Pain - Bitter sollst du buessen
an.
»Zunächst ja. Woher kennt er die Nummer der zweiten Telefonleitung? Er hat nach der Sendung angerufen, Leitung eins – die Leitung, die im Telefonbuch aufgeführt ist – war frei, und trotzdem hat er sich auf Leitung zwei gemeldet.«
Ty biss die Zähne zusammen. »Du glaubst, er ist ein Mitarbeiter des Senders?«
»Ich weiß nicht, aber die Möglichkeit besteht durchaus.«
»Hast du das der Polizei erzählt?«
»Noch nicht. Ich wollte gestern Nacht nichts sagen, weil ich die Kollegen nicht erschrecken mochte.«
»Oder warnen«, fügte er hinzu.
»Weder Tiny noch Melanie hätten anrufen können.«
»Aber sie könnten mit einem Komplizen zusammenarbeiten.«
Sie schüttelte den Kopf. »Möglich wäre es, ja … Aber ich wüsste nicht, warum sie so etwas tun sollten. Wahrscheinlicher wäre es, wenn George Hannah oder jemand, der direkten Nutzen aus dem Zuwachs an Hörern zieht, dahintersteckte. Melanie will meinen Job, ob sie es zugibt oder nicht. Sie hofft darauf, dass ich mich zur Ruhe setze oder umziehe, dann könnte sie einspringen. Oder sie wechselt zum Konkurrenzsender, dann wäre es ihr Bestreben, mein Publikum mitzunehmen … Nun ja, beides ist ein bisschen weit hergeholt. Und Tiny … der Typ ist bis über beide Ohren in mich verknallt. Ich weiß, das klingt eingebildet, aber es stimmt nun mal.«
»Ich glaub’s dir«, sagte Ty.
»Keiner von beiden würde mir schaden wollen. Wir verstehen uns viel zu gut. Ich glaube eher, dass irgendwer vom Sender die Nummer unbeabsichtigt an einen Freund oder Bekannten weitergegeben hat.«
»Oder absichtlich«, ergänzte Ty und presste die Lippen aufeinander. »Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass John einer von deinen Kollegen ist.« Er drückte liebevoll ihre Schulter, doch der Blick seiner nussbraunen Augen jagte Sam einen Schauer über den Rücken. »Und wenn der Scheißkerl irgendwelche Beziehungen zum Sender hat, kriegen wir ihn, verlass dich drauf.«
[home]
27 . Kapitel
D as gleiche Muster wie bei den anderen«, sagte Montoya. Er hockte in dem schäbigen Hotelzimmer neben dem Opfer. Wie die früheren auch war sie in Pose gebettet, die Hände wie zum Gebet gefaltet, die Beine gespreizt. »Aber sieh dir das an.« Er deutete auf einen Fleck direkt über der Halsgrube. »Das hier ist anders, eine weitere Druckstelle, als hätte etwas an der Kette gebaumelt … vielleicht ein Medaillon oder ein Glücksbringer oder ein Kreuz. Verstehst du, als wäre sie mit ihrer eigenen Halskette erwürgt worden.«
»Oder mit seiner«, setzte Bentz hinzu, und der Magen wollte sich ihm umdrehen. »Er führt seine eigene Spezialschlinge ja bei sich.«
»Und er hat eine Trophäe mitgenommen. Da, am rechten Ohr – lauter Metall. Ein Ohrring fehlt.«
»Lief das Radio?«
»O ja. WSLJ war eingestellt.«
Bentz warf einen Blick auf den Nachttisch … und entdeckte den Hundertdollarschein mit den geschwärzten Augen. Alles Teil der Handschrift des Perversen. Aber was hatte das zu bedeuten? Warum blendete er Benjamin Franklin? Damit er nicht zuschauen konnte? Damit er, der Täter, nicht erkannt wurde? »Wann ist der Tod eingetreten?«
»Schätzungsweise gegen Mitternacht. Der Leichenbeschauer ist auf dem Weg hierher, der wird uns Genaueres sagen können.« Montoya schnalzte mit der Zunge. »Sie ist jünger als die anderen.«
Sie ist jünger als Kristi,
dachte Bentz und biss die Zähne aufeinander. Dieses tote Mädchen, ob sie nun Nutte war oder nicht, war jemandes Kind, jemandes Freundin, wahrscheinlich jemandes Schwester und möglicherweise jemandes Mutter. Seine Kiefer verkrampften sich so sehr, dass es schmerzte. Welches Schwein tat so etwas?
»Sie ist aus der Gegend, ist schon öfter mal aufgegriffen worden.« Er reichte Bentz einen Plastikbeutel mit dem Ausweis des Opfers. »Und schau dir das an …« Durch das Plastik hindurch fächerte Montoya den Führerschein des Mädchens, die Versicherungskarte und ein paar Fotos auf, bis eine abgenutzte Visitenkarte sichtbar wurde. »Das ist es doch, wonach du suchst.«
Es war die bei WSLF übliche Geschäftskarte, und in einer Ecke stand der Name Dr. Samantha Leeds, Moderatorin von ›Mitternachtsbeichte‹, auch bekannt als Dr. Sam.
»Mist«, entfuhr es Bentz mit einem neuerlichen Blick auf die Leiche. Die Leute von der Spurensicherung sammelten Beweismaterial, der Fotograf machte Fotos vom Tatort.
»Du warst so verdammt sicher, dass ein Zusammenhang besteht … Tja, sieht aus, als solltest du Recht
Weitere Kostenlose Bücher