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Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Smoltczyk
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zurückkam, saßen der Prälat und Eloise auf einem Sofa. Das heißt, Eloise hockte auf der Kante wie bereit zum Absprung und versuchte, den fuchtelnden Armen des alten Mannes nicht zu nahe zu kommen. »Menschen wollen Wunder. WUNDER ! Was hätte man sonst von all dem Beten, Glauben, Kerzenspenden, ganz zu schweigen von der Kirchensteuer? Glaubt ihr, dass Gott, der Allmächtige und Allgegenwärtige, sich gemütlich zurücklehnt und die Menschen machen lässt? Wenn es nicht zumindest vorstellbar wäre, dass ER mal Fünfe gerade sein ließe, und sei es nur ein einziges Mal, dann wäre alles Beten umsonst. Eine Welt ohne Wunder wäre eine Welt ohne Gott, also eine leere Welt. Wenn alles erklärbar wäre, dann bräuchten wir keinen Glauben, sondern nur ein gutes Lexikon.«
    Mein Gott, so eine Rede hatte ich noch nie gehört. Ich hatte nicht alles verstanden, aber es sah ganz so aus, als redete der Monsignore mit uns wie mit Erwachsenen, was schon mal ein Punkt für ihn war.
    »Romam venite, fidem perdite«, murmelte Dienstbier und schüttelte den Kopf. Wohl so eine Art Zauberspruch. Dann zerrte er ein abgegriffenes Buch unter einem leeren Vogelkäfig hervor. Das hielt er uns mit seinen fleckigen Händen vor die Nasen: »Die drei Gesetze der Wolken. Eine Untersuchung darüber und Anleitung dazu, wie Schwärme schwärmen. Verfasst von Monsignore Dr. theol. Ambrosius Dienstbier, SJ .« Offenbar hatte er es selbst geschrieben. Eines von den unglaublich wichtigen Werken, die in einer Auflage von einem Exemplar erscheinen.
    »Eine Vogelwolke ist nur ein großes Durcheinander, meint ihr? Unsinn! Völliger Unsinn. Es gibt drei Gesetze, wie sich so eine Wolke verhält.«
    Dann fing er an, mit einem komisch riechenden Filzstift Formeln, Pfeile und Kringel auf ein Blatt zu malen. Und jede Menge Punkte. Das sollten die Stare sein. Dabei redete er mit einer Begeisterung wie die Jungs aus unserer Klasse über Fußball. Der Mann hatte offenbar völlig vergessen, dass er nicht allein in seiner Werkstatt war. Was ich verstanden hatte, war jenes: In einer Vogelwolke fliegt jeder Vogel so, dass er immer den gleichen Abstand zu den anderen hat. Erstes Gesetz. Und er fliegt – zweites Gesetz – möglichst immer in der Mitte. Und drittens achtet er nur auf die sieben Vögel, die direkt vor und neben ihm fliegen. »Das sind die drei Regeln. Sie gelten immer. Letzten Endes hängt es von drei, vier Tieren ab, wohin der ganze Haufen fliegt. Und das ist meine Entdeckung! Wenn ich es schaffe, vier Vögel zu lenken, kann ich den kompletten Schwarm lenken. Das ist mein Algorithmus! Der Dienstbier-Algorithmus. Versteht ihr?«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Nein. In Mathe haben wir erst Brüche gehabt.«
    Der Prälat schaute etwas verwirrt, als wäre er gerade aufgewacht. Dann sagte er: »Nun gut, Kinder, ist ja auch egal. Hauptsache, meine Schwarmfernsteuerung funktioniert.«
    »Funktioniert sie denn?«, fragte Eloise. Das hätte sie vielleicht nicht tun sollen.
    »Wie bitte? Natürlich, NATÜRLICH  …« Der Prälat holte tief Luft, sein Kopf wurde rot, und ich wusste, dass gleich ein Wutanfall oder ein entsetzlicher Algenrhythmus oder sonst etwas kommen würde. Aber kurz vor der Explosion machte es nur »pffffff«. Dienstbier ließ die Schultern hängen und atmete langsam und ruhig aus. Dann murmelte er leise: »Natürlich klappt es noch nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe. Es gibt noch eine winzig kleine Schwierigkeit. Ich kann den Schwarm lenken, ich kann einfache Formen bilden, aber keine schwierigen. Es fehlt mir der Algorithmus, um die genaue Form des Schwarms zu bestimmen, versteht ihr?«
    »Nein.«
    »Nein? Nun gut. Also, anders gesagt: Ich kann Vogelwolken beeinflussen, aber ich kann nicht mit Sicherheit wissen, welche Form sie annehmen. Wenn ich ein Kreuz möchte, machen sie vielleicht eine Kugel. Wenn ich Jesus formen will, wird Micky Maus draus. Es ist zum Verrücktwerden. Gestern dann dachte ich, ich hätte es geschafft, hatte die neuen Werte in meinen Poimnographen eingegeben. Aber ich ahne schon, ihr glaubt mir nicht. Kommt mit.«
    Der Prälat ging mit schlurfenden Schritten durch sein Arbeitszimmer. Von draußen hörte man das Plätschern der beiden Brunnen auf dem Petersplatz, das Tschilpen der Schwalben und den Lärm der Touristen. Noch zwei Wochen bis zu den Ferien, dachte ich, obwohl das nun wirklich nicht wichtig war.
    Er führte uns durch den Gang, nickte kurz dem Kruzifix zu wie einem alten Bekannten und machte sich

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