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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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danke.«
    Hinter Melanies Lächeln schien sich etwas anderes zu verbergen. »Ich bin um ein paar Ecken herum mit Jefferson Davis verwandt, wusstest du das?«
    »Ich hab’s gehört.«
    »Wenn es sein muss, kann ich problemlos einspringen. Das liegt in meinen Genen.«
    »Na, dann danke Gott für deine Gene! Aber ich krieg das schon hin.« Sam würde nicht zulassen, dass ein weiterer gefälschter Anruf sie um ihren Job brachte. »Ihr zwei …«, sie deutete auf Melanie und Tiny, »… ihr prüft die Anrufe und zeichnet sie auf. Wir haben nur noch eine Viertelstunde Sendezeit.« Während der Werbespot für eine ortsansässige Telefongesellschaft verhallte, stellte sie ihren Kopfhörer ein, zog das Mikrofon näher heran und brachte es in Position.
    »Okay, hier ist Dr. Sam, ich bin wieder im Rennen. Bitte entschuldigt die Unterbrechung. Wie ihr sicher bereits gehört habt, gab es heute Nacht ein paar technische Probleme im Sender.« Es war eine durchschaubare Lüge, und wahrscheinlich büßte sie dadurch bei den Hörern an Glaubwürdigkeit ein, doch sie konnte dem Publikum unmöglich die Wahrheit sagen. »Gut, machen wir dort weiter, wo wir vor ein paar Minuten stehen geblieben sind. Wir haben darüber geredet, wie unsere Eltern sich in unser Leben einmischen, dass sie uns aber auch brauchen. Mein Dad ist ein großartiger Mensch, aber er kann offenbar nicht akzeptieren, dass ich eine erwachsene Frau bin. Mancher von euch hat bestimmt schon Ähnliches erlebt.«
    Die Leitungen blinkten bereits wie verrückt. Die Terroranrufe hatten ein Gutes: Sie weckten Interesse. Der erste Anrufer auf Leitung eins wurde ihr als Ty gemeldet.
    Blitzschnell stieg das Bild eines großen Mannes mit einem umwerfenden Lächeln und unergründlichen Augen vor ihr auf. Wenngleich sie sich vor Augen hielt, dass der Anrufer nicht unbedingt ihr neuer Nachbar sein musste, zog sich ihr Magen zusammen. »Hallo«, meldete sie sich. »Hier spricht Dr. Sam. Wer ist dort?«
    »Ty«, antwortete er, und sie empfand eine Mischung aus Freude und vorsichtiger Zurückhaltung, als sie seine Stimme erkannte. Sie hätte gern gewusst, warum er gerade heute ihre Sendung hörte und wie es ihm gelungen war, nach der Frau, die vorgab, Annie zu sein, als Erster durchzukommen.
    »Was kann ich für dich tun, Ty?«, erkundigte sie sich und versuchte zu ignorieren, dass ihre Handflächen plötzlich feucht waren. »Hast du Probleme mit deinen Eltern? Oder mit deinen Kindern?«
    »Tja, was ich zu sagen habe, weicht ein bisschen vom heutigen Thema ab. Ich habe gehofft, Sie könnten mir vielleicht in einem Beziehungsproblem helfen.«
    »Ich will es versuchen«, erwiderte sie und fragte sich im Stillen, wohin das führen sollte. Wollte er ihr mitteilen, dass er nicht frei war, dass es schon eine Frau in seinem Leben gab? Warum hatte er dann erst neulich nachmittags so offensichtlich mit ihr geflirtet? »Also, Ty, was ist das Problem?«
    »Na ja, ich bin gerade erst in diese Gegend gezogen, und ich habe eine Frau kennen gelernt, die mich interessiert«, sagte er gedehnt mit seiner weichen Aussprache, und ihre bösen Vorahnungen verflüchtigten sich, zumindest teilweise.
    »Beruht das Interesse auf Gegenseitigkeit?« Sam musste unwillkürlich lächeln.
    »O ja, ich glaube schon, aber sie gibt sich ziemlich unnahbar.«
    »Woher weißt du dann, dass sie dich näher kennen lernen möchte? Vielleicht täuscht sie ihre Unnahbarkeit gar nicht vor.«
    »Sie will, dass ich genau das glaube, aber ich sehe es in ihren Augen. Sie ist durchaus interessiert. Mehr als interessiert. Nur zu stolz, es zuzugeben.«
    Samanthas Lächeln wurde breiter, und ihr kroch es heiß am Hals empor. »Sie ist so leicht zu durchschauen?«
    »Klar, aber das weiß sie nicht.«
    Toll. »Vielleicht solltest du es ihr sagen.«
    »Ich werde gründlich darüber nachdenken«, entgegnete er langsam, und Sams Herz begann zu rasen. Sie hätte gern gewusst, wie viel von den Zwischentönen in dieser Unterhaltung Melanie und Tiny heraushörten … oder ob womöglich alle, die die Sendung verfolgten, diese heimlichen Schwingungen mitbekamen.
    »Aber ich warne dich, Ty: Vielleicht ist diese Frau gar nicht so hingerissen von dir, wie du vermutest.«
    »Das werde ich wohl selbst herausfinden müssen, wie? Ich muss irgendwas tun.«
    O Gott. Ihr stockte der Atem. »Das wäre logischerweise der nächste Schritt.«
    »Aber Sie und ich, wir wissen beide, dass Logik manchmal nicht besonders viel mit dem zu tun hat, was zwischen einem

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