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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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sagt Danny. »Sie wird erzählen, was sie gesehen hat, was sie weiß …«
    »Dann sollten wir sie lieber motivieren, das Gegenteil zu tun«, sagt Eddie. »Was braucht sie?«
    Was er in den zwei Jahren in Wharton gelernt hat, lässt sich mit vier Worten zusammenfassen:
    Jeder
    Hat
    Seinen
    Preis.

89
    Das Mädchen Luce liegt auf einer schmutzigen Matratze. Sie ist traurig und verängstigt, aber die anderen Mädchen, die wie ein Wurf junger Hunde um sie herumliegen, trösten sie schon durch ihre bloße Anwesenheit. Sie spürt die Wärme ihrer Haut, hört sie atmen, riecht ihre Körper, den sauren, aber vertrauten Geruch von Schweiß und Schmutz.
    Im Hintergrund tropft ein Duschkopf im beständigen Rhythmus eines Herzschlags.
    Luce versucht zu schlafen, aber wenn sie ihre Augen schließt, sieht sie immer dasselbe – die Füße eines Mannes, die sie unter dem Hotelbett liegend beobachtet. Sie hört Angelas erstickten Schrei, sieht, wie ihre Füße hochgehoben werden. Sie spürt ihre eigene Angst und Scham, während sie unter dem Bett kauert und die Männerfüße das Zimmerverlassen. Sie erinnert sich an das quälende Gefühl der Unentschiedenheit – soll sie sich verstecken oder weglaufen? Sie denkt daran zurück, wie sehr sie sich zusammenreißen musste, um aufzustehen, zum Balkon zu gehen und über die Brüstung zu schauen. Wieder hat sie den grässlichen Anblick vor sich – Angelas zerschmetterter Körper. Wie eine Puppe auf einem Müllhaufen zu Hause in Guanajuato.
    Jetzt hört sie wieder Schritte. Sie zieht sich die dünne Decke fest über die Schultern und kneift die Augen zu – wenn sie nichts sehen kann, vielleicht wird sie dann auch nicht gesehen.
    Sie hört die raue Stimme eines Mannes.
    »Welche ist es?«
    Männer gehen mit schweren Schritten um die Matratze herum, bleiben stehen und gehen wieder weiter. Sie zieht die Decke fester um sich, kneift die Augen zusammen, bis es weh tut. Aber es hilft nichts. Sie merkt, dass die Füße neben ihr stehen bleiben, dann hört sie den Mann sagen: »Die hier.«
    Als sie die große Hand auf ihrer Schulter spürt, öffnet sie die Augen trotzdem nicht. Sie riskiert es, ihre Hand zu bewegen und das Kreuz um ihren Hals zu halten und ganz fest zu drücken, als könnte sie damit verhindern, was gleich passieren wird. Sie hört den Mann sagen: »Ist schon gut, nena . Dir passiert nichts.«
    Dann wird sie hochgehoben.

90
    Über Pacific Beach dämmert der Morgen.
    Blassgelbes Licht sickert in den Nebel wie ein schwacher, unsteter Hoffnungsschimmer.
    Ein einsamer Surfer sitzt auf seinem Board in der aufbrausenden See.
    Boone Daniels ist es nicht.
    Auch nicht Dave the Love God, Sunny Day, High Tide oder Johnny Banzai.
    Nur Hang Twelve ist heute Morgen rausgepaddelt. Jetzt sitzt er da und wartet auf Menschen, die nicht kommen werden.
    Die Dawn Patrol fehlt.

91
    Die Mädchen kommen hinter der Baumreihe hervor, die die Erdbeerfelder begrenzt. Sie marschieren wie patrouillierende Soldaten auf das Schilf zu.
    Teddy Cole beobachtet sie.
    Er hat draußen im Schilf übernachtet, sein Körper schmerzt vor Kälte, und er versucht zitternd, die Umrisse der Mädchen voneinander zu unterscheiden. Er späht in den Nebel und will einzelne Gesichter erkennen. Er riecht den stechenden Rauch eines Kochfeuers hinter ihm, Tortillas werden in einer flachen Pfanne über der offenen Flamme erhitzt.
    Teddy sieht, wie sich die Gestalten der Mädchen immer deutlicher abzeichnen, und er nimmt die feinen Unterschiede in Körperbau und Gangart wahr. Er kennt jedes dieser Mädchen – ihre Arme und Beine, die Beschaffenheit ihrer Haut und ihr schüchternes Lächeln. Sein Herz klopft vor Sorge und Hoffnung, als er die einzelnen Gesichter erkennt.
    Ihres ist nicht dabei.
    Er sieht noch einmal hin, kämpft gegen die Enttäuschung und ein unbeschreibliches Verlustgefühl an, aber sie ist nicht da.

92
    Sunny sitzt mit einem Kräutertee am Computer und checkt die Wellenfront. Nicht, dass sie ein ausgeklügeltes Computerprogramm bräuchte, um zu wissen, dass sie morgen Vormittag, so sicher wie Weihnachten, eintreffen wird. Sie spürt sie da draußen anschwellen. Eine schwere, schwangere See. Sie spürt, wie sich ihr Herzschlag der Intensität der heranrollenden Wellen anpasst – ein schwerer, tiefer Trommelschlag in ihrer Brust.
    Sunny überprüft Wind und Strömungen, um herauszufinden, wo sie die Welle am besten erwischen kann, ihre Welle. Sie sieht bei den Surf Cams nach, aber eigentlich ist es noch zu

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