Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
private psychiatrische Anstalt Sankta Maria Hjärta einliefern.
Dort begegnete er Beverly, die damals erst vierzehn Jahre alt war.
Axel hatte wie üblich schlaflos in seinem Zimmer gelegen, es war ungefähr drei Uhr nachts und vollkommen dunkel gewesen, als sie seine Tür öffnete. Sie war ein unseliger Geist, ein Walker, nachts lief sie durch die Anstaltsflure. Vielleicht suchte sie nur jemanden, bei dem sie bleiben konnte.
Als das Mädchen hereinkam, lag er schlaflos und verzweifelt in seinem Bett. Sie stand regungslos vor ihm, ihr langes Nachthemd hing bis auf den Fußboden herab.
»Ich habe es hier leuchten sehen«, flüsterte sie. »Von dir geht ein Licht aus.«
Nach diesen Worten war sie einfach zu ihm gegangen und hatte sich in sein Bett gelegt. Er war vor Schlafmangel noch immer ganz krank gewesen und wusste nicht, was er tat, er packte sie fest, viel zu fest, und presste sie an sich.
Sie sagte nichts, lag einfach nur da.
Er klammerte sich an ihren kleinen Körper, presste sein Gesicht in ihren Nacken und schlief plötzlich ein.
Er fiel in Träume und die Wasser des Schlafs.
Beim ersten Mal währte es nur ein paar Minuten, aber danach kam sie jede Nacht zu ihm.
Er griff nach ihr, hielt sie fest an sich gedrückt und schlief schweißgebadet ein.
Seine psychische Instabilität verschwand wie Wasserdampf von Glas, und Beverly hörte auf, durch die Korridore zu wandeln.
Axel Riessen und Beverly Andersson beschlossen, das Sankta Maria Hjärta zu verlassen, und was danach geschah, war eine stille und verzweifelte Übereinkunft zwischen den beiden.
Sie waren sich im Klaren darüber, dass die wahre Natur ihres Arrangements ein Geheimnis bleiben musste, aber offiziell erhielt Beverly die Erlaubnis ihres Vaters, so lange zur Untermiete in einer Einliegerwohnung bei Axel Riessen zu wohnen, bis sie ein eigenes Zimmer finden würde.
Beverly Andersson ist inzwischen fünfzehn Jahre alt, und bei ihr ist eine Borderline-Störung diagnostiziert worden. In ihren Beziehungen zu anderen Menschen ist sie maßlos, ihr fehlt die Fähigkeit, Grenzen zu ziehen. Sie verfügt über keinen normal entwickelten Selbsterhaltungstrieb. Früher wurden Mädchen wie Beverly in Irrenanstalten gesteckt und aus Angst vor ungezügelter Sexualität und Unsittlichkeit zwangssterilisiert oder lobotomiert.
Nach wie vor sind es Mädchen wie Beverly, die immer mit den falschen Leuten nach Hause gehen und ihr ganzes Vertrauen in jene setzen, die ihnen nichts Gutes wollen. Doch Beverly hat das Glück, Axel Riessen gefunden zu haben. Das sagt er sich regelmäßig selbst, denn er ist kein Pädophiler, er hat nicht vor, ihr wehzutun oder mit ihr Geld zu verdienen. Er braucht sie nur, um Schlaf zu finden, um nicht unterzugehen. Sie spricht oft davon, dass er sie heiraten wird, wenn sie groß genug dafür ist.
Axel Riessen lässt sie ihre Fantasien rund um die Hochzeit spinnen, weil es sie ruhig und zufrieden macht. Er redet sich ein, dass er sie so vor ihrer Umwelt schützt, weiß aber natürlich, dass er sie gleichzeitig ausnutzt. Er schämt sich, findet aber keinen Ausweg, weil er sich davor fürchtet, erneut in der großen Schlaflosigkeit zu landen.
Mit der Zahnbürste in der Hand kommt Beverly aus dem Badezimmer. Sie nickt zu den drei Geigen, die an der Wand hängen.
»Warum spielst du nicht auf ihnen?«
»Ich kann nicht.« Er lächelt.
»Sollen die da einfach nur rumhängen? Dann gib sie doch lieber jemandem, der spielt.«
»Ich mag die Geigen, weil ich sie von Robert bekommen habe.«
»Du sprichst fast nie über deinen Bruder.«
»Das ist kompliziert …«
»Er baut Geigen in seiner Werkstatt«, sagt sie.
»Ja, Robert baut seine Geigen … und spielt in einem Kammerorchester.«
»Könnte er nicht auf unserer Hochzeit spielen?«, fragt sie und streicht sich Zahncreme aus den Mundwinkeln.
Axel sieht sie an und hofft, dass sie nicht wahrnimmt, wie starr sein Gesicht ist.
»Was für eine tolle Idee.«
Er spürt die Müdigkeit seinen Körper und sein Gehirn überfluten. Also geht er an ihr vorbei ins Schlafzimmer und lässt sich auf die Bettkante fallen.
»Ich bin ziemlich müde, ich …«
»Du tust mir leid«, sagt sie ernst.
Axel schüttelt den Kopf.
»Ich muss nur schlafen«, sagt er und ist auf einmal den Tränen nahe.
Er steht auf und sucht ein Nachthemd aus einem rosa Baumwollstoff heraus.
»Hier Beverly, bitte zieh das an.«
»Wenn du willst.«
Sie hält inne und betrachtet das große Ölgemälde von Ernst
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