Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Smoltczyk
Vom Netzwerk:
an einer Tür zu schaffen. »Komisch, habe ich denn gar nicht abgeschlossen? Ich werde wirklich vergesslich«, murmelte er und stieß die Tür auf. »Da steht er«, sagte Dienstbier und strahlte uns an.
    In dem Raum standen ein uralter Tisch und zwei ziemlich wacklige Stühle und ein halb leerer Joghurtbecher, daneben ein Löffel und ein weißer Klecks. Sonst sah ich nichts.
    »Ähm«, sagte ich.
    Der alte Prälat drehte sich um und erstarrte. Ich meine, er wurde noch bleicher als sonst und brauchte gefühlte fünf Minuten, bis er einen Ton herausbringen konnte.
    »Krrrmmmpp.« Das war der Ton. Als würde man einen Pingpongball verschlucken.
    Dann bewegte er sich wie in Zeitlupe zweimal rund um den Tisch und tastete schließlich auf der leeren Tischplatte herum.
    »Weg.«
    »Soll ich einen Lappen holen? Das ist doch nur ein Joghurtklecks, der geht schnell weg«, sagte Eloise.
    »Weg«, kam es wieder aus dem bleichen Gesicht des Alten. »Jetzt ist alles vorbei. Mein Poimnograph ist verschwunden. Ich hatte ihn hier auf den Tisch gestellt.«
    Er schaute unter den Tisch und in alle Ecken des Zimmers und nahm wieder und wieder den Joghurtbecher in die Hand, als könnte sich darin sein Schwarmschreiber versteckt haben.
    Dann fiel mir die offene Wohnungstür ein.
    »Die Tür stand vorhin offen, als ich aufs Klo ging. Vielleicht ist die Putzfrau gekommen und hat ihn weggeräumt?«
    »Die Tür?! Die steht nie offen. Das vergesse ich nicht. Ich weiß doch, was auf dem Spiel steht. Nein, der Poimnograph ist weg, weil …« Er knickte in den Knien ein und konnte sich gerade noch auf einen der Stühle retten. »… weil ihn jemand gestohlen hat! Versteht ihr? GESTOHLEN .«
    Wir konnten uns Schlimmeres vorstellen. Da hatten die armen Stare jetzt wenigstens ihre Ruhe und mussten nicht auch noch Formationsflüge veranstalten, nur weil ein Priester im Rentenalter mit der Welt nicht mehr einverstanden war. Was können die Stare dafür, dass Leute lieber ans Meer fahren, als in Kirchen herumzusitzen?
    »Was mache ich nur, was mache ich nur?«, stammelte Dienstbier vor sich hin.
    Er tat mir jetzt ein wenig leid. Zum Trost sagte ich: »Dann fliegen die Vögel eben wieder in Klumpen, ist doch egal.«
    »Wenn es nur so einfach wäre«, seufzte der Alte. »Wenn es nur so einfach wäre …«
    War es aber anscheinend nicht. Draußen ging etwas vor. Das war jedenfalls der Verdacht von Priester Dienstbier. »Das war kein normaler Einbrecher. Da wusste jemand, wonach er suchte. Irgendjemand hier im Vatikan muss von meinen Versuchen erfahren haben. Kinder, ihr wisst ja nicht, wie viel hier herumgetratscht wird. Nein, da hat jemand einen Plan. Das ist ganz sicher. Aber ob es ein guter Plan ist, das weiß keiner. Ich glaube, es braut sich etwas Böses zusammen. Ich habe Angst, dass es ein Menetekel gibt.«
    Schon wieder so ein Wort. »Ach so, entschuldigt bitte. Ein Menetekel ist ein Zeichen, ein Hinweis auf ein drohendes Unheil. Der König Belsazaar hatte damals in Babylon ein Zeichen gesehen, und ihr wisst ja, was dann geschah.«
    Ich hatte keine Ahnung. Ich wusste nur, dass es jetzt wirklich Zeit war zu gehen. »Stellt euch vor, was passiert, wenn der Papst seine große Audienz hält. Die ganze Welt schaut ihm zu und am Himmel über ihm erscheint Micky Maus. Oder …« Er stockte kurz, als wäre ihm ein Gedanke gekommen, dann sprach er leise weiter: »… ein Kopf mit zwei Hörnern. Eine Teufelsfratze. Es wäre furchtbar. Furchtbar. Wir müssen das Gerät finden.«
    Wieso hatte er »wir« gesagt? Eloise hatte wohl den gleichen Gedanken: »Was haben wir damit zu tun, Herr Priester?«
    »Nichts. Aber wieso standet ihr genau in dem Moment vor meiner Tür, als ich Hilfe brauchte?« Er bekreuzigte sich. »Ich bin zu alt, um mich auf die Suche zu machen. Und im Vatikan kann ich niemanden fragen, weil …«
    »Warum nicht?«
    Dienstbier zögerte. »Nun, weil es nicht zu den, ähm, vorrangigsten Aufgaben eines päpstlichen Prälaten gehört, mit dem Fernrohr Starenwolken zu beobachten. Geschweige denn, sich Geräte auszudenken, um Gott«, er bekreuzigte sich wieder, »ins Handwerk zu pfuschen.« Dann stand er auf und schob uns eilig in Richtung Tür: »Und leider kenne ich außerhalb des Vatikans niemanden mehr. Alle tot, alle fort. Nun tut was, Kinder.«



6. Kapitel
    Ein mächtiger Mann macht sich unmöglich und Benito macht sich verdächtig
    Einer der Lieblingssätze meines Papas ist: »Ich schaue eigentlich nie fern. Nur die Nachrichten.«

Weitere Kostenlose Bücher