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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Das heißt, ich habe recherchiert, nachdem … Ich glaube, damals lebte er irgendwo im Nordwesten.« Sie zog die Brauen zusammen, und ihre glatte Stirn furchte sich.
    »Sein Name?«
    »Wally … Oswald Seger, glaube ich. Oder so ähnlich.« Sie brachte ein schmales, freudloses Lächeln zustande. »Vor neun Jahren hätte ich Ihnen das alles noch genauer sagen können. Dafür habe ich quasi gelebt. Ich habe versucht, die Sache zu begreifen, aber dann … na ja, dann habe ich beschlossen, sie hinter mir zu lassen.«
    Das konnte Bentz ihr nicht verdenken, doch jetzt musste all das wieder ans Tageslicht gezerrt werden; dafür hatte derjenige, der Samantha Leeds terrorisierte, gesorgt. »Haben Sie schriftliche Aufzeichnungen? Namen, Adressen, sonst irgendwas?«
    Sie zögerte; ihre Augen wurden schmal. »Ja, ich habe eine Kiste voller Notizen und Kassetten und so weiter. Bevor ich umgezogen bin, hätte ich sie beinahe weggeworfen, aber dann habe ich sie doch mitgenommen und mit dem Weihnachtsschmuck und alten Steuerbelegen auf den Dachboden gestellt. Ich kann sie Ihnen gern vorbeibringen.«
    »Rufen Sie mich an, wenn Sie die Sachen gefunden haben, dann lasse ich sie abholen. Ich möchte gern alles sehen, was Sie haben.« Er machte sich eine Notiz und fügte hinzu: »Was wissen Sie sonst noch über Annie? Hatte sie weitere Verwandte oder enge Freunde?«
    »Einen Bruder. Ken, nein … Kent.«
    »Und der Freund? Der Vater ihres Kindes?«
    »Ryan Zimmerman, glaube ich. Er war ein paar Jahre älter. Ein großer Sportler, soviel ich weiß, aber ich erinnere mich nicht mehr so richtig.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe lange gebraucht, um alles zu vergessen.« Die Linien um Mund und Augen verrieten ihre Anspannung. Die Frau Doktor nahm sich ziemlich zusammen, doch die Belästigungen und Drohungen machten ihr sichtlich zu schaffen. Sie schwitzte, und die dunklen Ringe unter ihren Augen ließen vermuten, dass sie in den letzten Tagen nicht viel Schlaf bekommen hatte.
    »Ich habe mir die Aufzeichnungen angehört«, erklärte Bentz. »John hat erneut angedeutet, dass Sie Prostituierte gewesen seien. Was soll das?«
    »Er ist nicht richtig im Kopf.«
    »Also steckt kein Körnchen Wahrheit darin?«
    Abrupt sprang sie auf und beugte sich über den Schreibtisch, die Handflächen auf einen Stapel von Briefen und Akten gestützt. Die Niedergeschlagenheit, die Bentz noch kurz zuvor bei ihr festgestellt hatte, war verflogen. Auf ihren Wangen zeichneten sich zwei rote Flecken ab. »Ich dachte, das hätte ich längst klargestellt!«, schnappte sie, und ihre grünen Augen sprühten Feuer. »Ich habe mich noch nie im Leben, nicht eine Sekunde lang, in irgendeiner Form als Prostituierte verdingt …« Ihre Stimme wurde dünner, und sie schloss die Augen, als würde sie um Fassung ringen. Bentz’ Magen krampfte sich zusammen. Er bemerkte, dass auch Montoya aufhorchte. Er hatte ins Schwarze getroffen. »Hören Sie«, sagte sie ruhig. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. »Ich habe mich nie verkauft, doch es gab eine Zeit, als ich auf dem College war, in der ich im Rahmen einer Forschungsarbeit die Bekanntschaft einiger Straßenmädchen gesucht habe … hier in New Orleans. Ich bin mit ihnen auf die Straße gegangen, habe beobachtet, wie sie ihr Geld verdienten, welche Sorte von Männern sie auflasen, wie sie eine gute Nummer von einer schlechten unterschieden –Psychogramme von Prostituierten. Es ging nicht nur um das älteste Gewerbe der Welt, sondern um die Subkultur der Stadt bei Nacht.« Sie ließ sich langsam wieder nieder und schaute Bentz offen an. »Aber ich verstehe nicht, was das mit dieser Sache zu tun haben soll …«
    »Das haben Sie für ein Seminar gemacht?«, wollte Montoya wissen, und der Zweifel in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Ja!« Ihr Kopf fuhr herum. »Und ich habe eine sehr gute Note bekommen!«
    »Lässt sich irgendwie nachweisen, dass Sie an dem Seminar teilgenommen haben?«
    »Hören Sie, ich bin nicht hierher gekommen, um mich beleidigen zu lassen. Falls Sie mir nicht glauben, können Sie sich an meinen Professor wenden … O Gott.« Sie biss heftig die Zähne zusammen und hob den Blick zur Zimmerdecke, als suchte sie nach Spinnweben.
    »Was denn?«
    »Mein Professor damals war mein heutiger Exmann«, erklärte sie und schüttelte leicht den Kopf. »Ich, hm, ich war Studentin bei ihm. Aber Sie können ihn anrufen. Dr. Jeremy Leeds an der Tulane-Universität.«
    »Wir werden das überprüfen.«

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