Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
meine Tochter nicht zu schreiben.« Die Linien um ihren Mund vertieften sich. »Es würde nur noch mehr Schmerz und Demütigung über die Familie bringen, und ich persönlich bin der Meinung, wir haben genug gelitten.«
    »Ich finde, es ist an der Zeit, dass die Wahrheit ans Licht kommt.«
    »Erspar mir das, Tyler!« Sie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Hier geht es nicht um die Wahrheit, das weißt du genau. Es geht dir um Geld – um einen widerwärtigen Schundroman, nein, ich muss mich korrigieren, um die widerwärtige Dokumentation eines Verbrechens. Du und dein schmutziger Agent, ihr sucht doch nur den Nervenkitzel. Du willst aus der Tragödie deiner eigenen Familie Profit ziehen, also spiel dich nicht so auf mit deinen falschen hehren Ansprüchen. Du bist nicht hier, um die Wahrheit herauszufinden, sondern nur, um deine Brieftasche voll zu stopfen. Ich bin sicher, Wally steckt mit dir unter einer Decke. Als meine Tochter noch lebte, hatte er keinen Blick für sie übrig. Ich musste ihn vor Gericht bringen, damit er den mickrigen Unterhalt zahlte. Wally ist bloß auf schnelles Geld aus.«
    »Wenn du meinst.«
    »Wir wissen es beide.«
    Ty ließ sich von ihr nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte gewusst, dass ihn hier kein Mondscheinspaziergang erwartete. »Man könnte fast glauben, du willst gar nicht wissen, was Annie und ihrem Kind wirklich zugestoßen ist. Deinem Enkelkind.«
    Ein Schatten flog über ihr Gesicht, und sie wandte den Blick ab, heftete ihn auf die glatte, ruhige Wasseroberfläche des Pools. »Es ist egal«, flüsterte sie heiser. »Sie sind beide tot, Tyler.«
    »Ich glaube, dass Annie ermordet wurde.«
    »O Gott.« Sie schüttelte den Kopf. »Darüber wurde immer schon gemunkelt, aber das ist natürlich Unsinn. Es war nun mal so: Annie war sehr verwirrt. Hatte zu viel Angst, um sich an mich zu wenden.« Ihre Stimme brach, und ihr Kinn zitterte ein wenig. »Damit werde ich leben müssen, weißt du? Dass meine eigene Tochter bei jemand anderem Hilfe suchte, bei einer Radiopsychologin, die vermutlich nicht mal einen Doktortitel hat …« Estelle öffnete und schloss die Faust und grub die manikürten Fingernägel in ihre Handfläche. »Sie hat diese … diese Moderatorin angerufen, statt sich mir anzuvertrauen.«
    »Ich verstehe, dass das schwer ist.«
    »Schwer? Schwer?« Sie schaute ihn wieder an, aus ihren Augen loderten Hass und Selbstverachtung. »Das ist nicht schwer, Ty. Schwer ist es, eine Scheidung durchzustehen und von Kirche und Familie ausgegrenzt zu werden. Schwer ist es zuzusehen, wie die Eltern dahinsiechen und sterben, schwer ist es, sich um ein Kind zu kümmern, dem der desinteressierte Vater das Herz gebrochen hat. Annies Selbstmord war nicht schwer. Das war die Hölle!«
    »Falls sie ermordet wurde – willst du dann nicht wenigstens, dass der Mörder gestellt und seiner gerechten Strafe zugeführt wird?«
    »Sie ist nicht ermordet worden.«
    »Ich habe Beweise …«
    »Ich kenne all diese Theorien, von wegen Gras oder Erde auf dem Teppich und der Rosenschere und … und … die Art und Weise, wie sie sich die Pulsadern aufgeschnitten hat … Das sagt nichts … Nichts! Bitte, Tyler, tu’s nicht, um Gottes willen, füge der Familie nicht noch mehr Schmerz zu.« Trotz ihres perfekten Make-ups und der teuren weißen Tenniskleidung sah sie plötzlich sehr alt aus, und eine Sekunde lang zweifelte Ty an seiner Mission.
    »Wer war der Vater von Annies Kind?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie presste die Lippen zusammen. »Vermutlich dieser schreckliche Junge, mit dem sie ging – der Drogenabhängige.«
    »Nein, Estelle. Die Blutgruppen stimmen nicht überein.«
    Zwei kleine Falten erschienen zwischen ihren Brauen. »Dann weiß ich es nicht.«
    »Natürlich weißt du’s.«
    »Ich sagte dir bereits, dass meine Tochter sich mir nicht anvertraut hat. Vielleicht … vielleicht hat sie es dieser Frau im Radio erzählt.«
    »Nein. Du weißt es. War dein Mann der Vater?«
    Ihr Gesicht wurde aschfahl, sie rang nach Luft. »Nein …«
    »Dein Sohn?«
    »Hast du den Verstand verloren? Das hier ist mein Haus, du hast kein Recht –«
    »Traf sie sich mit einem anderen Mann?«
    »Ich warne dich. Wenn du glaubst, du könntest den Namen meiner Tochter in den Schmutz treten, ihren Ruf beflecken und vernichten, was von der Würde dieser Familie noch übrig ist, dann wirst du es bereuen.«
    »Ich will nur die Wahrheit wissen.«
    »Nein, du willst die Tatsachen verdrehen, um ein Buch zu

Weitere Kostenlose Bücher