdem hätte er’s mal erwähnen können. Sei fair, sagt sie sich. Er ist nicht verpflichtet, dir so was zu erzählen.
    Sie greift tiefer in die Schublade.
    Mehr Bilder von dem Mädchen. Sorgfältig inPlastikhüllen gesteckt. Fotos, die sie beim Spielen, auf einer Geburtstagsparty und beim Auspacken von Geschenken vor dem Weihnachtsbaum zeigen. Seltsamerweise kein einziges Foto von Rain und Boone zusammen. Kein einziges Daddy-Tochter-Bild, wie man es erwarten würde.
    Und es gibt keine Bilder, auf denen das Mädchen älter als fünf oder sechs Jahre alt ist.
    Also hat Boone Daniels eine sechsjährige Tochter, denkt Petra. Die er offensichtlich vergöttert, über die er aber nicht spricht.
    Petra kramt, innere Stimmen niederkämpfend, unter den Fotos und findet eine Mappe. Sie öffnet sie und findet Bleistiftskizzen, »Künstlerische Darstellungen«, wie man sagen würde, des Mädchens in fortgeschrittenem Alter.
    Ihr Name ist Rain.
    »Rain mit sieben«, »Rain mit acht«, »Rain mit neun« …
    Darf Boone seine Tochter nicht mehr sehen? fragt sich Petra. Diese Skizzen sind so traurig – das Einzige, was ihm von seinem kleinen Mädchen geblieben ist.
    In der Schublade finden sich auch noch andere Mappen, auf allen steht »Rasmussen«. Das muss ein anderer Fall sein, an dem er arbeitet, denkt Petra, obwohl Boone kaum der Typ zu sein scheint, der Arbeit mit nach Hause nimmt.
    Sie stecken voller Überraschungen, Mr. Daniels, denkt sie.
    Plötzlich schämt sie sich, legt alles wieder ordentlich in die Schublade und geht ins Wohnzimmer zurück.
    »Mir wurde gesagt, ich gehöre ins Schlafzimmer«, sagt Tammy. Sie steht von der Couch auf, geht ins Schlafzimmer und schließt die Tür hinter sich.
    »Sie will mit Teddy sprechen«, sagt Petra und setzt sich auf die Couch.
    »Das hat sie erwähnt«, entgegnet Boone.
    Das Sweatshirt – ein schwarzes aus dem Sundowner –wirkt riesig an ihr, und sie musste die Beine der Jogginghose ein ganzes Stück hochkrempeln. Aber Boone findet, dass sie teuflisch gut darin aussieht.
    »Sie sehen gut aus«, sagt er.
    »Das ist gelogen«, sagt sie. »Aber danke.«
    »Nein«, sagt er. »Bei dem Look sollten Sie bleiben.«
    »Sieht wohl kaum nach Anwältin aus.«
    »Vielleicht deshalb.«
    Es klingelt an der Tür.

78
    Boone nimmt die 38er und stellt sich neben die Tür, schiebt den Vorhang sachte beiseite und sieht hinaus.
    Sunny steht vor der Tür.
    Ihre blonden Haare lugen unter der Kapuze eines dunkelblauen Sweatshirts hervor und glänzen in der feuchten Nachtluft. Ihre Hände stecken in der Bauchtasche vorne, und sie hüpft vor Kälte und Angst auf und ab.
    Boone öffnet, zerrt Sunny über die Schwelle und schließt die Tür hinter ihr.
    »Boone, Tide hat mir erzählt …«
    Sie sieht Petra auf der Couch sitzen.
    In Boones Klamotten.
    Die sie an glücklicheren Tagen selbst trug, nachdem sie lange Vormittage im Wasser und die Nachmittage im Bett verbracht hatten.
    »Entschuldigung«, sagt Sunny mit einer Stimme, kälter als das Wasser draußen. »Ich wusste nicht …«
    »Es ist …«
    »Nicht so, wie es aussieht?« Sie funkelt Boone eine Sekunde lang an, dann schlägt sie ihm fest ins Gesicht. »Ich dachte, du wärst tot , Boone! Du hast mich in dem Glauben gelassen, dass du tot

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