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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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und der Rauch ungebetene Gäste anzulocken, vielleicht sogar diejenigen, die zuvor die ehemaligen Besitzer des Karrens niedergemetzelt hatten. Gleichgültig. Arekh hatte keine Lust mehr, sich damit zu befassen, Risiken abzuwägen. Ihre Überlebenschancen waren ohnehin so gering, dass ihnen wohl nur noch wenige Nächte blieben - warum sollten sie die frierend zubringen?
    Bald loderte das Holzfeuer hoch und hell unter dem Wüstenhimmel, und Arekh und die kleine Sklavin wärmten sich an den Flammen und knabberten an den trockenen Fladen. Dem kleinen Mädchen war es gelungen, Marikani mit einigen Bissen wassergetränkten Mehls zu füttern, und es schien Arekh so - wenn es denn kein durch das Feuer verursachtes Trugbild war! -, dass die junge Frau wieder ein wenig Farbe bekam. Als die Glut irgendwann erlosch, schliefen sie wieder auf dem Teppich ein und verwendeten die prächtigen, seidenen Saris als Bettdecken.
    Am folgenden Morgen beschloss Arekh noch in der Dämmerung, die Umgebung zu erforschen. Als sie den Karren, der ihnen das Leben gerettet hatte, bemerkt hatten, waren sie keine Meile mehr davon entfernt gewesen und hätten ihn doch übersehen, wenn das kleine Mädchen nicht so gute Augen gehabt hätte.

    Wer wusste also, was sich noch in der Umgebung befinden mochte?
    Nichts. Arekh verbrachte gut zwei Stunden damit, die Gegend um ihren Zufluchtsort zu erforschen, wobei er darauf achtete, den Karren nie aus den Augen zu verlieren: Die Dünen glichen einander alle, und ohne diesen Anhaltspunkt hätte er sich rasch verlaufen.
    Nein, hier gab es nichts, noch nicht einmal eine ferne Unterbrechung des Horizonts, die ihnen ein wenig Hoffnung hätte schenken können. Arekh hatte gehofft, dass die Gegenwart des Karrens ein Zeichen war, dass er eine Straße oder ein Dorf finden würde, aber Himmel und Erde waren tödlich und zum Verzweifeln leer.
    Als er zurückkehrte, war Marikani erwacht. Sie war noch immer in Ketten und hatte sich die Handgelenke an dem Metall verbrannt, das sich während ihrer endlosen Wanderung erhitzt haben musste. Sie war bleich und mager, und ihre Haut schälte sich aufgrund des Sonnenbrands, aber sie war am Leben und bei Bewusstsein. Sie saß mit sehr geradem Rücken da und sah neugierig dem kleinen Mädchen zu, das sich vor das Zelt gehockt hatte, um die Bündel durchzuwühlen. Zum ersten Mal, seit er sie den Seelenlesern entrissen hatte, hatte Arekh das Gefühl, wieder die echte Marikani vor sich zu haben, die, mit der er durch die Königreiche gereist war und deren Worte ihn so sehr zu reizen vermochten.
    Und mit Marikani kehrten die Gefühle zurück, und mit den Gefühlen der alte Hass.
    Er betrat den Unterstand und warf ihr einen knappen Blick zu. »Habt Ihr gegessen?«
    Marikani nickte. »Fladen. Und ein bisschen Mehl.«
    »Geht es Euch besser?«

    Sie nickte erneut, und Arekh entfernte sich. Er wusste nicht, was er zu ihr sagen sollte, oder wusste vielmehr nur zu gut, was er ihr gern an den Kopf geworfen hätte. Und es gehörte sich nicht, eine Frau in Ketten hasserfüllt anzuschreien.
    Am Abend entzündete er wieder ein Feuer, und Marikani kam unter dem Karren hervor. Es fiel ihr schwer, aufzustehen - sie konnte ihre Hände nicht genug belasten, um sich darauf zu stützen -, aber am Ende gelang es ihr, und sie setzte sich zu ihnen. Sie aßen, ohne zu sprechen; das Kind reichte Marikani die Fladen und half ihr beim Trinken. Als sie fertig waren, sah Arekh den Wasserschlauch an, der jetzt nur noch zu einem Drittel gefüllt war. Sie würden verdursten, bevor das Mehl aufgebraucht war.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, erklärte er, den Blick in die Flammen gerichtet. »Wir können weiter in die Wüste gehen, in die Richtung, in die der Karren wollte, und hoffen, dass seine Besitzer wussten, wohin sie fuhren. Um in der Sonne zu überleben, müssen wir trinken. Wenn wir nachts wandern, werden wir weniger Wasser verbrauchen, werden aber nicht länger im Schutz unseres Zelts schlafen können. Wenn wir es so machen, wird der Schlauch keine zwei Tage mehr reichen. Aber natürlich haben wir jetzt Tücher, um uns besser zu schützen, und Nahrung.«
    »Wohin können wir binnen zweier Tage gelangen?«, fragte Marikani.
    Arekh zuckte mit den Schultern. »Theoretisch nirgendwohin. Die Nomaden haben mir einmal erzählt, man müsse zehn Tage nach Norden wandern, bevor man die Hochebenen erreicht. Aber wir können immer noch auf einen glücklichen Zufall hoffen: eine Oase, andere Flüchtlinge …«

    Er sah

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